Musik ohne Scheuklappen

Angehört: Nôze - «Come with us»

publiziert: Montag, 27. Apr 2015 / 16:36 Uhr / aktualisiert: Montag, 27. Apr 2015 / 17:14 Uhr
Das französische Electro-Duo Nôze.
Das französische Electro-Duo Nôze.

Das fünfte Album des französischen Electro-Duos Nôze Nôze hört auf den Titel «Come With Us», und tatsächlich entführen einen Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes in neue Ecken jener scheuklappenfreien Klangwelt, die sie schon auf den Vorgängern umrissen und erforscht haben.

Wer die Veröffentlichungen von Nôze in den letzten 10 Jahren mitverfolgt hat, weiss, dass sie nichts von Wiederholungen halten, sondern sich vielmehr mit jedem Release neu erfinden: Vergleicht man die experimentellen House-Tracks ihrer Anfangstage mit den zuletzt veröffentlichten Songwriter-Exkursionen für Get Physical, liegt auf der Hand, dass das Duo aus Paris mit jedem Album neue Schwerpunkte gesetzt hat, um die Zuhörer - aber auch sich selbst - immer wieder zu überraschen. Auf Come With Us präsentieren sich Nico und Eze nun so introspektiv wie nie zuvor. Auch wenn sich die Tendenz «weg von der Tanzfläche, hin zum ruhigeren Hörerlebnis in den eigenen vier Wänden» schon in den letzten Jahren andeutete, geben sie sich sowohl musikalisch als auch inhaltlich dieses Mal noch mehr diesen persönlichen Reflektionen hin: Ein Track wie «Saint» knüpft mit seinen umherziehenden Gitarrensounds (beigesteuert von Thibault Frisoni, einem Stammgast von Nôze) sogar an die romantischen Klänge des Dustbowl-Blues an, während Nicos Stimme zum Teil in ganz neue Höhenlagen aufbricht und man kein Wort seiner fesselnden Anekdoten (z.B. «Apache») verpassen will.

Emiliano Turi verpasst dem neuen Nôze-Longplayer mit seinem Live-Schlagzeugspiel die nötige Erdung, und natürlich haben Nico und Eze es sich auch dieses Mal nicht nehmen lassen, einige Freunde als Vokalgäste ins Boot zu holen: So teilt sich Dani Siciliano z.B. das Mikrofon mit Nico auf dem grandios discoinfizierten Eröffnungsstück «I Need To Know», und Jaw, der Sänger und Songwriter der Band dOP, die erst kürzlich ihre «Midtown»-EP vorgelegt haben, ist auf der Ballade «Come With Me» mit von der Partie.

Obwohl sie als Songwriter inzwischen sehr viel intimere Ansätze verfolgen und häufig ganz anderen Stimmungen nachgehen, haben Nôze ihre einstigen Dancefloor-Wurzeln keineswegs vergessen: Der CD-Variante von Come With Us wird eine Bonus-Disc beiliegen, auf der das Duo diese Tatsache mit einer ganzen Reihe von tanzbaren Remixes belegt, denn die beiden haben für jeden einzelnen Albumtrack ein Club-Pendant aufgenommen. Genau genommen handelt es sich dabei weniger um Remixes, als um eigenständige Neuproduktionen, die von warmen Synthesizer-Sounds getragen werden und mit satten Beats ganz klar für die Tanzfläche gemacht sind. Auch der dezente Siebziger-Beigeschmack, der Come With Us auszeichnet, schwingt in den jeweiligen Remix-Versionen mit, wenn sie beruhigende Arpeggios und rumorende Moog-Einlagen auf zeitgenössische Elemente treffen lassen und das Ganze ins Hier und Jetzt transportieren.

Seit sie 2005 ihr Debütalbum vorgelegt und den Fans beim Sónar Festival gezeigt haben, wie viel wilde Live-Energie in so einer Zwei-Mann-Show stecken kann, haben Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes die Grenzen ihres Nôze-Projekts mit immer neuen Gästen und Genreexkursen stetig erweitert.

(fest/news.ch mit Agenturen)

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Felix Steinbild
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