Anfang vom Ende des Abendlandes?

publiziert: Montag, 9. Jun 2003 / 13:59 Uhr

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In den meisten Ländern Europas dominieren derzeit Rentenreformen die öffentlichen Diskussionen. Es wird von Rentenklau und Sozialabbau gesprochen, von einem Rückschritt in die sozialpolitische Steinzeit. Einige Kleinigkeiten scheinen dabei aber vergessen zu gehen: Die Rentensicherung wie wir sie im Moment kennen, basierte auf einer durchschnittlichen Lebenserwartung, die nur einem kleinen Teil der Bevölkerung den Genuss einer Altersrente erlaubte. Heute hingegen stirbt kaum mehr jemand unter 65. Die so genannte 'gesunde Alterspyramide' basierte auf einer gleichmässigen Sterberate durch das ganze Lebensalter hindurch. Medizinische Fortschritte haben aber viele Krankheiten eliminiert. Die Menschen werden älter. Die Pensionskassen sind allerdings kranken. Wo man auch hinschaut, tun sich gigantische Löcher auf und Regierungen kommen mit Vorschlägen, die vor kurzem noch verlacht worden wären: Erhöhung des Rentenalters, Verlängerung der Lebensarbeitszeit, Reduktion der Renten und Eliminierung des Angleichs an die allgemeine Einkommensentwicklung. Alles Sparübungen, die den Linken und Gewerkschaften sauer aufstossen und schon diverse Streiks zeitigten. Doch weder die Massnahmen noch die Streiks adressieren das eigentliche Problem: Wir leben in einer fundamental anderen Gesellschaft als noch vor dreissig Jahren und es stehen den vielen Bezügern immer weniger Einzahler gegenüber. Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will: Das System hat seine Basis verloren. Reformen bringen nur momentane Linderung. Aber keine Lösung: Es ist als wolle man eine Dampfmaschine in einen Smart einbauen: Nicht sehr erfolgsversprechend. Was bleibt sind Ideen die absurd wirken und uns abseitig erscheinen. Das Öffnen der Grenzen für Immigranten, die eine neue, verdienende und vor allem zahlende Generation stellen würden, oder der selbstfinanzierten Ruhestand, ohne Generationenvertrag, oder die Rentenreduktion für kinderlose. Die ganz extreme Variante: Der Ruhestand wird wieder abgeschafft. Nur wer genug auf die Seite gebracht hat, wird sich noch zurücklehnen können. Die anderen werden auf Ihre Arbeitskraft und ihre Familie angewiesen sein. Und auf die Sozialhilfe. Während heute die Alten noch vielfach reich sind, können wir dereinst mit einem Altersproletariat rechnen. Doch eventuell erwartet den langsam vergreisenden und aussterbenden Kontinent Europa ein ganz anderes Schicksal und er wird eines Tages von anderen Völkern überrannt oder einfach schleichend übernommen. Es sackten schon andere Imperien sang- und klanglos in sich zusammen? warum nicht auch das abendländisch-europäische? Soziologisch gesehen gar nicht abwegig. Die Rentenkrise als Frühindikator einer neuen Völkerwanderung? Absurd? Nicht unbedingt, es ist nicht auszuschliessen, dass dereinst in Geschichtsbüchern genau dies stehen wird. Und dass wir den Anfang vom Ende unserer Gesellschaft mit nichts besserem als dem Streit um ein paar Prozentpunkte der Pensionskassenverzinsung begehen.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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