Am Kapitalismus scheiden sich die Geister
Davos - Zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos sind an einer Debatte über den Kapitalismus die Fronten aufeinandergeprallt. Während eine Gewerkschafterin dem Kapitalismus vorwarf, die Ungleichheiten in der Welt zu vergrössern, verteidigten Konzernchefs ihre Rolle.
Man habe versucht, den Kapitalismus umzugestalten. Aber die Ungleichheiten seien heute in der Welt so gross wie vor der Krise der 1930er Jahre. Hunderte Millionen Menschen seien ohne Arbeitsplatz.
«Der Finanzsektor bringt uns um»
Der Kapitalismus habe es verpasst, sichere Jobs zu schaffen und den Reichtum gleichmässig zu verteilen, sagte Burrow. Das wirtschaftliche Modell müsse neu gestaltet werden. «Hören Sie mit der Raffgier auf!», forderte die ITUC-Generalsekretärin.
Die Superreichen hätten 11 Bio. Dollar in Offshore-Anlagen versteckt. Da gingen 15 Mrd. Dollar jedes Jahr an Steuern verloren. «Steuerflucht ist überall ein nationaler Sport geworden.» «Wir haben keinen moralischen Kompass mehr», sagte Burrow.
Die Unternehmen hätten zu viel Macht. «Der Finanzsektor bringt uns um.» 29 Grossbanken seien zu gross um unterzugehen. Wenn es bei denen schiefgehe, werden die immer wieder mit Steuergeldern gerettet. Unternehmen, Angestellte und Regierungen müssten an einen Tisch sitzen und das System umgestalten, sagte Burrow, ohne zu sagen wie.
Schulterzucken bei Konzernchefs
Die Banken und auch die Grossbanken seien der Spiegel der Wirtschaft, verteidigte sich der Chef der Bank of America, Brian Moynihan. Sie täten viel zum Nutzen von jedermann, wie beispielsweise die Verleihung von Krediten oder die Ausgabe von Kreditkarten.
In den Banken widerspiegle sich das Auf und Ab der Wirtschaftstätigkeit. «Natürlich gibt es Exzesse, die sind aber eingedämmt worden», sagte Moynihan.
Der Kapitalismus habe sich im 20. Jahrhundert gegenüber Kommunismus und Sozialismus durchgesetzt, weil er mehr Reichtum, Produktivität und Jobs geschaffen habe als jede andere Gesellschaftsform, sagte der Chef der Investmentgesellschaft Carlyle Group, David Rubenstein. Jetzt in der Rezession seien aber seine grössten Mängel sichtbar.
Fehlende Führung der Regierungen
Einerseits könne der Kapitalismus die Schwankungen zwischen Auf und ab der Wirtschaft nicht regulieren. Zudem sei das ökonomische Ungleichgewicht in vielen Teilen der Welt sehr gross. Hier schob Rubenstein den Ball der Politik zu: Die fehlende Führung der Regierungen vergrössere das Ungleichgewicht. «Die Staaten müssen die Führung übernehmen.»
Das Hauptproblem für die Unternehmergemeinde sei nicht die Regulierung, sondern die mangelnde Klarheit in der Regulierung und die fehlende schnelle Umsetzung.
(bg/sda)
Der Kapitalismus hat nicht versagt, er hat nur genau das gemacht was er sollte. Er hat die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer gemacht. Dazwischen sind wir, die noch etwas davon profitieren. Ein klein wenig. Den uns geht es dank dem Kapitalismus recht gut. Beim Bauer in Kenia oder sonst wo in der dritten Welt, sieht das natürlich etwas anders aus.
Man muss nicht den Kapitalismus abschaffen, man muss ihn regeln, lenken in gesunde Bahnen lenken. Aber dazu kann das WEF nicht viel beitragen, dass müssen die Gesellschaften und ihre Vertreter regeln.
- melabela aus littau 1
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