Amoklauf von Erfurt: Psychologen betreuen traumatisierte Schüler
publiziert: Sonntag, 28. Apr 2002 / 12:49 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 28. Apr 2002 / 17:37 Uhr
Erfurt - Das Grauen, das während der Bluttat am Freitag die Schüler des Gutenberg-Gymnasiums erfasste, verschlug vielen Betroffenen auch an den ersten Tagen danach noch die Sprache. Viele Kinder, die unmittelbar in das Geschehen einbezogen wurden, sind traumatisiert und müssen von Psychologen betreut werden.
Der Junge kam mit seiner Mutter zur Opfer-Betreuung der Erfurter Polizei. "Der Schüler hatte in unmittelbarer Nähe des Amokläufers gestanden, als dieser einen Menschen erschoss", sagte ein Sprecher des polizeilichen Führungsstabs in Erfurt. "Eigentlich wollte er eine Aussage machen. Aber dann brachte der Junge auf einmal kein Wort mehr heraus."
Der Junge wurde von den Polizisten einem Psychologen übergeben.
20 Psychologen
Rund 20 Diplom-Psychologen, Seelsorger und Betreuer kümmerten sich laut Polizei am Wochenende um die unsichtbaren Wunden, die das Verbrechen bei den scheinbar heil davongekommenen Schülern geschlagen hat. Die Behörden verzeichneten Dutzende Anrufe von hilfesuchenden Kindern oder ihren Eltern.
"Die Betroffenen kommen anschliessend zu uns, bei Bedarf fahren wir auch zu ihnen nach Hause", sagte der Polizeisprecher. "Manche Kinder haben am Telefon geweint. Einige haben so geheult, dass wir kaum herausfinden konnten, wo sie wohnen. Wir haben ihnen dann gesagt: ´Gib uns doch mal deine Mutti´ oder gefragt ´Wo ist denn dein Vati?´."
In einer Vielzahl von Fällen mussten psychologische Experten hinzugezogen werden, darunter auch Fachleute für Kinderpsychologie.
Psychische Erste Hilfe
Sechs der Spezialisten, die am Wochenende in Erfurt ihren schweren Dienst taten, gehörten laut Polizei zum bundesweit bekannten Münchner Kriseninterventionsteam. "Es ist von grosser Bedeutung, dass die Betroffenen frühzeitig Hilfe von Fachleuten erhalten", betont der Notfallpsychologe Guy Lucas.
"Innerhalb der ersten 48 Stunden muss die so genannte ´psychische erste Hilfe´ geleistet werden. Ziel ist dabei, den Menschen zu vermitteln ´Ihr seid jetzt sicher, Ihr seid aus der Situation raus´".
Langfristige Betreuung
Zwei Tage nach dem traumatisierenden Erlebnis sollte dann, so Lucas, unter Leitung eines Notfallpsychologen die Aufarbeitung des Geschehens beginnen - zunächst mit halbtägigen Gesprächen, in schweren Fälle gefolgt von einer langfristig angelegten Traumatherapie.
In jedem Fall sollten für einen Zeitraum von einem Jahr nach dem Erlebnis Fachkräfte als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, unterstrich der Fachmann für Notfallpsychologie. "Am Jahrestag des Geschehens bricht nämlich bei vielen nochmals vieles auf."
Die Schüler von Erfurt dürften schon bald an möglicherweise verdrängte Einzelheiten des grauenerregenden Amoklaufs erinnert werden - dann nämlich, wenn sie erstmals wieder das Gebäude des Gutenberg-Gymnasiums betreten.
Zwar soll am Montag und Dienstag in dem Gebäude kein Unterricht stattfinden. Doch irgendwann in den nächsten Tagen wird der Gründerzeitbau seine Tore wieder für die Schüler öffnen. "Sie kehren täglich zurück an den Ort des Geschehens", betonte die Psychologin Christa Schaffmann. "Allein das kann zum Trauma werden."
Der Junge wurde von den Polizisten einem Psychologen übergeben.
20 Psychologen
Rund 20 Diplom-Psychologen, Seelsorger und Betreuer kümmerten sich laut Polizei am Wochenende um die unsichtbaren Wunden, die das Verbrechen bei den scheinbar heil davongekommenen Schülern geschlagen hat. Die Behörden verzeichneten Dutzende Anrufe von hilfesuchenden Kindern oder ihren Eltern.
"Die Betroffenen kommen anschliessend zu uns, bei Bedarf fahren wir auch zu ihnen nach Hause", sagte der Polizeisprecher. "Manche Kinder haben am Telefon geweint. Einige haben so geheult, dass wir kaum herausfinden konnten, wo sie wohnen. Wir haben ihnen dann gesagt: ´Gib uns doch mal deine Mutti´ oder gefragt ´Wo ist denn dein Vati?´."
In einer Vielzahl von Fällen mussten psychologische Experten hinzugezogen werden, darunter auch Fachleute für Kinderpsychologie.
Psychische Erste Hilfe
Sechs der Spezialisten, die am Wochenende in Erfurt ihren schweren Dienst taten, gehörten laut Polizei zum bundesweit bekannten Münchner Kriseninterventionsteam. "Es ist von grosser Bedeutung, dass die Betroffenen frühzeitig Hilfe von Fachleuten erhalten", betont der Notfallpsychologe Guy Lucas.
"Innerhalb der ersten 48 Stunden muss die so genannte ´psychische erste Hilfe´ geleistet werden. Ziel ist dabei, den Menschen zu vermitteln ´Ihr seid jetzt sicher, Ihr seid aus der Situation raus´".
Langfristige Betreuung
Zwei Tage nach dem traumatisierenden Erlebnis sollte dann, so Lucas, unter Leitung eines Notfallpsychologen die Aufarbeitung des Geschehens beginnen - zunächst mit halbtägigen Gesprächen, in schweren Fälle gefolgt von einer langfristig angelegten Traumatherapie.
In jedem Fall sollten für einen Zeitraum von einem Jahr nach dem Erlebnis Fachkräfte als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, unterstrich der Fachmann für Notfallpsychologie. "Am Jahrestag des Geschehens bricht nämlich bei vielen nochmals vieles auf."
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(Richard Heister/sda)
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