«Apostel der Armen» ist gestorben

publiziert: Montag, 22. Jan 2007 / 07:18 Uhr / aktualisiert: Montag, 22. Jan 2007 / 21:42 Uhr

Paris - Der französische Armenpriester Abbé Pierre ist tot. Der Gründer des Hilfswerks Emmaus starb 94-jährig in einem Pariser Spital an den Folgen einer Lungenentzündung.

Abbé Pierre starb mit 94 Jahren in Paris.
Abbé Pierre starb mit 94 Jahren in Paris.
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Der Tod des «Apostels der Armen» löste international tiefe Trauer aus.

Den Beginn der Rede, mit der Abbé Pierre im kalten Winter 1954 über das Radio zur Hilfe für die Obdachlosen aufrief, kennt in Frankreich jedes Kind. «Meine Freunde, zu Hilfe. Eine Frau ist gestorben, erfroren, diese Nacht um drei Uhr.»

Rund 90 Obdachlose liessen in jenem Winter ihr Leben, bis Abbé Pierre die Gesellschaft wachrüttelte und eine beispiellose Hilfsaktion in Gang brachte.

Später wurde der kleingewachsene, schmale Mann mit dem weissen Bart in Frankreich fast wie ein Heiliger verehrt. «Wir Obdachlosen sind heute alle zu Waisen geworden», sagte ein Obdachloser in Paris.

Abwendung vom Reichtum

Unter dem bürgerlichen Namen Henri-Antonine Grouès am 5. August 1912 in Lyon als fünftes Kind einer wohlhabenden Familie geboren, wandte sich Abbé Pierre früh vom Reichtum ab und verschrieb sein Leben den Bedürftigen.

Im 2. Weltkrieg unterstützte er die französische Résistance, wo er den Decknamen Abbé Pierre annahm. Von Grenoble aus schleuste er bedrohte Juden in die Schweiz und bot Verfolgten Schutz. Als die Sache aufflog, floh er nach Spanien, später nach Algerien.

Nach Kriegsende gründete er 1949 in der Pariser Vorstadt Neuilly-sur-Seine die «Bruderschaft von Emmaus».

Einer der beliebtesten Franzosen

Über viele Jahre führte Abbé Pierre die Rangliste der beliebtesten Franzosen an. 2004 bat er schliesslich darum, in den Umfragen nicht mehr erwähnt zu werden - an seine Stelle rückte Fussballer Zinedine Zidane.

Sein Begräbnis wünschte sich Abbé Pierre schlicht. So wird er im engen Familien- und Freundeskreis in Esteville in der Normandie beigesetzt, wo er die letzten Jahre zurückgezogen gelebt hatte. In der Pariser Kathedrale Notre-Dame findet am Freitag um 11.00 Uhr eine nationale Trauerfeier statt.

An dem Gottesdienst werden der französische Staatspräsident Jacques Chirac und die gesamte Regierung teilnehmen. Eine nationale Würdigung in der Pariser Notre-Dame hat es zuletzt für den im April 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. gegeben.

(dl/sda)

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