AHV: Neue Modelle für veränderte Demographie

publiziert: Mittwoch, 25. Feb 2004 / 09:12 Uhr

Zürich - Mehr Arbeitsplätze für Alte, tiefere AHV-Beiträge für Eltern und mehr Unterstützung für Junge - so möchte der St.Galler Professor Peter Gross die Herausforderung der alternden Gesellschaft angehen. Vor allem fordert er eine neue Sichtweise.

Die AHV soll mit längeren Beitragszeiten der Erwerbstätigen gesichert werden.
Die AHV soll mit längeren Beitragszeiten der Erwerbstätigen gesichert werden.
"Es ist falsch, aus dem Umstand einer alternden Gesellschaft Endzeitstimmung abzuleiten", sagte Gross am Dienstag bei einer vom Arbeitgeberverband organisierten Expertenrunde: "Statt darüber nachzudenken, wie das Bevölkerungswachstum angekurbelt werden kann, müssen wir mit den jetzigen Beständen leben lernen."

Die AHV möchte Gross mit längeren Beitragszeiten der Erwerbstätigen sichern. In Frage kämen sowohl späteres Rentenalter wie früherer Berufseintritt; auch eine höhere Erwerbsquote bei Frauen sei wünschenswert.

Das eigentliche Ziel einer grossen AHV-Reform müsse die vollständige Öffnung der Lebensarbeitszeit sein. Gemäss Gross soll es möglich werden, dass ein 35-Jähriger während dreier Jahre Rente bezieht, um für seine Kinder dazusein oder um sich weiter zu bilden. Umgekehrt solle der Mann später über die Limite von 65 Jahren hinaus arbeiten, wenn er dazu in der Lage ist.

Unternehmen und Alte: Zoff oder Harmonie?

Uneinig waren sich die Experten bei der Einschätzung des Arbeitsmarktes für Alte. Gross zeigte sich skeptisch, ob ihnen die Unternehmen in Zukunft genügend Arbeitsplätze anbieten. Firmen, die keine Rücksicht auf über 50-Jährige nehmen, könnten dann jedoch von dieser kaufkräftigen Bevölkerungsgruppe boykottiert werden, warnte der St.Galler Soziologieprofessor. Bernd Schips von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) beschrieb ein optimistischeres Szenario: "Die Unternehmen werden alles tun, um Alte im Arbeitsmarkt zu halten, sobald es zu Arbeitskräftmangel kommt." Gemäss Schips wird es in der Schweiz um 2010 soweit sein. Und die Verlagerung von Arbeit funktioniere nur teilweise. "Auch China altert dramatisch", erklärte Schips.

40 Jahre Erwerbsarbeit - auch für Studierende

Für die AHV sehen sowohl Schips wie Andreas Zeller, der Geschäftsführer der Ausgleichskasse der Schweizerischen Elektrizitätswerke, keine unmittelbare Gefahr. "Die AHV ist heute gesund", betonte Zeller. Der St.Galler FDP-Kantonsrat sprach sich für ein Ja zur 11. AHV-Revision aus, damit "Feuerwehrübungen wie in den Nachbarstaaten" auch in Zukunft nicht nötig würden.

Bei einer Annahme der 11. AHV-Revision bleibe genug Zeit, um nach langfristig tragfähigen Lösungen zu suchen, assistierte Schips. Eine geringere Anzahl von Frühpensionierungen etwa würde sich positiv auf die AHV-Rechnung auswirken. Im Visier hat Schips vor allem Leute, die erst nach einem Studium ins Erwerbsleben einsteigen. Die Diskriminierung von Schlechtverdienenden, die oft schon mit 16 zu arbeiten beginnen und sich eine Frühpensionierung nicht leisten könnten, müsse jedoch beseitigt werden. Dies beispielsweise mit einem System, dass von allen mindestens 40 Jahre Erwerbsarbeit verlange.

"Wer reich stirbt, stirbt unehrenhaft"

Gross betonte derweil, dass nicht alle Lasten auf die Schultern der Erwerbstätigen gelegt werden dürfen. Die reichen Alten müssten ihren Beitrag leisten: "Wer reich stirbt, stirbt unehrenhaft", zitierte er den US-Milliardär und Wohltäter George Soros.

(fest/sda)

 
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