US-Politik im Zeichen der Neun

9,1 Prozent, 9-9-9, 59 Punkte und «Wir sind die 99 Prozent»

publiziert: Freitag, 21. Okt 2011 / 15:36 Uhr
Herman Cain will mit einer 9-9-9-Formel das Steuergesetz reformieren.
Herman Cain will mit einer 9-9-9-Formel das Steuergesetz reformieren.

Ein komischer Zufall: Alles, was man zurzeit über die amerikanische Politik wissen muss, hat mit der Zahl 9 zu tun.

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Bei den Vorbereitungen der republikanischen und demokratischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im nächsten November ist die Ziffer 9 ständig im Spiel.

Die Arbeitslosenquote beträgt 9,1 Prozent. Üblicherweise werden amtierende Präsidenten tendenziell wiedergewählt, aber nach dem Krieg ist das bei einer vergleichbaren Arbeitslosenzahl noch keinem Präsidenten gelungen.

Barack Obama hat dem Kongress ein Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen vorgelegt, doch viele Abgeordnete verweigern dem Vorhaben ihre Zustimmung. Deshalb macht der Präsident momentan nicht nur für sein Programm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze Werbung, sondern auch für seinen eigenen Job.

Bei den Republikanern sorgt derweil ein anderes Vorhaben namens 9-9-9, mit dem man Arbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen will, für ordentlich Gesprächsstoff. Herman Cain, ehemaliger Geschäftsführer einer Pizzeria-Kette, der noch nie in seinem Leben ein politisches Amt innehatte, wird wegen seines Plans als der neue Stern am Firmament der republikanischen Präsidentschaftskandidaten gefeiert. Cain möchte das Steuergesetz in den USA reformieren und einen einheitlichen Satz von neun Prozent für die Einkommens-, Unternehmens- und Mehrwertsteuer einführen.

Viele Wirtschaftswissenschaftler weisen darauf hin, dass diese Reform Millionen arme Amerikaner am härtesten treffen würde, die bislang überhaupt keine Einkommenssteuer zahlen, doch Cain zeigt sich davon gänzlich unbeeindruckt - und das gefällt vielen Wählern.

Mit einem Programm, das nicht weniger als 59 Punkte umfasst, hat der Spitzenreiter der Republikaner derweil ein eigenes Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen vorgelegt. Seit Monaten hat Mitt Romney, der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts, in Meinungsumfragen die Nase vorn.

Vor vier Jahren musste sich Romney im Rennen um die Stelle des Präsidentschaftskandidaten geschlagen geben, doch sein makelloses öffentliches Erscheinungsbild und sein umfassendes 59 Punkte-Vorhaben, das von Fachkenntnis zeugt, legen die Vermutung nahe, dass er dieses Mal besser vorbereitet ist.

Die unbekannte Variable der kommenden Wahl sind die Protestaktionen, die letzten Monat mit einer Demonstration unter dem Motto «Occupy Wall Street» in New York begannen und inzwischen Ableger im ganzen Land haben. Mit ihren Schildern und Slogans protestieren die Demonstranten gegen die Superreichen des Landes, denen sie vorwerfen, die Wirtschaft des Landes auszubeuten, obwohl sie nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. «Wir sind die 99 Prozent», skandieren sie.

Die Proteste entwickeln sich zu einer faszinierenden Kampagne. Auf einer Skala von eins bis zehn geben wir ihnen ebenfalls eine 9.

Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
 

(Kolumne von Jonathan Mann/CNN-News)

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