Hoher Besuch
Ai Weiwei in Bern
publiziert: Mittwoch, 27. Apr 2016 / 19:21 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 28. Apr 2016 / 00:10 Uhr
Ai Weiwei sagte, eine Kunstaustellung sei besser als jedes Geschichtsbuch.
Bern - Das Zentrum Paul Klee erhielt am Mittwoch Besuch vom berühmten chinesischen Künstler Ai Weiwei. Er erklärte, warum die Kunstausstellung «Chinese Whisperers» in Bern das Leben in China gut eingefangen hat und weshalb die Gebäude in China Kopien aus dem Westen sind.
Kunst widerspiegle die Gesellschaft besser als jedes Geschichtsbuch, sagte Ai Weiwei im Zentrum Paul Klee vor den Medien. Ai Weiwei ist einer der berühmtesten Künstler Chinas. Er selber bezeichnet sich auch als Aktivist. Bekannt ist er als Kritiker des kommunistischen Systems in China und für sein politisches Engagement. Heute lebt er in Berlin.
In Europa sei die Kunst viel breiter und offener, sagte Ai Weiwei. Gewisse Themen dürften in China nicht angesprochen werden. Auf die Frage, ob es einfacher sei, in China oder Europa Kunst umzusetzen, antwortete er, dass die beiden Länder verschiedene Probleme auf menschlicher Ebene hätten. "Ich bin auf jeden Fall viel beschäftigter in Europa", sagte er lachend.
Weiwei ein Multitalent
Das Multitalent ist auch Professor an der Universität Berlin, Architekt und arbeitet momentan schon an seinem nächsten Projekt: eine Dokumentation über die Flüchtlingskrise. Ai Weiwei ist überzeugt, dass Europa das Potenzial hat, zu helfen. Die Flüchtlingskrise sei eine Art Test für unsere Humanität.
Selbstverständlich sind in der Ausstellung in Bern auch Werke von ihm selber zu bestaunen. Die Ausstellung "Chinese Whispers", eine Dokumentation Chinas durch Kunst, ist noch bis zum 19. Juni im Zentrum Paul Klee und Kunstmuseum Bern geöffnet. Danach soll davon ein grosser Teil in Hongkong zu sehen sein.
Leihgeber Uli Sigg will die Kunst, die er in China gesammelt hat, wieder der Öffentlichkeit zurückgeben. Das Gebäude dafür hat das Schweizer Architektenunternehmen Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit Ai Weiwei realisiert. Im Rahmen einer Gesprächsreihe debattierten der Architekt Jacques Herzog, Ai Weiwei und Uli Sigg über das Bauen in der Zukunft in China.
Chinesische Gebäude sind kopiert
"Die meisten Gebäude in China sind Kopien, abgeschaut vom Westen", sagte Weiwei. Es gebe keine Debatten über Ästhetik oder Architektur. Beamte würden entscheiden und Gewinne einstreichen.
Auch Herzog bestätigte, dass es in China keine Entwicklung des architektonischen Geschmacks gebe. Die Nachfrage nach Wohnraum sei extrem hoch und das Land vielfach schon verkauft, bevor überhaupt das Gebäude gebaut wurde. Wie man danach baue, spiele deshalb keine grosse Rolle.
Herzog warnte vor Standardisierung und Homogenität. Dabei zog er auch Parallelen zur Schweiz und plädierte auch hier für weniger Richtlinien und künstlerische Freiheit.
Das Museum M+ von Sigg soll genau diese Freiheit verkörpern und ein Gegenpol zu den Standardkopien darstellen. Es wird voraussichtlich 2019 seine Tore öffnen und dann zu den grössten Museen der Welt zählen.
Seine Zukunft ist jedoch ungewiss, denn China ist nicht gerade bekannt für seine Toleranz mit freier Meinung und Redefreiheit. Ai Weiwei ist jedoch optimistisch: "Hongkong ist zwar Teil von China, aber nicht das typische China."
Zukunft Chinas unsicher
Er gibt aber zu, dass vieles unsicher ist. Die chinesische Regierung übe momentan viel Druck auf Hongkong aus. Wie sich die architektonische und politische Zukunft Chinas entwickeln wird, traut er sich deshalb nicht zu prognostizieren. Als einzige Lösung für einen Fortschritt Chinas in Kunst und Architektur sieht Ai Weiwei in der Investition von Bildung und Kultur.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Gesprächsreihe "Chinese Challenges" im Zentrum Paul Klee statt. Im Vordergrund stand nicht primär die Kunst, sondern die Alltagsrealität in China und die aktuellen Herausforderungen des Landes.
