12 Jahre nach dem Titel von Rosset

publiziert: Samstag, 7. Aug 2004 / 00:14 Uhr

Zum zweiten Mal seit der Wiederaufnahme des Tennis in das olympische Programm versprechen die Tableaus in Athen ein sportliches Feuerwerk. Und dank Roger Federer könnten sich die goldenen Schweizer Tage von Barcelona durchaus wiederholen. Ambitionen hat auch Patty Schnyder.

Wenn Roger Federer antritt, hat er praktisch per Definition eine Siegeschance.
Wenn Roger Federer antritt, hat er praktisch per Definition eine Siegeschance.
Zwei seiner drei (hoch gesteckten) Saisonziele hat Roger Federer schon erreicht. Im Vormonat verteidigte der Schweizer Übersportler den Wimbledontitel erfolgreich, im Weltranking beträgt sein Vorsprung auf Andy Roddick (trotz der Erstrunden-Niederlage in Cincinnati) beinahe 1000 Punkte oder in etwa den Gegenwert eines Major-Titels.

Zusätzlich gewann Federer sieben weitere Turniere, darunter das Australian Open, die Masters-Series-Events in Indian Wells, Hamburg und Toronto sowie in Gstaad erstmals ein Heimturnier.

Selbst wenn er in diesem Jahr keine einzige Partie mehr gewinnen sollte, könnte man von einem die Vorstellungskraft sprengenden Jahr sprechen. Doch der am 8. August 23 Jahre alt werdende Federer hat ja noch dieses dritte Saisonziel, von dem er schon lange spricht: "Ich habe mich vier Jahre lang auf Athen gefreut. Mein Hauptziel ist eine Medaille."

Olympiapremiere

Dem wahrscheinlichen Schweizer Fahnenträger hat seine Olympiapremiere vor vier Jahren bleibende Eindrücke hinterlassen. Angereist als Weltnummer 36 und ohne einen Titel, überzeugte er und verpasste die überraschende Bronzemedaille erst nach vergebenen Matchbällen gegen Arnaud di Pasquale (Fr).

Schöne Momente hatte er aber auch neben dem Platz -- sei es, das Zusammenleben im Olympischen Dorf und das damit verbundene Entdecken neuer Freunde, sei es die beginnende Liebe zu Mirka Vavrinec. Verständlicherweise hofft er auf ein schönes Jubiläum mit seiner Herzensdame: "Ich würde zu gerne mit Mirka mit einer Medaille auf unser vierjähriges Zusammensein anstossen."

Gewaltige Konkurrenz

Die Mittel dazu hat er ohne Zweifel und die Leistungen in dieser Saison machen ihn natürlich zum unbestrittenen Favoriten. Von ihm aber zwingend Edelmetall, noch dazu Güldenes zu verlangen, wäre angesichts der gewaltigen Leistungsdichte im Männertennis übertrieben.

Das Tableau braucht keinen Vergleich mit einem Grand Slam zu scheuen: Nicht weniger als 26 der Top 30 der Weltrangliste sind auf den Hartplätzen im OAKA-Komplex eingeschrieben, unter ihnen (mit Ausnahme des verletzten Guillermo Coria, von Lleyton Hewitt und Andre Agassi) logischerweise die versammelte Weltelite -- und sie alle lauern auf das geringste Schwächezeichen des souveränen Branchenleaders.

Seit Barcelona, wo Marc Rosset die Schweizer Delegation mit der einzigen Goldmedaille rettete, war die Besetzung nie mehr so gut, phasenweise war sie sogar schwach: In Atlanta holte Andre Agassi Gold, wobei mehr als die Hälfte der Weltspitze fehlte.

Doppelte Chance

Wenn Roger Federer irgendwo antritt, hat er praktisch per Definition eine Sieges-, respektive in diesem Fall eine Medaillenchance. So auch im Doppel, wo er mit seinem Freund Yves Allegro zusammen spannt. Mit dem Walliser hat er 2003 in Wien gewonnen und dabei vier Weltklassepaare besiegt, zudem spielten sie in diesem Jahr im Daviscup insgesamt gut.

