Angehört: Till Brönner - «Till Brönner»
publiziert: Mittwoch, 28. Nov 2012 / 20:37 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 28. Nov 2012 / 20:57 Uhr

Till Brönner - entweder man hasst oder liebt ihn. Für die einen jemand, der sich für seichten, belanglosen Popsound verkauft hat, für die anderen ein Musiker mit Weitblick und Sinn für das Schöne. Das neue Album heisst «Till Brönner» und ist ein lupenreines Jazz-Retro-Album im Stil der 70er Jahre CTI-Aufnahmen seines Vorbilds Freddie Hubbard. Es stellt sich die Frage: War bisher auf seinen Platten kein Till Brönner drin?

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Er ist Deutschlands prominentester und erfolgreichster Jazz-Musiker, sein markantes Gesicht ist eine mediale Ikone, die auch kennt, wer noch nie einen Ton aus seiner Trompete gehört hat. Und doch polarisiert Till Brönner wie kaum ein zweiter seiner Zunft in Deutschland. Von den einen vergöttert, von den anderen gehasst, ist zwischen den beiden Lagern wenig Platz für einen sachlichen Umgang. All diese obsessiven Verehrungen und kategorischen Ablehnungen... kurz: die felsenfesten Vorurteile werden jetzt von niemand anderem als dem Meister selbst erschüttert. Till Brönner bringt ein Album heraus, das er einfach nur «Till Brönner» nennt. Der Titel sagt bereits, dass es hier um viel mehr geht als ein einfaches «Weiter so!?» eines Musikers, der sich um Verkaufszahlen noch nie Sorgen machen musste. Mit diesem Werk konfrontiert er Fans wie Gegner mit einer persönlichen Neuaufstellung.

 Brönner macht den Weg für sich selbst frei und startet spielerisch durch. «Dieses Album wird auf fruchtbaren Boden bei denjenigen fallen, die für diese Musik offen sind. Der Erfolg lässt sich nicht alleine an Verkaufszahlen festmachen. Dieses Album war einfach auf meiner Agenda, und jetzt ist es da.»

 Das hier zum Ausdruck kommende Understatement ist nicht etwa kalkulierte Koketterie, sondern es passt zur Musik. Nie zuvor war Brönner so uneitel, selten hat er so wenig darauf geachtet, als Protagonist im rechten Licht zu stehen. Er spielt fast ausschliesslich Flügelhorn und braucht damit viel weniger Töne, um zu sagen, was er loswerden muss. Indem er sich ein Stück aus dem Vordergrund zurückzieht, gewinnt er an Kante und klingt viel souveräner, selbstbewusster und reifer. Die Frage nach der Beschränkung und Reduktion spielt in seiner kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst in den letzten Jahren ohnehin eine immer grössere Rolle. «Es kann doch nicht nur darum gehen, von Album zu Album immer virtuoser zu werden. Ich will einfach nicht mehr so viele Worte auf meiner Trompete machen, weil doch schon so vieles gesagt ist.»

 Voller Demut betritt Brönner also eine Klangwelt, die dem Hörer neu erscheinen mag, für ihn selbst aber schon seit vielen Jahren präsent ist. «Die Besetzung ist kein Novum. In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren sind zahlreiche Alben genau in dieser Besetzung bestritten worden.» Mit dieser Anspielung beruft sich der Berliner auf das legendäre Label CTI, auf dem unter anderem sein Vorbild Freddie Hubbard verschiedene Alben gemacht hat. Die Produktionen von CTI waren meist recht opulent und versuchten, sich mit Streicherarrangements und ähnlichen Einfällen einen möglichst kommerziellen Anstrich zu verpassen, waren aber in ihrem Klangverständnis für jene Jahre auch revolutionär, weil sie die ganze Welt des Hardbop und Souljazz in die Ästhetik der siebziger Jahre überführten. Doch Brönner erstarrt vor dieser Epoche nicht in Ehrfurcht, sondern sieht es mit einem Schmunzeln. «Diese Alben blieben damals hinter ihren Erwartungen zurück. Trotzdem hatten sie ihre Qualität, weil man Freddie Hubbard eben nicht gebeten hat, irgendwelches gefälliges Zeug zu spielen, sondern ihm erlaubte, sich selbst treu zu bleiben. Von dieser Ästhetik war ich immer schon Fan und wollte in ebendieser Besetzung ein komplettes Album aufnehmen.»

 Das klingt nach einer Heimkehr zu seinen Ursprüngen, doch der Trompeter betont, dass er schon immer dort war. Auch er bleibt sich selbst treu. Für Brönner ist es in aller erster Linie ein ganz unverstelltes Bekenntnis zum Jazz. «Bei den Recordings hatte die Musik eine mächtigere Funktion als mein eigenes Bild von mir. Ich habe die Musik grösstenteils zwar selber geschrieben, aber im Studio haben wir alle zusammen einfach nur unser Bestes gegeben.»

(fest/news.ch mit Agenturen)

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