Anfang gut - Ende auch?

publiziert: Sonntag, 24. Aug 2008 / 12:00 Uhr

Zwei Tage vor Olympiaschluss hat Missionschef Werner Augsburger Bilanz gezogen. Er freute sich im Interview mit der Sportinformation, dass die Zielsetzung schon nach der ersten Woche erfüllt worden war. Er ist aber «eigentlich nie zufrieden».

Chef de Mission Werner Augsburger gratuliert Fabian Cancellara zur Goldmedaille.
Chef de Mission Werner Augsburger gratuliert Fabian Cancellara zur Goldmedaille.
Anfang gut - und das Ende auch?

Werner Augsburger: «Aus Schweizer Sicht war die erste Woche extrem gut, obwohl wir ursprünglich eher die zweite als die »gute Woche« eingeschätzt hatten. Am Ende dieser Woche kam das Gefühl auf, es gehe nun im gleichen Rhythmus weiter und man könne die Medaillenzahl verdoppeln. Das Potenzial wäre ja vorhanden gewesen. Andererseits war diese Entwicklung vielleicht gar nicht so schlecht: Es wurde einem bewusst, dass eine Medaille etwas Besonderes ist und nicht einfach programmiert werden kann.»

Schon fünf Medaillen, dazu eventuell noch eine im Reiten sowie zwei potenzielle Medaillen-Events ausstehend - sportlich zufriedenstellend?

Augsburger: «Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Als Trainer bin ich eigentlich nie zufrieden. Wenn man einen Match gewinnt, denkt man schon daran, was man im nächsten besser machen könnte. Als Funktionär bin ich natürlich froh, das Ziel erreicht zu haben. Oder dass viele Athleten ihr Potenzial ausgeschöpft oder sogar übertroffen haben. Ariella Kaeslin turnte sensationell. Ein Grossteil der Schwimmer ist persönliche Bestleistungen oder Rekorde geschwommen. Doch gleichzeitig überlegt man: Wo stehen wir im internationalen Vergleich. Hat sich der Abstand zur Spitze verringert, ist er sogar grösser geworden? Das wollen wir alles noch im Detail analysieren.»

Der Exekutivrat von Swiss Olympic erwartet einen Rang unter den besten 25 Ländern in der Medaillenwertung.

Augsburger: «Das ist eine realistische Vorgabe, wobei wir bezüglich Farbe der Medaille keinen Unterschied machen. Wir bewegen uns in diesem Bereich, obwohl die zweite Woche nicht so lief, wie wir es uns erhofften.»

Bei den letzten zwei Sommerspielen holten die Schweizer zahlreiche Medaillen in «neuen Disziplinen». Jetzt waren die Sportler eher wieder in den klassischen Sportarten wie Rad, Judo, Tennis oder Reiten erfolgreich.

Augsburger: «Wir sind früher kritisiert worden, nur Medaillen in den neuen Disziplinen zu holen. Jetzt stammen drei Medaillen aus dem Radfahren, einer Sportart mit grosser Tradition. Andere Nationen wie die Holländer beneiden uns. Sie setzten sich in dieser Sparte neun Medaillen zum Ziel und haben nur gerade eine gewonnen.»

In den Trendsportarten ist die Konkurrenz stärker geworden und hat die Schweiz von der Spitze verdrängt.

Augsburger: «Die Leistungsdichte hat zugenommen. Trotzdem sind wir, nehmen wir Beachvolleyball, nicht weit von der Spitze entfernt. Laciga/Schnider führten gegen die späteren Olympiasieger Rogers/Dalhausser im 3. Satz 6:0. Im Triathlon lag Reto Hug nach dem Schwimmen zurück, trotz vorher guten Zeiten. Das bedarf einer sorgfältigen Analyse.»

Beinahe hätte es im Langstreckenschwimmen eine Medaille gegeben. Swann Oberson verpasste diese als 6. nur knapp.

Augsburger: «Dieses Resultat hat mich besonders gefreut, weil wir sie nach dem ersten Selektionsantrag auf eine Zusatzschlaufe schickten. Sie musste beweisen, dass sie auch auch nach 7,5 km noch bei den Leuten ist, um am Schluss noch eine Chance zu haben. Letztlich fehlten 5,9 Sekunden zu Bronze.»

Haben Sie bei der Wahl des Doppelpartners von Roger Federerer Einfluss genommen?

