20 Jahre World Wide Web: Wie alles begann
Zur Geburtsstunde waren nur wenige aktiv mit dabei. Heute aber ist das World Wide Web (WWW) für Millionen Menschen in aller Welt die zentrale Informations- und Kommunikationsplattform. Die Technik für den Zugang wurde am 30. April 1993 zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Zwei Jahrzehnte später umfasst das Web mindestens 14 Milliarden Webseiten.
Technik zur Vernetzung und Übertragung von Dokumenten stammt aus Europa
Europäisches Kernforschungszentrum bei Nacht
Am Europäischen Kernforschungszentrum entstand die Basis des World Wide Web Die Technologie aus Europa erreichte schnell die anderen Kontinente: Im September 1991 wurde der erste Web-Server in den USA eingerichtet, wieder bei einer Forschungseinrichtung für Kernphysik, am Teilchenbeschleuniger SLAC im kalifornischen Stanford. Dann entwickelte der Student Marc Andreessen 1993 die Software Mosaic, den ersten Browser für das World Wide Web und legte so die Grundlagen für die allgemeine Nutzung.
«Der Anfang war sehr zäh», erinnert sich der Netztechnik-Pionier Michael Rotert, der einen der ersten Internet-Provider in Deutschland mit gegründet hat, die Firma Xlink in Karlsruhe. «Wir hatten ein Henne-Ei-Problem», sagt Rotert im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Die Firmen haben gesagt: 'Warum sollen wir eine Webseite einrichten, wer soll das denn angucken?' Und die breite Masse hat gesagt: 'Was sollen wir im World Wide Web, da gibt es doch nichts.'»
Auch Xlink selbst machte da keine Ausnahme: «Wir hatten zwar schon früh unseren Web-Auftritt, aber das Business als solches hatten wir zunächst nicht erkannt.» Dabei war Rotert einer der ersten in Deutschland, der die Kraft der Vernetzung erkannte - 1984 erhielt er die erste E-Mail, die in Deutschland einging. Heute aber wird unter dem Internet vielfach das Web verstanden - obwohl es viel mehr umfasst.
Tim Berners-Lee gründete am MIT das W3C
Tim Berners-Lee gründete am MIT das W3C
Nach dem zähen Beginn in Europa wurde die Web-Entwicklung dann vor allem in den USA weiter vorangetrieben. Tim Berners-Lee ging 1994 nach Boston, um am Massachusetts Institute of Technology (MIT) das World Wide Web Consortium (W3C) zu gründen. In diesem Gremium werden unter seiner Leitung bis heute die technischen Entwicklungen des Webs standardisiert.
Längst verknüpft das Web nicht nur statische Dokumente aus Texten und Bildern, zwischen denen man beschaulich hin und her «surfen» kann. Statt einzelner Dokumente sind es inzwischen zunehmend komplexe Anwendungen mit der Verbindung zu umfangreichen Datenbanken, die das Web vernetzt. «Jede Webseite kann ein kleiner Computer sein», sagte dazu Berners-Lee im vergangenen Jahr in Berlin. Mit dem aktuellen Web-Standard HTML5 überwindet das Web die engen Grenzen des Browsers und wird zur Plattform für mobile Apps, zum Betriebssystem. Das Mozilla-Projekt Firefox OS für besonders einfache Smartphones oder das Google Chrome OS ist dafür nur ein erster Ansatz.
So selbstverständlich das Web auch geworden ist - seine Grundpfeiler Freiheit und Offenheit sind nicht ungefährdet. Gerade für viele jüngere Netz-Bewohner ist das Internet gleichbedeutend mit Facebook geworden. Im mobilen Internet geben der Android-Entwickler Google und Apple den Ton an und versuchen, die Nutzer in ihren eigenen Welten zu halten. Kritik sprechen von geschlossenen Systemen, in denen die Nutzer gefangen gehalten werden. Berners-Lee ist zuversichtlich, dass sich der offene Ansatz letztlich als attraktiver erweisen werde: «Das Web ist jetzt wichtiger für die Meinungsfreiheit als jedes andere Medium.»
Die Grundprinzipien aus der akademischen Anfangszeit des Netzes sollten nicht ohne Not aufgegeben werden, mahnt der deutsche Netzpionier Rotert, der seit 1999 auch Vorstandsvorsitzender beim Eco ist, dem Verband der deutschen Internetwirtschaft. Dies gelte vor allem für den Grundsatz der Netzneutralität, der gleichberechtigten Übermittlung aller Datenpakete im Netz, gleich welcher Herkunft und Anwendung: «Das muss so bleiben - sonst bekommen wir ein Zwei-Klassen-Internet, und das tut niemandem gut, weder dem Business noch den Benutzern.»
(tafi/teltarif.ch)
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