2 500 Neonazis am Rudolf-Hess-Gedenkmarsch

publiziert: Sonntag, 18. Aug 2002 / 16:32 Uhr

Wunsiedel (De) - Zum 15. Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess sind am Samstag 2500 Neonazis in Wunsiedel aufmarschiert. Die Polizei schirmte den Zug der Neonazis aus ganz Deutschland und dem Ausland ab und verhinderte Zusammenstösse mit Gegendemonstranten.

34 Personen wurden vorübergehend festgenommen, 25 davon aus der rechtsextremen Szene. Bei ihnen wurden verbotene Embleme und Waffen beschlagnahmt. Am Sonntag waren nach Polizeiangaben alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuss.

Der als Symbolfigur der deutschen Neonazis geltende Hess liegt im oberfränkischen Wunsiedel begraben. Er war bis zu seinem Tod im Jahr 1987 als letzter Kriegsverbrecher in einem Gefängnis der Alliierten in Berlin-Spandau inhaftiert.

Bis zum Verbot der Gedenkmärsche im Jahr 1991 wurde Wunsiedel zum Wallfahrtsort für Neonazis und zum Schauplatz von Gegendemonstrationen gewalttätiger autonomer Gruppen. Im vergangenen Jahr waren der Aufmarsch und die Gegenkundgebung erstmals vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wieder genehmigt worden.

Die Gedenkveranstaltung der Rechten stelle noch keine strafbare Verherrlichung des Nationalsozialismus dar, entschieden die Richter am vergangenen Freitag erneut unter Hinweis auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Vor den Demonstrationen hatten mehr als 500 Bürger der Stadt mit einem Friedensgebet gegen den Aufmarsch der Neonazis protestiert.

Bürgermeister Karl Willi Beck äusserte Unverständnis über die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs. Dieser Spuk sei «keine politische Meinungsäusserung mehr, sondern die Verherrlichung einer ehemaligen Nazigrösse».

(ms/sda)

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