Abgesang des Königs

publiziert: Montag, 16. Nov 2009 / 11:18 Uhr / aktualisiert: Montag, 16. Nov 2009 / 13:14 Uhr

Als am Sonntag die Schweizer U17-Nationalmannschaft sensationell den WM-Titel gegen das Heimteam aus Nigeria errang, war das nicht nur in sportlicher Hinsicht bemerkenswert. Ebenso interessant sind in diesem Zusammenhang einige mediale Betrachtungen.

Vermutlich wird dieses Fussballspiel eines der meist gesehenen Fernsehprogramme der Schweiz seit langer Zeit gewesen sein und wird es auch auf längere Zeit hinaus bleiben. Die Akteure vor der Kamera, die U-17-Spieler, gehören allerdings zu einer Generation, für die das Fernsehen seinen Rang als Haupt-Unterhaltungsmedium nicht verloren sondern noch gar nie gehabt hat. Das Fernsehen an sich als einigende Erlebnisklammer, die es, wie in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, schaffte, ganze Populationen mit Seriensensationen zeitgleich zu fesseln, gibt es nicht mehr. Lediglich solche Ereignisse wie das gestrige Fussballspiel, schaffen es noch, jene kollektiv-hypnotische Magie zu vermitteln, wie damals. Doch selbst hier nur noch mit Einschränkungen, wie man an der letzten Fussball-WM erlebte: Wer die Spiele in HD oder Digital anschaute, sah die Tore jeweils erst, wenn der noch analog fernsehende Nachbar bereits «Toor» geschrien hatte – der digitalen Umwandlungsverzögerung sei Dank.

Es ist ja nicht so, dass Fernsehserien an sich unbeliebt oder gar out wären, obwohl sie natürlich mit Spielen und dem Internet als Konkurrenz zu kämpfen haben. Aber es leuchtet den «digitalen Eingeborenen»- eben den Kids von heute – nicht mehr ein, warum sie für «Dexter» oder «Dr. House», «Fringe» oder «Heroes» zu einer bestimmten Zeit vor die Glotze sitzen sollen. Und wenn sie Englisch können, sehen sie auch nicht ein, warum sie ein halbes Jahr oder länger warten sollten, bis sie die neuen Folgen zu sehen bekommen.

Bei einer kürzlichen Analyse des Datenverkehrs im Internet wurde festgestellt, dass das bei weitem grösste Verkehrsaufkommen von Youtube, Filesharing und Torrent-Plattformen verursacht wird. Und dort werden bei weitem nicht nur die neusten CD's und Kino-Filme verteilt, sondern auch die neusten Fernsehprogramme aus aller Welt.

Und diese werden – zwar nicht legal aber dafür gratis – für verschiedenste Ansprüche bereit gehalten: vom kleinen File fürs Handy bis zum Download in HD-Qualität für jene, die bei Greys Anatomy gerne jeden Blutspritzer auf dem OP-Gewand von Dr. Dreamy sehen wollen. Geschaut werden die Files, wann und wo immer es den Konsumenten passt. Und dies dazu ganz ohne Werbepausen. Was natürlich den Fernsehsendern grösste Probleme bereitet.

Als einzige Lösung sehen die Unterhaltungskonzerne und Fernsehsender scheinbar die frontale Bekämpfung dieses Phänomens, statt die eigene Rolle zu überdenken. Radio- und Fernsehanstalten haben die Aufgabe, Inhalte möglichst breit zu verteilen, die entweder selbst produziert oder eingekauft wurden. Wie dies stattfinden soll, war früher durch die technischen Möglichkeiten klar definiert. Doch diese Einschränkungen gibt es nicht mehr.

Wer dies nicht akzeptiert, wird, ganz egal, wieviel geklagt wird, früher oder später durch die schiere Masse abgestraft werden, die lieber kein Produkt konsumieren will, als eines, das einem nicht passt. Und die Generation, die das übliche TV-Format mit festen Sendezeiten als tot oder zumindest als im Sterben befindlich betrachtet, ist immer mehr Konsument mit eigenem Budget: Geld das abgeholt werden will, von jenen, die die Bedürfnisse verstehen.

Noch mehr als eine Sponsoring-Schaltung am Anfang einer Sendung, nerven langsame Download-Geschwindigkeiten. Ein Programmanbieter, der blitzschnelle Downloads – via Torrent oder auch direkt – anbieten würde, wäre sehr schnell sehr beliebt. Da der Standpunkt jedes Computers bekannt ist, wäre es möglich, gezielte Werbung zur Finanzierung an den Download zu koppeln, lizenzrechtlich unberechtigte Bezüge im Ausland zu verhindern oder gar in Partnerschaft mit ausländischen Sendern die jeweils für jenes Land relevanten Files anzubieten. So wäre es möglich, nicht nur Eigenproduktionen, wie das Schweizer Fernsehen dies ja schon macht, online zu verbreiten, sondern auch Serien und Filme.

Das Konzept des alten TV ist von gestern, der Medienkönig wird bald einmal das Zepter ablegen, auch wenn er mitunter – wie gestern dank König Fussball – Lebenszeichen von sich gibt. Das zu akzeptieren, danach zu handeln und sich den Bedürfnissen einer neuen Mediengeneration anzupassen, ist die Aufgabe der TV-Anstalten, wenn sie nicht zu reinen Gebühren-Kassieren verkommen wollen, deren Berechtigung völlig schleierhaft ist.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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