Abschiednehmen vom Gott der Lücken

publiziert: Freitag, 13. Mrz 2015 / 08:30 Uhr
Göttliche Lücke vor der Kathedrale von Leicester...
Göttliche Lücke vor der Kathedrale von Leicester...

Gottheiten sind eine uralte menschliche Erfindung. Sie dienten und dienen als Trostspender, Hoffnungsträger, Regelverkünder, zur Machterhaltung und als Erklärung dafür, wieso die Welt oder das Universum so sind, wie wir sie vorfinden und vornehmlich als Lückenfüller.

Weiterführende Links zur Meldung:

Veranstaltungsübersicht «Universum»
Übersicht über die Veranstaltungsreihe an der ETH zum Thema Universum.
ethz.ch

So wird auf diese Weise, was unerklärlich scheint, metaphysisch verklärt. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen vom Gott der Lücken, denn er dämpft Neugierde und das Streben nach Erkenntnisgewinn.

Alle frühen Schriftkulturen haben Geschichten hinterlassen, die Himmel und Erde zu erklären versuchen. Mal geht es um Wetterphänomene, mal um schreckliche Seuchen, mal um die Entstehung der Arten, mal um die Gestirne am Himmel. Fast immer steckt eine Gottheit dahinter, in manchen Erzählungen tritt sie in der Rolle des grossartigen Schöpfers auf, in anderen spielt sie den gestrengen Richter, der eine Einzelperson oder ein ganzes Volk abstraft, weil irgendwelche gottgegebenen Regeln verletzt wurden.

Die meisten dieser Gottheiten sind in jeder Beziehung nur noch Geschichte. Sie werden längst nicht mehr angebetet, und es verweist niemand mehr auf sie, wenn es darum geht, das Leben, das Universum oder den ganzen Rest zu erklären - der Friedhof der Toten Gottheiten ist unüberschaubar gross. Einige wenige Exemplare aber leben auch heutzutage in den Köpfen von Anhängern weiter. Sie haben das Privileg, weiterhin als Urheber für alles Mögliche wahrgenommen zu werden.

Zwischen den Göttern des Altertums und denjenigen, die heute durch den Mund manch unserer Zeitgenossen den Ton angeben, mag es bedeutende Unterschiede geben. Wenn es aber um Welterklärungen geht, blieb ihre Funktion über die Zeit erstaunlich konstant: sie kommen vornehmlich als Lückenbüsser zum Einsatz: Was erklärbar ist, wird gerne ohne Gottesbezug beschrieben. Erst, wenn der eigene Verstand an seine Grenzen kommt, kommt eine höhere Macht ins Spiel. Dies wird gerade dann augenscheinlich, wenn wir die Erläuterungen herausragender Denker betrachten.

Claudius Ptolemäus, der im 2. Jahrhundert in Alexandrien lehrte, schrieb ein vielbändiges Standardwerk zu Mathematik und Astronomie und lieferte unzählige naturalistische Erläuterungen. Einzig beim Nachspüren der «vielfach verschlungen Kreisbahnen der Gestirne» war er sich der Gegenwart Zeus' sicher. Selbst Newton, der als tiefreligiöser Mensch gilt, bringt Gott in seinem Hauptwerk Principia nicht bei seinen Erläuterungen konkreter physikalischer Phänomene ins Spiel sondern als allgegenwärtige, alles lenkende Macht, deren Existenz sich mehr aus dem Unerklärlichen denn aus dem Erklärbaren ableitet. Newton hat unser Verständnis der Welt zumindest vor Einstein wie kaum ein zweiter vorangebracht. Und dennoch stellt sich die Frage, ob er noch mehr hätte entdecken können, hätte er das Unerklärliche als wissenschaftliche Herausforderung betrachtet, so wie ein Jahrhundert später Pierre-Simon de Laplace als er sein Traité de Mécanique Céleste verfasste. Von Laplace ist überliefert, dass er auf die Frage Napoleons, wieso in seinem Werk anders als bei Newton Gott nicht vorkomme, antwortete: «Ich habe dieser Hypothese nicht bedurft.»

Ein Gott der Lücken erklärt nicht nur nichts, er steht als Behauptung, die keiner Erläuterung und keiner Überprüfung bedarf, dem Erkenntnisgewinn im Weg. Lassen wir uns unsere Neugierde nicht dämpfen: Befreien wir uns von den Lückenfüllern. Wir werden schnell feststellen: wir brauchen sie für unsere Hypothesen nicht.

Die ETH Zürich veranstaltet vom 15. bis zum 29. März mehrere Anlässe zum Thema «Das Universum - Forscher, Rätsel, Abenteuer». Am 18. März findet dazu um 19.30 Uhr im ETH-Hauptgebäude ein Podium mit dem Titel «Gottes Werk oder Zufall?» statt. Es diskutieren der Autor dieses Beitrages, der Astronomieprofessor Kevin Schawinski, der gläubige Astrophysiker Norbert Pailer und die Theologin Christina Aus der Au unter der Leitung von Tagesanzeiger-Redaktor Eduard Schuler.

(Andreas Kyriacou/news.ch)

Auf das Leben sollten wir uns konzentrieren!
sWas nützt mir ein Gott, wenn ich im Ascheregen des Vesuvs ersticke oder von von einem Gotteskrieger enthauptet werde, oder wenn ich mir ein Phänomen irgend einer Art nicht erklären kann?
Nichts!
Für was oder für welchen Zweck brauche ich also einen Gott? Für Nichts!
Ein einzigartiges Phänomen ist nach meiner Erfahrung, dass gerade die Frömmler die grössten Lügner sind. Vielleicht weil ihre Gotteswelt bereits eine Lüge ist, eine Geburt der mangelhaften Phantasie?
Und diejenigen, die mich hier manchmal unter der Gürtellinie angreifen, sind auch meist fromme! "Gottesfürchtige", obschon deren Gott doch sagte, man solle seinen Nächsten lieben wie sich selbst.
Eben, Lügen entspringen Lügen, weil jede Lüge eine weitere nach sich zieht.

Auf jeden Fall ist der Freidenker - Beitrag, einer, den jeder mit einem offenen Herzen und einem wachen, vorurteilsfreien Verstand durchlesen sollte!
Wir würden viel besser leben, wenn wir das Leben und die Lebenden mehr achten würden, als die Gottheiten. Und wenn wir die Götter abschaffen würden, würde auch keiner mehr in deren Namen masssakriert werden können, ist doch klar, oder?
Das Leben bleibt, die Götter ändern stetig!
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