Augsburger (lächelt): «Sagen wir es so: Wir sind froh gewesen, dass der Vorschlag, der uns eingereicht wurde, auch unseren Wünschen entsprach. Aber selbstverständlich hätten wir Roger nicht ´vergewaltigen´ und ihm vorschreiben können, mit wem er zu spielen hat.»

Im Schwimmen reduzierte man die Zahlen der Olympiateilnehmer im Vergleich zu Athen von 13 auf 6, was eine markante Leistungssteigerung zur Folge hatte. In der Leichtathletik herrscht, Viktor Röthlin ausgenommen, treten an Ort.

Augsburger: «Den Schwimmern ist es tatsächlich gelungen, beim Ziel-Anlass ihre beste Leistung abzurufen. In der Leichathletik sieht es etwas anders aus. Anderseits muss ich festellen: Die nicht selektionierte 100-m-Staffel wäre mit ihrer Bestzeit hier im Final gestanden.»

In fast allen Sportarten werden für eine Selektion Top-Ten-Plätze gefordert. Im Schwimmen und in der Leichtathletik reichen Halbfinal-Klassierungen - bleibt man bei diesem Prinzip. Es wird sogar eine largere Praxis gefordert.

Augsburger: «Ich bin der Meinung, wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Ich fände es auch falsch, Athleten einfach mitzunehmen, wenn sie den internationalen Richtwert erfüllen. Schwimmen und die Leichathletik geniessen bereits einen Sonderstatus. Es wäre nicht gut, diesen noch auszudehnen.»

Ihr Gesamteindruck von Peking, auch aus politischer Optik?

Augsburger: «Der Gesamteindruck war sehr gut, auch wenn ich mir bewusst bin, dass wir uns auf einer Insel bewegten. Was den politischen Bereich angeht, vertrete ich folgenden Standpunkt: Swiss Olympic hat an den Olympischen Spielen keinen Bildungsauftrag. Der Sport soll im Vordergrund stehen. Wir wollen alles Menschenmögliche tun, den Athleten optimale Voraussetzungen zu bieten. Dass soll nicht heissen, dass die Athleten in Menschenrechtsfragen unsensibel sein sollen. Aber es kann nicht unsere Aufgabe sein, ihnen x Dokumente abzugeben und dieses Problem speziell zu thematisieren. Das wäre ein falschen Zeichen gewesen.»

Thema Doping: Im Vergleich zu Athen gab es viel weniger gedopte Sportler, trotzdem gaben gewisse Leistungen zu denken, wie jene der jamaikanischen Sprinter.

Augsburger: «Auch ist die Frage aufgetaucht, ob Michael Phelps, ironisch formuliert, so schnell ist, weil er jetzt andere Badehosen hat. Das ist schwierig zu beurteilen. Als Missionschef kannst du auch für deine eigenen Athleten die Hand nichts ins Feuer legen. Das sage ich ganz offen: Ich könnte nicht garantieren, dass unsere 84 Athleten alle sauber sind. Ich hoffe, dass es so ist.»

Dominik Meichtry erzielte mit seinem 6. Rang die beste Leistung eines Schwimmers seit 20 Jahren. Seine amerikansiche Freundin wurde mit Doping erwischt. Ist er einer Sonderkontrolle unterzogen worden?

Augsburger: «Dominik ist im Kontrollpool wie alle andern, die seit November 2007 ein- bis sechsmal kontrolliert worden sind. Ich finde es heikel, Dominik etwas zu unterstellen, nur weil seine Freundin positiv war. Wenn einer auf der Autobahn zu schnell fährt, heisst das nicht auch, dass seine Frau ebenfalls zu schnell fahren wird. Doch ist klar: Solche Fragen mussten kommen. Und es kann seine Beziehung enorm belasten.»

Wann beginnt die Planung von London 2012?

Augsburger: «Die hat schon begonnen. Im Herbst werden wir Strategiegespräche führen, um die Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre festzulegen. Wir sind vor zwei Monaten erstmals in London gewesen und haben die Verbände aufgefordert, uns bis Ende September die Teamchefs zu melden. Das ist eine zentrale Funktion. Deswegen haben wir Swiss Cycling schon hier aufgefordert, einen externen Teamchef einzusetzen -- und dieser Verband hat nun schon drei Medaillen gewonnen.»

(Interview: Richard Hegglin, Peking/Si)

 
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