Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Bundesamtes für Sport
(BSPO) ging ans Werk; die Berner Volkswirtschaftsdirektorin Zölch
liess gleichzeitig das Berner Modell erarbeiten. Es setzt auf
«unabhängige Sicherheitsprüfungen mittels einer Zertifizierung, um
mit einem Label im Markt Transparenz zu schaffen».
Damit die Unabhängigkeit gewahrt wird und das Label im Markt
akzeptiert wird, fordert Zölch eine breit abgestützte Trägerschaft,
beispielsweise in Form einer Stiftung, wie sie gegenüber der
Nachrichtenagentur sda erläuterte.
Die entsprechenden Arbeiten laufen laut Zölch programmgemäss.
Noch in diesem Jahr soll die Öffentlichkeit über die Resultate
informiert werden.
Max Etter vom BSPO schränkt zwar ein, noch gebe es «Defizite bei
der Feinabstimmung von Regeln und Lehrgängen sowie bei der
Verankerung in der Branche». Doch das Problembewusstsein und die
Sensibilität bei den Anbietern seien gross.
Was in anderen Bereichen «Jahrzehnte gedauert» habe, nämlich die
Gründung von Verbänden und die Festsetzung von allgemein
anerkannten Regeln, sei durch die Serie von Unglücksfällen «sehr
beschleunigt» worden.
Jürg Ernst, Bereichsleiter Freizeitsicherheit bei der Suva,
bestätigt diesen Eindruck. Er ist «zuversichtlich, dass die
Bemühungen des Bundes, des Kantons Bern und der Branchenverbände
schon bald zu Standards führen, die das Risiko auf ein
kalkulierbares Mass reduzieren».
In Zusammenarbeit mit den Privatversicherern habe die Suva
jedoch schon vor diesen Unfällen eine sogenannte Wagnisliste
erstellt, die «laufend aktualisiert» werde. Für die auf der Liste
figurierenden Tätigkeiten werden die Versicherungsleistungen
gekürzt.
Dass Risikosportarten wie Bungee-Jumping oder Deltasegeln aus
dieser Liste gestrichen werden konnten, liege an der
Weiterentwicklung von Geräten und Techniken, am Forcieren der
Ausbildung und am Festsetzen von Standards seitens von Verbänden.
Die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen, sei
allerdings «äusserst aufwendig», findet Heinz Loosli,
Geschäftsführer des Interlakner Freizeitanbieters Alpin Raft.
Dies umso mehr, als sich sein Unternehmen wie alle übrig
gebliebenen Anbieter «in einer schwierigen Marktsituation bewähren»
müsse. Vor allem der Schweizer Markt sei «völlig
zusammengebrochen», und im übrigen werde es «nie mehr so sein wie
vor dem 27. Juli 1999».
Im Rahmen des Berner Modells beteiligt sich Loosli daran,
«aufeinander abgestimmte Ausbildungsgänge sowie ein Label für
qualitativ hochstehende Unternehmen zu schaffen». Überdies sucht er
das Gespräch mit dem Naturschutz, denn die Erhaltung der Ressourcen
sei auch für sein Unternehmen «von existenzieller Bedeutung».
Hans Fritschi, Präsident von Pro Natura Berner Oberland, hält
freilich dafür, man stehe «weitgehend noch am selben Ort wie vor
Jahren». Pro Natura fordere schon lange den Vollzug bestehender
Gesetze und habe Ende Oktober gemeinsam mit den Oberländer
Fischereiorganisationen beim Kanton Anträge gestellt.
«Darin verlangen wir auf Grund der Betrachtung jedes einzelnen
Gewässers Vorgaben über die kommerzielle Nutzung», erläutert
Fritschi.
(news.ch)