Angehört: Seekae - «The Worry»
publiziert: Dienstag, 16. Sep 2014 / 22:30 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 17. Sep 2014 / 00:09 Uhr

Das renommierte australische Label Future Classic (Flume, Jagwar Ma) hat das neue Seekae Album «The Worry» veröffentlicht. Seekae avancierten in den letzten Jahren zu einem der innovativsten Projekte für elektronische Musik aus Australien.

Seekae's letztes Album «+Dome» wurde weltweit hochgelobt. Der US Rolling Stone schrieb z.B., «as ambient and mesmerizing as an iced-over forest», Resident Advisor bezeichnete das Album als «one of the most interesting records of the year».

Wenn irgendeine andere Band ein derartiges Album mit düsteren, abgründigen Liebesliedern aufgenommen hätte, wäre das vielleicht keine sonderlich grosse Überraschung. Schliesslich ist die Liebe bzw. deren Scheitern häufiger Thema in der Musik. Doch wenn Seekae, deren dritte LP The Worry im September 2014 bei Future Classic erscheint, ein derartiges Werk aufnehmen, dann ist das genau genommen eine kleine Sensation, ja eine Schlagzeile: «Seekae melden sich mit düsteren Lovesongs zurück!»

Dabei setzen Seekae mit der Veröffentlichung von The Worry genau genommen eine Serie von Experimenten fort, die schon mit ihrem ersten Release begonnen hat, als ihr damals bewusst instrumental gehaltener, von Maschinen dominierter Sound erstmals in der australischen Musikszene für Furore sorgte. «Kann schon sein, dass die Leute denken, wir würden aus unserem alten Klangspektrum ausbrechen wollen», meint John Hassel, «dabei wollen wir eigentlich nur - wie immer - etwas Neues ausprobieren, neue Wege gehen.»

Klangliche Kehrtwende

Die dreiköpfige Band mit Wurzeln in Australien und England hat in den vergangenen sechs Jahren eine grosse Fanbase um sich versammelt und für ihren Sound, in dem Electro-Pop, IDM, Post-Dubstep, Postrock, House und Ambient aufeinandertreffen, gleich eine ganze Reihe von Preisen eingesammelt. Wofür Seekae jedoch bislang definitiv nicht bekannt waren, ist Musik mit Texten, in denen sie kein Blatt vor den Mund nehmen. Doch auf The Worry tritt Alex Cameron, eigentlich für Percussions verantwortlich, nun immer wieder ans Mikrofon, um sich auf den 11 Songs der LP mit Themen wie Nihilismus, Rache und - am anderen Ende des emotionalen Spektrums - der rettenden Kraft der Liebe auseinanderzusetzen. Eine klangliche Kehrtwende, die ihre angestammten Fans überraschen und ihnen obendrein jede Menge neue Anhänger bescheren dürfte.

Schon die erste Singleauskopplung des Albums, «Another», bereits 2013 veröffentlicht, wurde von den Kritikern abgefeiert. Zugleich deutete sie die neue Richtung an, in die Seekae dieses Mal aufbrechen: Da war diese minimalistische Melodie, eindringlich und mit druckvollem Beat unterfüttert, dazu ein treibender Bass und Passagen, die episch wie ein Kinosoundtrack klangen. Wie weite Teile von The Worry, hat auch «Another» etwas Synthetisches, etwas Kühles, dabei ist die Produktion natürlich genauso perfekt durchdacht, wie man es inzwischen von dieser Band erwartet.

Einflüsse

Darüber hinaus kann man auf dem Album, das David Wrench (Caribou, Bat For Lashes) abgemischt hat, auch eine Vielzahl von neuen Einflüssen ausmachen: «Test and Recognise», eine angriffslustige, erzürnte Beichte, wird von treibenden Industrial-Beats aus einer Drummachine getragen, was dem Track einen deftigen Neunziger-Beigeschmack gibt. Live-Aufnahmen eines Orchesters gibt es hingegen auf «Monster» zu hören: Der Track beginnt mit einem HipHop-Beat, der sich dann mit Holz- und Blechbläsern zu einer überdimensionalen «Wall of Sound» vereint.

