In Suruc nahe der Grenze bei Kobane
30 Tote bei mutmasslichem IS-Anschlag in der Türkei
publiziert: Montag, 20. Jul 2015 / 14:09 Uhr / aktualisiert: Montag, 20. Jul 2015 / 22:40 Uhr
Istanbul - In der Türkei sind beim schwersten Terroranschlag seit zwei Jahren mindestens 30 Menschen getötet worden und über 100 verletzt. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe Hinweise auf einen Selbstmordanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Der Täter sei noch nicht identifiziert worden, sagte Davutoglu am Montag in Ankara weiter. Der Sprengsatz explodierte nach Medienberichten im Garten eines Kulturzentrums in der Grenzstadt Suruc. Dort hatten sich Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation zu einer Pressekonferenz versammelt.
Rund 300 Jugendliche hätten an dem Treffen teilgenommen. Nach Angaben der Organisation wollten sie ins benachbarte Kobane nach Syrien reisen, um dort Hilfe zu leisten.
Proteste in Istanbul gegen die Regierung
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Tat. In Istanbul gingen am Montag dennoch Hunderte Demonstranten auf die Strasse und gaben der Regierung eine Mitschuld. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen sie vor. Die pro-kurdischen Demonstranten warfen Erdogan und dessen regierender AK-Partei vor, Kollaborateure der IS-Terrormiliz zu sein.
Die kurdische PKK hatte zuvor die türkische Regierung für den Anschlag in Suruc mitverantwortlich gemacht, weil sie den IS im Kampf gegen die Kurden in Syrien unterstützt habe.
Auch die US-Regierung verurteilte den Anschlag scharf. Es handle sich um eine «abscheuliche Tat, sagte Regierungssprecher Josh Earnest. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem »barbarischen Akt« und forderte eine »aktive Zusammenarbeit« der Weltgemeinschaft im Kampf gegen Extremismus.
Eines der grössten Flüchtlingslager
In Suruc befindet sich eines der grössten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land flohen. In dem im Januar eröffneten Camp leben rund 35'000 Flüchtlinge. Insgesamt flohen seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor vier Jahren 1,8 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei. Die beiden Länder haben eine 911 Kilometer lange Grenze.
Der Westen hat der Türkei wiederholt vorgeworfen, die Grenze nicht genügend zu schützen und so Dschihadisten die Einreise nach Syrien zu ermöglichen. Seit einiger Zeit verstärkt die Türkei ihre Kontrollen an Flughäfen und auch direkt an der Grenze. Insgesamt wurden 1500 Menschen wegen des Verdachts einer Zusammenarbeit mit dem IS des Landes verwiesen. Schon seit Oktober 2013 ist der IS in der Türkei als terroristische Vereinigung eingestuft.
Autobomben-Anschlag in Kobane
Etwa zehn Kilometer entfernt von Suruc auf der anderen Seite der Grenze liegt Kobane, wo sich nach Angaben der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag ein Attentäter an einem Kontrollposten mit einem Auto in die Luft sprengte.
Zwei kurdische Kämpfer seien durch die Explosion getötet worden, hiess es. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.
Die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt Kobane war im vergangenen Jahr monatelang Schauplatz heftiger Kämpfe, nachdem die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) dort eingerückt waren.
Im Januar zwangen kurdische Kämpfer mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen die IS-Kämpfer zum Rückzug. Ende Juni startete der IS eine neue Offensive, wurde aber nach nur zwei Tagen wieder aus der Grenzstadt vertrieben.
Rund 300 Jugendliche hätten an dem Treffen teilgenommen. Nach Angaben der Organisation wollten sie ins benachbarte Kobane nach Syrien reisen, um dort Hilfe zu leisten.
Proteste in Istanbul gegen die Regierung
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Tat. In Istanbul gingen am Montag dennoch Hunderte Demonstranten auf die Strasse und gaben der Regierung eine Mitschuld. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen sie vor. Die pro-kurdischen Demonstranten warfen Erdogan und dessen regierender AK-Partei vor, Kollaborateure der IS-Terrormiliz zu sein.
Die kurdische PKK hatte zuvor die türkische Regierung für den Anschlag in Suruc mitverantwortlich gemacht, weil sie den IS im Kampf gegen die Kurden in Syrien unterstützt habe.
Auch die US-Regierung verurteilte den Anschlag scharf. Es handle sich um eine «abscheuliche Tat, sagte Regierungssprecher Josh Earnest. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem »barbarischen Akt« und forderte eine »aktive Zusammenarbeit« der Weltgemeinschaft im Kampf gegen Extremismus.
Eines der grössten Flüchtlingslager
In Suruc befindet sich eines der grössten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land flohen. In dem im Januar eröffneten Camp leben rund 35'000 Flüchtlinge. Insgesamt flohen seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor vier Jahren 1,8 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei. Die beiden Länder haben eine 911 Kilometer lange Grenze.
Der Westen hat der Türkei wiederholt vorgeworfen, die Grenze nicht genügend zu schützen und so Dschihadisten die Einreise nach Syrien zu ermöglichen. Seit einiger Zeit verstärkt die Türkei ihre Kontrollen an Flughäfen und auch direkt an der Grenze. Insgesamt wurden 1500 Menschen wegen des Verdachts einer Zusammenarbeit mit dem IS des Landes verwiesen. Schon seit Oktober 2013 ist der IS in der Türkei als terroristische Vereinigung eingestuft.
Autobomben-Anschlag in Kobane
Etwa zehn Kilometer entfernt von Suruc auf der anderen Seite der Grenze liegt Kobane, wo sich nach Angaben der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag ein Attentäter an einem Kontrollposten mit einem Auto in die Luft sprengte.
Zwei kurdische Kämpfer seien durch die Explosion getötet worden, hiess es. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.
Die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt Kobane war im vergangenen Jahr monatelang Schauplatz heftiger Kämpfe, nachdem die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) dort eingerückt waren.
Im Januar zwangen kurdische Kämpfer mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen die IS-Kämpfer zum Rückzug. Ende Juni startete der IS eine neue Offensive, wurde aber nach nur zwei Tagen wieder aus der Grenzstadt vertrieben.
(fest/sda)
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