Alinghi zweimal ungefährdet

Die Crew um Skipper Russel Coutts scheint die richtigen Schlüsse aus dem verpatzten Start gegen das zum Topfavoriten aufgestiegene Boot "OneWorld" gezogen zu haben. Sowohl gegen das "Low-Budget-Team" Mascalzone Latino als auch die zumindest finanziell auf Rosen gebetteten italienischen Landsleute von "Prada" kam Alinghi besser aus den Startlöchern. Das Duell gegen "Prada" brachte für Russel Coutts, Taktiker Brad Butterworth und einige ihrer neuseeländischen Landsleute aus der "Alinghi"-Equipe ein Wiedersehen mit dem Finalgegner der letzten Ausgabe vor drei Jahren. Wie damals gegen die "Black Magic" (5:0 für die Neuseeländer) war das von Modezar Patrizio Bertelli finanzierte Projekt auch gegen "Alinghi" chancenlos. Die Schweizer überquerten die Startlinie zwar eine Sekunde nach ihren Widersachern und lagen zwischenzeitlich eine Bootslänge zurück, in Gefahr gerieten sie aber nie. Der Vorteil, am Start die "Innenbahn" ergattert zu haben, wog schwer. Schon bald war aus dem knappen Rückstand ein klarer Vorsprung geworden. Dieser betrug letztlich 1:32 Minuten, was einer Distanz von circa 540 Metern entspricht. Dem Rennen war stundenlanges Warten auf Wind vorausgegangen. "Mascalzone Latino", das die Teilnahme in diesem Jahr als Etappenziel auf dem Weg an die Spitze betrachtet und deshalb bloss kleine Brötchen bäckt, stand bei der Lancierung des Matchs praktisch still. Ein Drahtseil hatte sich mit einer an Bord installierten TV-Kamera verheddert, was Manöver verunmöglichte. Später riss auch noch der Spinnaker (grosses Segel). Bis ins Ziel wuchs der Abstand auf über sieben Minuten -- so gross war die Differenz bei keinem anderen Zweikampf. Am Samstag hatte ein von der Rennleitung hinterlegter Protest für Unruhe im Schweizer Lager gesorgt. Eines der Mikrofone, das die Dialoge der Crewmitglieder in die Stuben der Fernsehzuschauer übertragen sollte, funktionierte erst mit 17 Minuten Verspätung, was einen Verstoss gegen das komplexe Reglement darstellt. Da die Verantwortlichen aber glaubhaft darlegen konnten, dass ein technischer Defekt vorlag, beliess es die Jury bei einer Busse von 10 000 Dollar. Den locker gewonnen Punkt konnte "Alinghi" behalten. Von den acht Schweizer Seglern wurde nebst Patron und Navigator Ernesto Bertarelli nur der Seeländer Nils Frei eingesetzt, der als Trimmer figuriert. In der Nacht auf Montag bekamen sie es mit den Briten von "GBR Challenge" zu tun, die wohl kein ernsthafter Gradmesser waren. "Oracle" (USA) und die bisher auf schwache Gegnerschaft gestossene "Victory Challenge" aus Schweden weisen nach je drei Auftritten das Punktemaximum auf. Ungeschlagen ist auch "OneWorld", der jedoch ein Punkt wegen Spionage abgezogen worden ist. Dennis Conner, mit vier Erfolgen Rekordsieger des ältesten regelmässig stattfindenden Sportevents, dürfte mit seinem Team einen schweren Stand haben. Gegen Oracle war die "Stars and Stripes" jedenfalls chancenlos.

(bert/sda)