Araber: Angst vor neuem Golfkrieg
Istanbul - In der arabischen Welt wächst die Angst vor einem neuen Krieg am Golf. Zwar pflegt ausser Syrien, den Schiiten-Parteien in Bagdad und der libanesischen Hisbollah niemand enge Beziehungen zu Teheran.
Zweitens geht es den USA nach Auffassung der arabischen Staaten nicht nur darum, die Gefahr einer Aufrüstung des Irans mit Atomwaffen zu bannen, sondern auch darum, den Aufstieg des Irans zur «Hegemonialmacht» am Golf zu verhindern.
Drittens hätte ein Krieg zwischen der Supermacht und der islamischen Regionalmacht Iran fatale Folgen für die gesamte Region. Kurzfristig macht diese Aussicht zumindest den arabischen Golfstaaten mehr Angst als die iranischen Atom-Pläne.
Aufrüstung am Golf
Das Königreich Bahrain, in dem die 5. Flotte der US-Marine stationiert ist, hat sich für den Fall eines iranischen Vergeltungsschlages ein neues Radarsystem für die Raketenabwehr zugelegt. Auch andere Golfstaaten rüsten sich bereits für den Fall, dass der Konflikt um Irans Atomprogramm doch noch mit Waffen ausgetragen werden sollte.
«Die USA erhöhen den Druck auf den Iran, und sie bereiten die Weltbühne vor für eine mögliche Militäraktion gegen die Islamische Republik, mit der diese für ihre Atom-Aktivitäten bestraft werden soll», schreibt der irakische Kommentator Mohammed Dschamal in der Zeitung «Gulf News».
Er rät dem Iran «sich entweder den internationalen Forderungen zu beugen oder in einen Krieg hineinziehen zu lassen, den er mit grosser Wahrscheinlichkeit verlieren wird».
Irak würde noch tiefer im Chaos versinken
Vor allem die irakische Regierung hat Angst, dass ihr von Gewalt und Anarchie geplagtes Land durch einen Krieg zwischen ihren beiden Verbündeten noch tiefer im Chaos versinken könnte.
«Möglicherweise könnte es zu einem Militärschlag gegen den Iran kommen, doch das wollen wir nicht hoffen, denn dies wäre nicht nur für den Irak eine Katastrophe, sondern für die gesamte Region und für die ganze Welt», warnt der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki.
US-Verbündete warnen USA
Aber auch aus Ägypten, das seit Jahrzehnten gespannte Beziehungen zu Teheran hat, sind derzeit mahnende Töne zu hören. «Wir warnen dringend vor einer militärischen Konfrontation», erklärte kürzlich Ägyptens Aussenminister Ahmed Abul Gheit.
Es sei auch falsch, wenn die USA von der Gefahr einer iranischen Hegemonie sprächen. Schliesslich gebe es neben dem Iran noch drei weitere Regionalmächte: Saudi-Arabien, die Türkei und Ägypten - drei Staaten, die als enge Verbündete der USA gelten.
Nach der Irak-Invasion von 2003, die von arabischen Diplomaten gern als misslungenes «Abenteuer» bezeichnet wird, könnten die USA im Falle eines Militärschlags gegen den Iran nach Ansicht von Beobachtern nicht auf die Unterstützung durch ihre Partner in Riad, Kairo und Ankara zählen. Selbst die historischen Animositäten zwischen Arabern und Persern verblassen angesichts des Anti-Amerikanismus, der seit dem Irak-Krieg stärker den je geworden ist.
- keinschaf aus Wladiwostok 2826
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