7 Tage 7 Songs

Wäre ich für «7 Tage 7 Songs» nominiert worden, würde ich für den ersten Tag einen fulminanten Auftakt wagen, einen Kanonenschuss von Musik, einen Dancefloor-Killer - einen musikalischen Urschrei. Würde ich diese Begriffe googeln, käme bestimmt der folgende Track raus.

Montag: The Bar-Kays - Son of Shaft

Drehen Sie die Boxen auf «volle Kanne» und stellen Sie sich vor, auch Sie würden im Büro so auftreten und den Arbeitsalltag eröffnen wie Sänger Larry Dodson das Wattstax Festival am 20. August 1972. 100'000 Leute waren im Los Angeles Coliseum Zeuge eines der legendärsten Konzerte aller Zeiten. Organisiert hat das Festival das nicht minder legendäre Plattenlabel Stax.



Dienstag: Feder - Goodbye feat. Lyse

Es war der Sommer-Song schlechthin im Jahrhundert-Sommer schlechthin. Und warum den Sommer nicht noch ein bisschen in die Verlängerung schicken? Grad weil der Dienstag der mutloseste Tag von allen ist und das Wochenende weit entfernt und die To Do-Liste viel zu lang ist, spendet dieser Track mehr After-Ferien-Trost als jede aus Ibiza mitgebrachte Flasche «Hierbas».



Mittwoch: Patty Pravo - Bambola

Ich mag das Italien der 60er Jahre - zumindest meine Vorstellung davon. Darin sehen die Frauen so aus wie Patty Pravo und alle Männer wie Adriano Celentano. In meiner Vorstellung kommen auch noch ein paar alte Alfa Romeos, Ferraris und Maseratis vor, die durch mittelalterliche Gassen peitschen. Leider gibt es in diesem TV-Aufzeichnung nichts davon, ausser einer hübschen Patty Pravo.



Donnerstag: Elbow - Audience with a Pope

Obwohl die fünf Jungs aus Manchester schon seit 1990 unterwegs sind, wurden sie erst in den letzten paar Jahren mit Preisen überschüttet. BRIT Awards, Mercury Music Prize und so weiter. Elbow spielten sich als Vorgruppe für viele grosse Bands wie R.E.M oder U2 den Arsch ab und waren dabei immer um Welten besser als der Headliner. 2008 erschien dann ihr Durchbruch-Album «The Seldom Seen Kid», von dem auch dieser Track stammt.



Freitag: Nouvelle Vague - Don't Go

Niemand mixt aus harten Sachen süssere Cocktails als Nouvelle Vague. Die französische Combo weichzeichnet Songs, die sonst messerscharf sind, am liebsten Punk- und New-Wave-Klassiker. Sie nehmen den Urfassungen ihre bedeutungsschwangere Schwere und bringen sie zum Schweben in luftiger Höhe. Diese Version des Yazoo-Klassikers finde ich ganz besonders lässig, vor allem das Video, das ganz harmlos anfängt. Doch was dann passiert, hätte niemand erwartet ...



Samstag: The Rolling Stones - Gimme Shelter

Der beste Stones-Song aller Zeiten? Ohne Frage. Er ist so geheimnisvoll wie ein Schamane in der Nacht und so beklemmend wie der Kofferraum eines Serienmörders. Was hat dieser Song nur ... etwa eine düstere Vorahnung? Tatsächlich erlebten die Stones mit ihrem 69er Konzert auf dem Altamont Speedway eine apokalyptische Situation, in der vor ihren Augen ein Mann getötet wurde.



Sonntag: Johnny Cash - Sunday Morning Coming Down

Gibt es einen schöneren Song für einen geläuterten Sonntag? Geschrieben wurde der Song von Kris Kristofferson, mit dem Johnny Cash unter anderem ja später dieses Highwaymen Dings machte. Und weil der Sonntag der Tag des Herrn ist, gibt es diesen Song in der Version des Herrn in Schwarz. Aufgenommen wurde der Song im Jahr 1972 in Bremen für die Sendung «The Beat Club». Deshalb das Intro in deutscher Sprache.

(Jürg Zentner/news.ch)