Die nächste und letzte Veranstaltung wird es am 24. Mai mit dem Thema "Kurswechsel: Die chinesische Wirtschaft und ihre Herausforderungen" geben.
In Europa sei die Kunst viel breiter und offener, sagte Ai Weiwei. Gewisse Themen dürften in China nicht angesprochen werden. Auf die Frage, ob es einfacher sei, in China oder Europa Kunst umzusetzen, antwortete er, dass die beiden Länder verschiedene Probleme auf menschlicher Ebene hätten. "Ich bin auf jeden Fall viel beschäftigter in Europa", sagte er lachend.
Weiwei ein Multitalent
Das Multitalent ist auch Professor an der Universität Berlin, Architekt und arbeitet momentan schon an seinem nächsten Projekt: eine Dokumentation über die Flüchtlingskrise. Ai Weiwei ist überzeugt, dass Europa das Potenzial hat, zu helfen. Die Flüchtlingskrise sei eine Art Test für unsere Humanität.
Selbstverständlich sind in der Ausstellung in Bern auch Werke von ihm selber zu bestaunen. Die Ausstellung "Chinese Whispers", eine Dokumentation Chinas durch Kunst, ist noch bis zum 19. Juni im Zentrum Paul Klee und Kunstmuseum Bern geöffnet. Danach soll davon ein grosser Teil in Hongkong zu sehen sein.
Leihgeber Uli Sigg will die Kunst, die er in China gesammelt hat, wieder der Öffentlichkeit zurückgeben. Das Gebäude dafür hat das Schweizer Architektenunternehmen Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit Ai Weiwei realisiert. Im Rahmen einer Gesprächsreihe debattierten der Architekt Jacques Herzog, Ai Weiwei und Uli Sigg über das Bauen in der Zukunft in China.
Chinesische Gebäude sind kopiert
"Die meisten Gebäude in China sind Kopien, abgeschaut vom Westen", sagte Weiwei. Es gebe keine Debatten über Ästhetik oder Architektur. Beamte würden entscheiden und Gewinne einstreichen.
Auch Herzog bestätigte, dass es in China keine Entwicklung des architektonischen Geschmacks gebe. Die Nachfrage nach Wohnraum sei extrem hoch und das Land vielfach schon verkauft, bevor überhaupt das Gebäude gebaut wurde. Wie man danach baue, spiele deshalb keine grosse Rolle.
Herzog warnte vor Standardisierung und Homogenität. Dabei zog er auch Parallelen zur Schweiz und plädierte auch hier für weniger Richtlinien und künstlerische Freiheit.
Das Museum M+ von Sigg soll genau diese Freiheit verkörpern und ein Gegenpol zu den Standardkopien darstellen. Es wird voraussichtlich 2019 seine Tore öffnen und dann zu den grössten Museen der Welt zählen.
Seine Zukunft ist jedoch ungewiss, denn China ist nicht gerade bekannt für seine Toleranz mit freier Meinung und Redefreiheit. Ai Weiwei ist jedoch optimistisch: "Hongkong ist zwar Teil von China, aber nicht das typische China."
Zukunft Chinas unsicher
Er gibt aber zu, dass vieles unsicher ist. Die chinesische Regierung übe momentan viel Druck auf Hongkong aus. Wie sich die architektonische und politische Zukunft Chinas entwickeln wird, traut er sich deshalb nicht zu prognostizieren. Als einzige Lösung für einen Fortschritt Chinas in Kunst und Architektur sieht Ai Weiwei in der Investition von Bildung und Kultur.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Gesprächsreihe "Chinese Challenges" im Zentrum Paul Klee statt. Im Vordergrund stand nicht primär die Kunst, sondern die Alltagsrealität in China und die aktuellen Herausforderungen des Landes.
Die nächste und letzte Veranstaltung wird es am 24. Mai mit dem Thema "Kurswechsel: Die chinesische Wirtschaft und ihre Herausforderungen" geben.
(bg/sda)
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