Ihre Konkurrenz ist aber auch sehr gross: Zu nennen gilt es in erster Linie die Bryan-Zwillinge (USA), Mahesh Bhupathi/Leander Paes (Ind), Michael Llodra/Fabrice Santoro (Fr), aber auch Wayne Arthurs/Todd Woodbridge (Au) oder Max Mirnyi/Wladimir Woltschkow (WRuss).

Schnyder mit reellen Chancen

Das Frauen-Tableau steht demjenigen der Männer in punkto Dichte nur wenig nach und dürfte trotz des angedrohten Spielerinnen-Boykotts (wegen Nichtberücksichtigung der durch die ITF nominierten Anca Barna und Marlene Weingärtner durch das Deutsche NOK) regulär stattfinden.

23 der besten 30 Frauen der WTA-Tour sind gemeldet, allerdings fehlen doch Topspielerinnen. Wimbledon-Siegerin Maria Scharapowa war am Stichtag Mitte Juni nur die Nummer 5 Russlands, Kim Clijsters (Be) ist verletzt und hatte wegen Problemen mit ihrem Sponsor ohnehin verzichtet, ebenso wie die in den letzten Wochen formstarke Lindsay Davenport. Die Championne von Atlanta hatte allerdings Sicherheitsbedenken ausgemacht.

Hohe Ambitionen hat Patty Schnyder, die auf ihrer Internetseite sagt: "Eine Medaille wäre ein Traum." Dieser Traum muss keinesfalls zu Schaum werden: Die beste deutschsprachige Spielerin auf der WTA-Tour stand heuer beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne erstmals in einem Halbfinal und hat auch mit der Halbfinal-Teilnahme beim Tier-I-Turnier in Charleston gezeigt, dass sie sich auf Grossanlässe einzustellen weiss. Auf der jüngsten US-Tournee hatte sie keine grossen Erfolge, dies muss bei ihr aber nicht viel besagen.

Schnyder ist erst einmal bei Olympischen Spielen angetreten. In Atlanta scheiterte sie an der damals als Nummer 2 gesetzten Conchita Martinez, im Doppel erreichte sie mit Martina Hingis die Viertelfinals. Mit Myriam Casanova hat sie auch diesmal eine Partnerin aus der Ostschweiz, zumindest ein Diplomrang sollte wieder im Bereich des Möglichen sein. Die St. Galler Rheintalerin kann bei ihrer Einzelpremiere unbelastet aufspielen und ist, wenn sie ihr Powerspiel durchziehen kann, stets zu Exploits fähig.

Williams-Schwestern: dominant oder verletzt?

Der Kreis der Medaillenanwärter wird nun angeführt von Sydney-Gewinnerin Venus Williams und ihrer Schwester Serena. Die beiden Schwestern, die auch klar favorisiert sind, ihren Doppeltitel von 2000 zu wiederholen, könnten mit einem Einzel-Erfolg ihre insgesamt verpfuschte Saison retten. Allerdings laborierten die beiden Kraftpakete aus Kalifornien zuletzt wieder an Knie-(Serena) und Schulterverletzungen (Venus), die sie zu Forfaits in San Diego und Montreal zwangen.

Bei den Absagen soll es sich aber um Vorsichtsmassnahmen gehandelt haben. Paris-Siegerin Anastasia Myskina, die allerdings nervenschwache Amélie Mauresmo, Barcelona-Olympiasiegerin Jennifer Capriati oder die von langer Verletzungspause zurückkehrende Justine Henin-Hardenne wollen gegen die Williams-Hegemonie ihr Veto einlegen. Im Doppel kämpft auch "Tennis-Grossmutter" Martina Navratilova (47) an der Seite von Lisa Raymond mit reellen Chancen um Edelmetall.

(von Marco Keller/Si)

 
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