Amerikanisches Traumdenken

publiziert: Freitag, 18. Apr 2003 / 12:30 Uhr / aktualisiert: Samstag, 19. Apr 2003 / 11:22 Uhr

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Der Krieg in Irak droht für die USA zu einer sicherheitspolitischen Katastrophe zu werden. Ironisch, betrachtet man den eigentlichen Kriegsgrund. Ja genau, es ging darum, Saddam zu entwaffnen und die Welt zu einem sicheren und besseren Ort zu machen. Gefunden wurde bisher nichts. Rumsfeld beschwichtigt. Man wisse, dass die Waffen dort seien. Es sei alles nur eine Frage der Zeit. Um sich abzusichern, behaupten Pentagonsprecher, die Suche könne sich Jahre in die Länge ziehen. Vergessen die dreimonatige Frist, die man Blix eingeräumt hatte. Im Zuge eines Strategiewechsels werden nun 1 000 amerikanische Spezialisten in den Irak abkommandiert. Findet man die Waffen nicht, drohen den USA sogar Klagen vor dem internationalen Völkerrecht. Eine viel schlimmere Konsequenz des Krieges ist aber der wahrscheinliche Umstand, dass biologische und chemische Waffen nun erst in die Hände von Terroristen gelangt sind. Und dass diese Waffen nun gegen die USA und ihre Verbündeten eingesetzt werden könnten. Was eigentlich hätte verhindert werden sollen, wurde mit dem Krieg also forciert. Bagdader Labors wurden in den letzten Tagen geplündert und hunderte Reagenz-Gläser mit Virus-Impfstoffen verschwanden. Vielleicht wussten die Plünderer nicht, was sie da mitnahmen. Vielleicht aber war das Vorgehen gezielt und geplant. Wie beispielsweise im Nationalmuseum von Bagdad wo berichtet wird, "auffallend gut gekleidete Männer" hätten sich an den Aktionen beteiligt und Kopien einfach zurückgelassen. Setzen die Laborplünderer die Impfstoffe richtig ein, können sie Verheerendes anstellen. Im Notstand noch keine Waffenvernichtungswaffen gefunden zu haben, muss die US-Administration also Erklärungen suchen. Rumsfeld beginnt dabei fast ein bisschen wie Saddam zu reden: „Es gibt keine WODs im Irak. Sie sind alle im Krieg zerstört worden.“ Noch Anfang Woche hatte man begonnen, den Nachbarn Syriens mit Klagen zu bombadieren. Unter anderem wurde behauptet, Syrien habe die Waffen, deshalb habe man sie noch nicht gefunden. Bisher wurden für die Behauptungen noch keine Beweise geliefert und möglicherweise war die Klage nur eine weitere Episode der amerikanischen Desinformationsstrategie und der Versuch, noch etwas Zeit zu gewinnen. Vielleicht war die Klage gegen Syrien aber auch amerikanisches Wunschdenken – oder, um ein plattes Wortspiel anzudeuten – amerikanisches Traumdenken. Denn eines hat der 11.September gelehrt: Die Sicherheit der USA wird nicht durch so genannte Schurkenstaaten bedroht, sondern von internationalen Terrorgruppen, die in urbanen westlichen Zentren ihre Aktionen planen. Iraks Massenvernichtungswaffen im Besitz von Syrien zu wissen, könnte für die USA beruhigend wirken. Bisher hat noch kein Staat gegen einen anderen Massenvernichtungswaffen in grossem Stile eingesetzt. Mit einer Ausnahme natürlich: Die USA mit ihrer Hiroshima-Bombe gegen Japan im Jahre 1945. Und gegen sich selber werden sie wohl kaum eine „Shock and Awe“ –Kampagne beginnen.

(Barnaby Skinner/news.ch)

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