Abwracken ist überall!

publiziert: Donnerstag, 26. Mrz 2009 / 11:34 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 26. Mrz 2009 / 12:46 Uhr

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Seit die als «Abwrackprämie» populär gewordene deutsche Umweltprämie den dortigen Automarkt zu einem Höhenflug animierte und auch in Frankreich ähnliche Effekte zu beobachten waren, werden nun allenthalben in ganz Europa solche Programme für alte Autos eingeführt, verlängert oder zumindest lautstark gefordert.

Dabei ist es Wurst, dass die mittelfristige wirtschaftliche Wirksamkeit ziemlich unwahrscheinlich ist und der als Feigenblatt vorgeschobene Umweltschutz-Effekt über alles gesehen nicht einmal existiert. Der Gedanke, dass, wenn man etwas Altes kaputt machen lässt, man Geld für etwas neues bekommt, scheint so wunderbar zu sein, das kaum jemand widerstehen mag.

Was einen natürlich die Frage stellen lässt: Warum nicht andere Dinge staatlich gefördert schreddern lassen? Wie wäre es zum Beispiel mit Fernsehern? Genau: Dicke, hässliche Röhrenfernseher, die selbst wenn sie noch ein sehr gutes Bild produzieren, einfach nicht mehr zeitgemäss sind, sollte man doch staatlich gestützt durch Flachbildschirme ersetzen lassen. Dann sieht es in den Wohnzimmern Europas gleich wieder viel schöner aus und wir könnten endlich alle die tollen HD-Sender, die es kaum gibt, geniessen!

Oder Radios! Denn eigentlich würden die Radiosender schon lange am liebsten mit UKW aufhören und es durch das Digitalradio DAB+ ersetzen, nur die Konsumenten wollen nicht mitmachen. Wenn hingegen für alte Radios und den Ersatz mit neuen Geräten der Staat einen 50er auf den Tisch legte, würden bald schon fast alle Digital hören.

Doch warum bei Konsumartikeln aufhören? Der Althäuserbestand in der Schweiz ist zum Beispiel erschreckend. Ganze Innenstädte stehen voll mit Gebäuden, die teilweise schon seit Jahrhunderten fast unverändert sind. Es wird Zeit, dass hier die Bauindustrie endlich mal zuschlagen und die Schweiz neu errichten kann. Der Einwand, dass hier kulturelle, ideelle und auch finanzielle Werte ohne echte Notwendigkeit vernichtet würden, müsste im Angesicht der Krise beiseite gewischt werden. Bedenken dieser Art sind einfach nicht zeitgemäss und wenn der Staat dann noch einen gewissen Betrag für jeden Quadratmeter vernichteter Altbaufläche bezahlen würde, stünde einer wahren Hochkonjunktur nicht mehr viel im Wege.

Aber auch Parteien könnten durchaus von einer Abwrackprämie profitieren. Es zeigt sich unterdessen immer stärker, dass alt eingesessene Politiker aller Couleur politische Entscheidungen verzögern, den Fortschritt blockieren und zudem durch Handlungen in der Vergangenheit eine mehr oder minder grosse Mitverantwortung für die gegenwärtige Krise tragen. Eine Abwrackprämie für Politiker, die schon über 10 Jahre Funktionen auf Bundesebene ausführen, wäre eine Lösung, um neue Ideen und Bewegung in die parlamentarischen Entscheidungsprozesse zu bringen.

Die Entsorgung der alten Politiker könnte entweder über Organhändler erfolgen (obwohl dieser Schritt gewisse ethische Bedenken verursacht, was die ahnungslosen Organempfänger betrifft) oder, was wesentlich populärer wäre, indem jedem Altpolitiker ein Internet-TV-Kanal zur Verfügung stünde, auf dem er sich in einer wöchentlichen Show produzieren könnte. Die bisherigen persönlichen Mitarbeiter könnten als willfährige Interviewer weiter verwendet werden, so dass auch soziale Härten für das Gefolge der abgewrackten Politiker gedämpft würden.

Das Geld, das so in die Parteikassen flösse, könnte für Qualifikationsmassnahmen für Jungpolitiker (Unterricht in Naturwissenschaften, Geschichte und ökonomischen Grundlagen) verwendet werden. Ein Einwand wäre, dass jüngere Parteien, wie zum Beispiel die Grünen und speziell die Grünliberalen, nicht von dieser Aktion profitieren würden. Aber Demokratie war noch nie fair – und alles muss sich ja auch nicht ändern.

Und noch ein letzter Vorschlag für die Abwrackprämie. Damit auch in den Schlafzimmern wieder etwas abgeht und dazu noch die Volksgesundheit gefördert würde, könnten ja – wie es in Österreich schon auf gewerblicher Basis passiert – Verschrottungsprämien für alte, wegen Weichmachern im Material potenziell gesundheitsschädliche Vibratoren gezahlt werden, wenn frau diese mit neuen, sicheren hightech Silikon-Modellen ersetzt! Und warum auch nicht? Denn es gibt keinen Grund, warum DAS Wort des Jahres 2009 nur in der Garage Gültigkeit haben sollte. Nein, abwracken ist überall angesagt!

(von Patrik Etschmayer /news.ch)

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