Lord Mouse and the Kalypso Katz sind im wahrsten Sinne eine multikulturelle Familie: In kurzer und mit immer wieder faszinierenden Live-Shows hat es diese Band mit 17 Mitglieder aus 7 Nationen geschafft, das non-stop tanzende Publikum der Berliner Musikszene zu verzaubern - und das ganz ohne Elektro Beats. Ganz im Gegenteil: mit ihrer überschwenglichen und charmanten Art lassen sie uns unsere karibische Ader mit einem Schuss erstklassiger neuer Calypso Kreationen zu unter dem Motto «Go Calypsonian» entdecken.

 «Der Calypsonian Vibe erreicht einfach jeden», erklärt Lord Mouse, der in USA geboren wurde und als Frontman und Crooner alter Schule die Kalypso Katz anführt. Das 17-köpfige Orchester mutierte schnell zum unerwarteten Liebling der Berliner Szene und begeistert jetzt mit der dritten Frankreich Tournee auch unsere europäischen Nachbarn. Kein Wunder: unabhängig von Land, Zeit und Ort kann sich das Publikum darauf gefasst machen, dass es von den schwingenden Beats, massiven Bläsersätzen und gewagten Songtexten ins Tanznirvana entführt wird. Doch die Fähigkeit, so eine starke Combo unter einen Hut zu kriegen, rührt nicht alleine von der partyfreundlichen Energie der Katz', sondern auch von den unterschiedlichen multikulturellen Facetten und Ursprüngen des Calypso. Die karibischen Inseln hatten in ihrer Geschichte mehrere Besatzungsphasen zu verkraften. Von den Spaniern, bis zu den Franzosen und Briten hatten alle Einfluss auf den Klang der afrikanischen Diaspora. Im Laufe der Zeit vereinten sich die lokalen Musikströme der Bevölkerung zu musikalischen Spiearten wie die des Calypso. Die Texte der Calypso sind rebellisch, humorvoll und manchmal sogar Protestmusik gegen korrupte Politik und Rassendiskriminierung. Dabei wird gleichzeitig die Street Credibility und das eigene libidonöse Potential übermässig angepriesen. Auf dem Album gibt es kreative Neuarrangements I alypso Gewand wie das sowjetische gefärbte «Chunga Chunga» des russischen Bassisten General Confusion genauso zu hören wie den Calypso-Klassiker Edward VIII. oder Eigenkompositionen zum Abtanzen wie «Calypso Hipshake».

«Unseren Old- School Sound haben wir unserem grossartigen Soundingenieur Colin Bass (Ex 3 Mustapha 3) zu verdanken. Natürlich helfen auch alte, wtqas kaputte Instrumente», lacht Lord Mouse. Er und seine Combo haben schon über die relativ kurze Zeit, die sie jetzt nun zusammen arbeiten, eindrücklich bewiesen, wie sehr sie sich ihrer Kunst und Performance hingeben. Dabei war dies zu Beginn noch nicht einmal absehbar. «Meine Idee war es eigentlich ein kleineres Ensemble zusammenzustellen, um traditionelle Calypso Musik im Stile der 1930er zu spielen. Aber es gibt nun mal so viel Talent in Berlin und die Leute kommen offen auf uns zu. Bevor ich mich versah, waren wir bereits 17 Leute!», erzählt Lord begeistert. Der coole Sound und die dank eigener Mode-Talente farbenfrohen Bühnenkostüme sorgten schnell dafür, dass die Band von alleine immer bekannter wurde. Piranha Musik präsentiert.

 Jedoch gibt es auch kritische Fragen an so eine ungewöhnliche Calypso Band: Keiner der Bandmitglieder stammt tatsächlich aus der Karibik, welches sie ausserdem in dem Stück «White Boy Calypso» thematisieren. «Das Rassenthema war immer eines das wir ausgelassen hatten, was ja eigentlich einen grossen Teil der Caypso Musik ausmacht, da diese Menschen eben Kinder der Sklaven waren. Es war etwas schwierig einen Song zu finden, der zu uns passen würde, zu uns Weissen. Aber dieser Song (»White Boy Calypso«) erklärt auf unsere Weise, weil es darum geht, wie jeder mich fragt, warum ich diese Art von Musik mache, obwohl ich doch weiss bin. Wir dürften aufgrund unserer Hautfarbe sogar nicht einmal auf den karibischen Festivals spielen.» Mit diesem Song schwingen sie mit Stevie Wonder's «Sir Duke» auf einer Linie. Musik muss für alle da sein und so sollte es auch bleiben. Die Band lässt sich jedoch von soclchen Fragen nicht aufhalten und tritt überall auf, wo auch immer eine Bühne die geballte Ladung Musikpower von 17 Musikern stemmen kann.

 «Die Leute hier in Berlin nehmen die Musik gerne an. Wir fühlen uns wirklich geehrt, so viele wunderbare Leute auf der Tanzfläche vereinen zu können.»

(fest/sda)