Ägypten: Mindestens 30 Tote am «Freitag des Zorns»
Kairo - Bei Ausschreitungen nach der Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi sind in der Nacht zum Samstag in Ägypten mindestens 30 Menschen getötet worden. Mehr als 1100 Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministeriums in Kairo weiter mit.
Die Armeeführung hatte Mursi am vergangenen Mittwoch nach tagelangen, teils blutigen Massenprotesten gegen seine Herrschaft entmachtet und den Präsidenten des Verfassungsgerichts, Adli Mansur, als vorläufigen Nachfolger eingesetzt.
Die USA verurteilten die tödlichen Zusammenstösse zwischen Anhängern und Gegnern Mursis. Die Regierung in Washington rufe alle Führer in Ägypten auf, den Gebrauch von Gewalt anzuprangern und weitere Gewalt durch ihre Unterstützer zu verhindern, erklärte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums, Jen Psaki. Die US-Regierung erwarte, dass die Armee die Rechte aller Ägypter schütze, dazu zähle auch das Recht auf friedliche Versammlung.
Ban warnt vor «Vergeltungstaten»
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die Ägypter angesichts der gewalttätigen Unruhen vor weiteren «Vergeltungstaten» gewarnt. Damit die Probleme des Landes friedlich gelöst werden könnten, dürfe es keine Vergeltung geben, sagte er laut einem Sprecher in New York.
Auch dürfe keine wichtige Partei oder Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Zugleich rief Ban die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Demonstranten zu schützen und gewaltsame Zusammenstösse zwischen Anhängern und Gegner des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi zu verhindern.
Chefstratege der Muslimbrüder verhaftet
Unterdessen wurde ein weiterer führender Kopf der Muslimbrüder festgenommen, die dem Ex-Präsidenten nahestehen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde der wohlhabende Geschäftsmann Chairat al-Schater in Kairo in Gewahrsam genommen - wegen Anstiftung zu Gewalt.
Zuvor hatte am Freitag der Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, die Stimmung zwischen den verfeindeten Lagern aufgeheizt. In einer kämpferischen Rede vor einer Kairoer Moschee forderte er, Mursi freizulassen und wieder als Präsidenten einzusetzen. Dafür sei es auch wert, sein Leben einzusetzen.
Das Militär rief er auf, nicht auf das Volk zu schiessen. Ohnehin seien die Demonstranten mächtiger als Panzer: «Unsere nackte Brust ist härter als Kugeln.» Sein Auftritt kam überraschend. Denn am Donnerstag hatte es in Sicherheitskreisen noch geheissen, Badie sei festgenommen worden.
(asu/sda)
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