Alles wird dicker

publiziert: Donnerstag, 8. Jan 2004 / 09:00 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 8. Jan 2004 / 22:58 Uhr

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Obwohl allgemein darüber geredet wird, man solle die Gürtel enger schnallen, dürfte das vielen - vor allem vielen Schweizer Jugendlichen - immer schwerer fallen. Wie eine kürzlich erschienene Studie zeigt, sind bereits von den Sechs- bis Zwölfjährigen 20 Prozent übergewichtig. Vier Prozent leiden gar an Adipositas (Fettsucht).

Im internationalen Vergleich sind diese Zahlen nicht weiter beunruhigend. Wir befinden uns damit in der westlichen Welt "nur" im fetten Mittelfeld. Eindeutige Spitzenreiter sind dagegen die US-Kids, bei denen gut dreissig Prozent übergewichtig und zusätzliche vierzehn Prozent fettsüchtig sind.

Bedenkt man, dass fette Kinder meist zu dicken Erwachsenen werden und ein viel höheres Risiko haben, an Gefäss- und Kreislaufkrankheiten und an Typ 2 Diabetes zu erkranken, kommt da eine neue Welle an Gesundheitskosten auf die westliche Welt zu. Eine, die den Finanzierungssystemen dereinst sogar das Genick brechen könnte.

Die Ursachen dieser fetten Epidemie sind bekannt: Bewegungsmangel und Fast Food. Bei den nationalen Vergleichszahlen korrelierte die Anzahl Fast-Food-Ketten praktisch linear mit der Anzahl fetter Kinder: Die Big Mac-Generation scheint sich formal ihrem Lieblingsgericht anzugleichen. Und je mehr Fast-Food-Buden es gibt, desto gründlicher wird Richtung Fettklops mutiert.

Doch auch der Bewegungsmangel ist ein wichtiger Faktor. Man sieht kaum noch ein Kind zu Fuss zur Schule gehen: Stattdessen werden die kleinen Bälge von ihren Mamis und Papis von Haustür bis zum Schulhof befördert, von wegen Verkehr und am Strassenrand lauernden Kinderschändern. Und am Nachmittag zurück. Direkt vor den Fernseher.

Was mich zu der nächsten Verfettung führt: Jener der Autos. Kurioserweise findet auch deren Aufblähung parallel zu jener der Bevölkerung statt. Am meisten Minivans, SUVs und Pick-Up-Trucks gibt es nämlich in den USA. Doch diese Auto-Bewegung hat nun auch Europa erreicht und immer mehr Autofahrer scheinen das Bedürfnis zu haben, sich in verkleideten Lastwagen mit 2,5 Tonnen Leergewicht durch die Städte zu quetschen und auf der Autobahn herumzuschwanken.

Rationale Gründe gibt es keine: Im Gelände benutzt fast niemand diese Wagen, die Zuladung ist ebenso wenig wie der Laderaum einem Kombi überlegen. Die Traktion wird mit jedem 4-Rad-Getriebenen PKW ebenso erreicht. Der Benzinverbrauch ist bei gleicher Fahrleistung horrend (20 Liter sind keine Seltenheit), die Karosserieform und Chassisstruktur sowohl für andere Verkehrsteilnehmer als auch Fussgänger lebensgefährlich. Also weshalb?

Eine Umfrage ergab, dass die bessere Übersicht wegen der höheren Sitzposition ein wichtiges Argument ist. Ein weiteres Höherwachsen der Autos ist also zu erwarten, denn wenn alle wachsen, muss man selber auch grösser werden, um die Übersicht zu wahren. Als zweites wurde das "Gefühl der Sicherheit durch die Grösse und Solidität des Autos" angeführt - wenn Krauss Maffei (europäische Systemfirma auf dem Gebiet gepanzerter Fahrzeuge) das erfährt, werden unsere Autobahnen bald von Leopard-2-Panzern beherrscht.

Dass ein Faktor bei den übergewichtigen Kindern auch ein Mangel an Selbstsicherheit ist, der zu weiterem Esswarenkonsum antreibt, scheint in diesem Zusammenhang interessant. Während sich die Kinder nur selbst voll stopfen können, findet das gleiche Phänomen in der Erwachsenenwelt seine Fortsetzung beim Auto. Ungesund ist beides. Das erstere für die Kinder, das letztere für Umwelt und alle anderen Verkehrsteilnehmer.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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