100-m-Weltrekord für Asafa Powell

Der Frust von Osaka trieb Powell zwei Wochen nach der Final-Niederlage an den Leichtathletik-WM zum 100-m-Weltrekord. Seinen Exploit in Italien, bei dem er sich um drei Hundertstels steigerte, vollbrachte er mit einem Rückenwind von 1,7 Metern pro Sekunde; erlaubt sind 2,0 m/s. In der Vergangenheit hatte Powell bereits dreimal 9,77 Sekunden erreicht, letztmals 2006 bei Weltklasse Zürich.

Powell liess es am Sonntagnachmittag bereits im Vorlauf «krachen». «So etwas passiert, wenn ich auf meinen Trainer höre», lautete sein lapidarer Kommentar. «Ich habe es immer gewusst, dass ich in diesem Jahr noch einen Weltrekord in mir habe.»

Der Sohn eines Pfarrers liess sogar eine noch bessere Zeit liegen. Wenn er voll durchgelaufen wäre, hätte möglicherweise ein 9,6 aufgeleuchtet. Im Final schaffte Powell dann 9,78 Sekunden, allerdings bei Windstille und deutlich kühleren Temperaturen als während des Vorlaufs (26 Grad).

Entäuscht von Osaka

In Osaka hatte der favorisierte Jamaikaner enttäuscht. Hinter Tyson Gay (USA) und Derrick Atkins (Bah) war er bloss Dritter geworden, obwohl er nach 70 m noch geführt hatte.

An seiner Nervenschwäche war Powell auch 2004 an den Olympischen Spielen in Athen gescheitert. An den WM 2005 in Helsinki hatte er verletztungsbedingt gefehlt. Ob Powell 2007 zur Revanche gegen WM-Dominator Gay (dreimal Gold) antreten wird, ist noch nicht klar.

Auch in finanzieller Hinsicht wäre die Weltmeisterschaften ein besserer Zeitpunkt für den Weltrekord gewesen. In Osaka betrug die Prämie des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) für neue Bestmarken 100'000 Dollar, in Rieti erhielt Powell für seine 9,74 dagegen «bloss» 25'000 Dollar.

Gelöschte Rekordmarken

Ebenfalls 9,77 Sekunden und somit Weltrekord konnte bis am Sonntag auch Justin Gatlin (USA) vorweisen. Allerdings wurde der US-Boy wegen seines zweiten Dopingfalls inzwischen aus der Leichtathletik verbannt und seine Rekordmarke dürfte nach Abschluss der Prozesse analog zum «Fall Tim Montgomery» aus den Statistiken gelöscht werden.

Der Weltrekord von Landsmann Montgomery (USA/9,78), gelaufen am 14.09.02 in Paris, wurde im Dezember 2005 vom Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne aberkannt. Montgomery war nach einem auf Indizien gestützten Dopingprozess zu einer zweijährigen Sperre verurteilt worden. Auch der Rekord von Ben Johnson (Ka) von 9,79 Sekunden an den Olympischen Spielen in Seoul 1988 und zuvor 9,83 in Rom 1987 war gestrichen worden.

Die Entwicklung des 100-m-Weltrekords der Männer:
10,0 Sek. Armin Hary (De) 21.6.60 Zürich.
9,95 Jim Hines (USA) 14.10.68 Mexiko-Stadt.
9,93 Calvin Smith (USA) 3.7.83 Colorado Springs.
9,92 Carl Lewis (USA) 30.8.87 Rom.
9,90 Leroy Burell (USA)14.6.91 New York.
9,86 Carl Lewis (USA) 25.8.91 Tokio.
9,85 Leroy Burrell (USA) 6.7.94 Lausanne.
9,84 Donovan Bailey (Ka) 27.7.96 Atlanta.
9,79 Maurice Greene (USA) 16.6.99 Athen.
9,77 Asafa Powell (Jam)18.8.06 Zürich.

(smw/Si)