Antisemitismus in der Westschweiz nimmt zu

publiziert: Sonntag, 23. Apr 2006 / 12:04 Uhr

Bern - In der Romandie haben die antisemitischen Vorfälle zugenommen.

Die Synagoge von Genf war 2005 mit antisemitischen Sprayereien verunstaltet worden.
Die Synagoge von Genf war 2005 mit antisemitischen Sprayereien verunstaltet worden.
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Die Westschweizer Koordinationsstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung (CICAD) zählte im vergangenen Jahr 75 Vorfälle. Im Vorjahr waren es 34.

In ihrem Bericht stellt die Koordinationsstelle auch eine Zunahme der Gewalt gegen Juden fest. Zwei Ereignisse haben sie 2005 besonders beunruhigt: Die Verunstaltung der Synagoge von Genf mit antisemitischen Sprayereien und die Schändung des jüdischen Friedhofs von La Tour-de-Peilz VD. Daneben listet die CICAD zahlreiche kleinere Vorkommnisse auf.

Keine allgemeine Stimmung

Rolf Bloch, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), glaubt nicht, dass diese Vorfälle Ausdruck einer allgemeinen Stimmung sind. Der Antisemitismus in der Schweiz sei in den vergangenen Jahren eher zurückgegangen, sagt er in einem Interview von «Matin dimanche».

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die nachrichtenlosen Vermögen in den 90er Jahren sei Antisemitismus verbreiteter gewesen. Verharmlost werden dürfe das Phänomen aber nicht. In der Schweiz werde regelmässig behauptet, es gebe keinen Antisemitismus. «Dies ist schlicht und einfach falsch», sagt Bloch.

Neben dem Antisemitismus der extremen Rechten gibt es laut der CICAD in der Romandie - wie anderswo - einen Antisemitismus der extremen Linken im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Auch religiös motivierten Antisemitismus stellt die Koordinationsstelle fest.

Der Bericht der CICAD beschäftigt sich auch mit rassistischen Internetsites. Ihre Anzahl nehme zu, hält die Koordinationsstelle fest. Im Kanton Neuenburg löste die Polizei im vergangenen Jahr mehrere antisemitische Blogs auf.

(bert/sda)

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