Karl Wüst

Angst und Utopie im Migros-Museum in Zürich

publiziert: Samstag, 2. Feb 2002 / 11:26 Uhr

Zürich - Starker Einstand von Heike Munder, der neuen Leiterin des Migros Museums Zürich: Unter dem Titel "The Collective Unconsciousness" (die kollektive Unbewusstheit) zeigt sie eine Reihe spannender Arbeiten zum Thema Angst und Utopie.

"Wie entstehen gesellschaftliche Ängste und wie verbinden sie sich mit Utopien?" Diese zentrale Frage - so Heike Munder vor den Medien - liegt der Ausstellung zugrunde. Ausgewählt hat sie Arbeiten mit klaren tagespolitischen Botschaften und solche, die mit eindringlicher Bildsprache Gefühle des Unwohlseins erzeugen.

Heimat oder Tod

Ganz offensichtlich der politischen Aktualität verpflichtet ist die Holländerin Mathilde ter Heijnes. In ihrer Installation mit Radios und CD-Geräte rufen fanatische Propagandisten verschiedener Länder dazu auf, im Kampf für die Heimat zu sterben.

Nicht Aggression, dafür Kälte und Isolation verbreiten die Arbeiten des 1993 verstorbenen Israeli Absalon und der Deutschen Kerstin Kartscher.

Absalon hat seine weisse "Cellule", ein steriles Eigenheim, als Ort des Rückzugs konzipiert, als Utopie für ein angstfreies Leben weg von der Realität. Auch Kartschers grosse comicstripartige Wandzeichnung "Die Eisläuferin" erzählt vom Alleinsein und zwar in einer irrealen, bedrohlich zerklüfteten Welt.

Machtspiele und Weltflucht

Nach diesem hellen Raum taucht man ein in die Dunkelheit. Die hier versammelten Arbeiten bilden den beklemmenden Höhepunkt der Ausstellung. Die Dia-Installation "Shadows" der Dänin Katya Sander verunsichert mit scheinbar belanglosen Fragen. Die Russin Anna Jermolaewa geht weiter und inszeniert im Video "Überlebensversuche" einen magnetisch gesteuerten Machtkampf zwischen Babuschkapuppen. Jede für sich, alle gegen alle lautet die zerstörerische Devise.

Und während die Engländerin Maria Marshall das irre Gefühl, gefangen und eingesperrt zu sein, mit der unheimlichen Videoarbeit "Don´t let the T-Rex get the children" beinahe physisch erlebbar macht, fokussiert der Finne Veli Granö den realen Irrsinn: Sein Video porträtiert eine Frau, die überzeugt ist, dass ihr Kind von Ausserirdischen auf den Fixstern Sirius entführt wurde.

Weltflucht: der Bulgare Luchezar Boyadjiev wiederum bricht sie ironisch mit "Treat of the Unknown". Seine Holztreppe führt scheinbar direkt in den Himmel. Oben aber befindet sich ein kleines Loch in der Wand. Es öffnet den Blick hin zu einer benachbarten Hausfassade: eine blendende, aber keineswegs himmlische Aussicht.

Go, Go, Go Bush

Im Oberlichtraum schliesslich kommt die Tagespolitik wieder zum Zug. Silvio Berlusconi und George W. Bush spielen in den Werken der Französin Annelise Coste und des Schweizers Fabrice Gygi tragende, wenn auch nicht sehr schmeichelhafte Rollen.

Während Coste auf ihren Zeichnungen amerikanische Kampfflugzeuge mit "Go Go Go" anfeuert, installiert Gygi ein amerikanisches "Bureau de Vote", das die Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung des amerikanischen Volkes in Frage stellt.

Über die Hälfte der 17 Arbeiten sind exklusiv für diese Ausstellung entstanden. Ein Teil davon fliesst - wie bereits Hanne Darbovens 365-teiliges "Welttheater" - ein in die Sammlung des Migros Museums. Albrecht Dürers 6 Holzschnitte "Die Apokalypse", welche Boyadjievs Holztreppe thematisch ergänzen, gehen zurück an den Leihgeber: ans Kunsthaus Zürich.

Bis 31. März. Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa/So 11-17 Uhr.

(bb/sda)

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