Überhaupt nehmen viele der neuen Songs andauernd neue Gestalt an, weil die Band immer neue Einflüsse ins Spiel bringt: Im Fall von «Oxen Calm» sind es z.B. Live-Bläser, die auf wild verzerrte Synthesizer-Sounds treffen, und «The Worry» selbst ist eine aufgebrachte Rache-Hymne, die sich schliesslich in einen massiven Dancefloor-Track verwandelt. Auch die Samples, die sie eingesetzt haben, stammen aus allen erdenklichen Ecken und von zum Teil unerwarteten Quellen: Der bereits erwähnte Track «Monster» z.B. ist durchzogen von den Tonspuren uralter VHS-Tapes, die irgendwer in der Nähe ihres Studios in Sydney einfach an die Strasse gestellt hatte. Und «Back Out», das fast schon unheimliche Intro der LP, beginnt mit einer Aufnahme von Johns Bekannten, die ihre zynische Haltung gegenüber der Frauenwelt und Liebesbeziehungen ganz allgemein zum Ausdruck bringen. Laut Aussage der Band waren es denn auch persönliche Begegnungen - mit Fans, mit Roadies, mit irgendwelchen Leuten am Strassenrand, unterwegs -, die das neue Album am stärksten geprägt haben. «Wir haben uns die ganze Zeit gefragt: Wer sind diese Leute eigentlich? Was machen sie hier?», berichtet Alex. «Irgendwann haben wir dann damit begonnen, die Schönheit in diesen ganzen kleinen Tragödien zu suchen, die das Leben so schreibt. Das mag zwar ziemlich hochtrabend klingen für drei Typen, die einfach nur durch die Welt tingeln und Konzerte spielen, aber genau das haben wir unterwegs entdeckt.»

Seekae wurde im Jahr 2007 von Alex Cameron und George Nicholas, zwei Australiern, und dem Engländer John Hassell in Sydney gegründet. Schon ihr Debütalbum The Sounds of Trees Falling on People wurde von Fans und Kritikern gleichermassen gefeiert: Der Rolling Stone sprach von einem Album, dass «so atmosphärisch und hypnotisierend ist wie ein vereister, schneebedeckter Wald», und der in Sydney ansässige Radiosender FBi wählte das Album sogar unter die besten australischen Veröffentlichungen des Jahrzehnts. Alles von 8-Bit-Sounds bis hin zu massiven Pop-Hooks, von Ambient-Klängen bis hin zu Noise-Exkursen vereinte die Band auf ihrem Debüt, und auch die Live-Shows der Electronica-Sensation waren dermassen abwechslungsreich und energiegeladen, dass Seekae im Jahr 2009 den Preis als «Best Live Act» bei den Music Arts and Culture Awards in Sydney gewinnen sollten.

Auf Clubmusic-Pfaden

Im Jahr 2011 veröffentlichten sie den Nachfolger +Dome, auf dem sie mit 808-Beats und viel Bass in Richtung Club aufbrachen - und dabei elektronische Einflüsse von Tokio bis Berlin, von Chicago bis London durchschimmern liessen. In UK wurde +Dome denn auch gleich «Album des Monats» im Mojo Magazine, während sie in ihrer Heimat in vier Kategorien bei den Independent Music Awards nominiert wurden. Danach ging's für sie auf Tour durch Europa, Japan und Nordamerika, wo sie - passend zum Sound - z.B. auch im Rahmen der Low End Theory-Nächte in L.A. auftreten sollten.

Zurück in ihrer Heimat gelandet, traten Seekae 2012 im ausverkauften Sydney Opera House mit einem achtköpfigen Streichensemble auf, um gleich in Anschluss daran beim Splendour in the Grass-Festival in Byron Bay auf der Bühne zu stehen. Vergangenes Jahr wählten die Hörer von FBi sie zum «Best Act of the Day», als Seekae zusammen mit weiteren australischen Acts wie The Presets, Midnight Juggernauts und Hermitude zum grossen Jubiläumsfestival des Senders eingeladen waren.

Trotz des permanent randvollen Tour-Kalenders haben Seekae zwei Jahre lang intensiv in London und Sydney an The Worry gearbeitet: Herausgekommen ist das bis dato ambitionierteste, facettenreichste und persönlichste Album einer Band, die sich mit jedem Release neu erfunden hat.

(fest/news.ch mit Agenturen)

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