Aufgewachsen im britischen Manchester sang er als Kind und Jugendlicher zunächst im hiesigen Chor und zog anschliessend nach London, um dort zu studieren. In den folgenden fünf Jahren widmete er sich nicht nur seinem Projekt "Elaenia", sondern legte weltweit als DJ in bekannten Clubs auf und arbeitete auf seinen Ph.D. in Neurowissenschaften hin. Mit "Elaenia" hat der 24-jährige ein Album komponiert, das eine Brücke zwischen seiner mitreissenden Dance Music und seinen klassischen Wurzeln bildet. Letztere prägen ihn bis heute und sind die ein Eckpfeiler seiner bisherigen Arbeit. Das Album, das er auf den gleichnamigen Vogel taufte, ist nicht nur von klassischer Musik geprägt, sondern auch von Jazz, Elektro, Soul und sogar brasilianischem Pop. Es ist der Inbegriff seiner persönlichen Vision.

Wie eine musikalische Form der Gezeiten ist "Elaenia" Licht und Dunkelheit zugleich, starr und frei, elegant und doch chaotisch. Das dreiteilige "Silhouettes (I, II & III)" ist eine Hommage an Shepherds frühere Tage in diversen Ensembles. Es wird durch eine stramme Rhythmussektion angetrieben und endet schliesslich in einer kathartischen Befreiung der Emotionen und Gefühle. Es ist keine Überraschung dass Shepherd als grosser Jazz-Enthusiast und mit klassischer Ausbildung im Rücken, auch im Orchesterbereich experimentiert. Aber mit Silhouettes liefert er Astral Landschaften neben einer Symphonie mit emotionalen Strings und Fusion Jazz-Funk-Melodien, die Strawinsky näher ist als House oder Bass. Beim hypnotischen Puls von "Argenté" offenbart Shepherd sein Händchen für meisterliche Late Night Sets. Auch der letzte Song des Albums, "Peroation Six" liefert einen der grössten musikalischen Spannungs- und Entspannungsmomente dieses Jahres.

Der DJ, Komponist und Wissenschaftler baute sich anfangs sogar einen eigenen Harmanographen, mit dem er das Artwork für das Album entwarf. An diesen schloss er zwei optische Fiberkabel von 0,5 und 1,5 mm Durchmesser an, die mit einer Lichtquelle verbunden waren und die Frequenzen der Bass Drum und das weisse Rauschen der Percussions auf dem Track ?For Marmish? aufzeichneten.

Wie seine Kollegen und Freunde Caribou und Four Tet legte Floating Points in allen wichtigen Clubs und bei einigen der grössten Festivals der Welt auf, darunter das Output NYC, Trouw (Amsterdam), Sonar (Barcelona), Unit (Tokio) und in der Panorama Bar (Berlin). Nicht zu vergessen natürlich die Nuits Sonores im französischen Lyon, die seinem Durchbruchshit im Sommer 2014 seinen Namen verliehen, und der inzwischen geschlossene Londoner Club Plastic People, in dem er fünf Jahre lang als Resident DJ hinter den Plattenspielern stand.

Auf "Elaenia" sind viele Gastmusiker zu hören, wie z. B. Tom Skinner und Leo Taylor am Schlagzeug, Susumu Mukai am Bass, Quian Wu und Edward Benton an der Violine. Matthew Kettle spielt Bratsche, Alex Reeve Gitarre und Joe Zeitlin Cello. Rahel Debebe-Dessalegne, Layla Rutherford und Shepherd selbst sind an den Mikrofonen zu hören.

Floating Points debütierte mit seiner Liveversion von "Silhouettes (I, II & III)" beim Dimensions Festival in Kroatien Ende August, als er beim Eröffnungskonzert in der ehemaligen Festung Christo Punta mit einem elfköpfigen Orchester auftrat. Die Show wurde live via Boiler Room gestreamt.

(fest/sda)