8500 Besucher an den 26. Solothurner Literaturtagen

publiziert: Sonntag, 23. Mai 2004 / 16:48 Uhr

Solothurn - Mit einer Lesung von Hans Magnus Enzensberger sind die 26. Solothurner Literaturtage zu Ende gegangen. 8500 Interessierte - so viel wie noch nie - besuchten die über 60 Veranstaltungen.

Die 26. Solothurner Literaturtage sind zu Ende.
Die 26. Solothurner Literaturtage sind zu Ende.
Prominente wie Enzensberger gab es dieses Jahr ausserordentlich viele in Solothurn. Neben Schweizern wie Eveline Hasler, die ihr demnächst erscheinendes Buch Tells Tochter vorstellte oder Hugo Loetscher, der Gedichte zu Pianobegleitung vortrug, waren es vor allem die Stars aus dem deutschsprachigen Ausland, die die Säle zum Bersten füllten.

Während im fernen Cannes ein politisches Pamphlet ausgezeichnet wurde, ging es am Jurasüdfuss vorwiegend heiter zu. Publikumsliebling war der Wiener Krimipreisträger Wolf Haas. Selbst nachdem er am Samstag Abend über eine Stunde aus seinem umwerfend komischen sechsten Brenner-Roman Das ewige Leben gelesen hatte, wollten ihn die Zuhörer nicht von der Bühne lassen.

Mehr die Lachmuskeln als die Hirnsynapsen strapazierte der einstige Vorzeige-Kanake Feridun Zaimoglu mit einer skurrilen Liebesgeschichte aus Zwölf Gramm Glück. Und sogar der sonst eher spitzfedrige Basler Essayist und Epiker Dieter Bachmann präsentierte mit seinen philosophisch-humoristischen Fingerübungen aus Das Überhandnehmen der Krähen Erheiterndes.

Ein kurzfristig angesetztes zehnminütiges Kabinettstückchen lieferte Lokalmatador Peter Bichsel im Rahmen der Open-Air-Reihe querbeet auf dem Friedhofplatz. Tessin und Grappa erzählt, wie sich einer in New York mit Long-Island-Merlot die Viersprachigkeit der Schweizer schön trinkt und gleichzeitig mit Hängen und Würgen die Aufnahmebedingung für einen Kinder-Erzählwettbewerb erfüllt.

Das diesjährige Publikum wählte sichere Werte und zeigte sich wenig entdeckerfreudig. Während etwa im grossen Landhaussaal die bekannten Essayisten Bachmann, Enzensberger, Hein und Jacques Pilet am Testthema Fremdenfeindlichkeit ihr Können beim Verfertigen von Gedanken demonstrierten, blieben für den Rhäzünser Vincenzo Todisco in der Säulenhalle nur wenige Gäste übrig.

Die ernsten und eher düsteren Athmosphären waren in Solothurn auffällig häufig das Metier der Frauen. So etwa in Haslers Tells Tochter über die Berner Philosophin und Revolutionssympathisantin Julie Bondeli. Oder in Erica Engelers Auswanderergeschichte Die Überfahrt.

(bert/sda)

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