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Arafat steht mit dem Rücken zur Wand
publiziert: Mittwoch, 3. Jul 2002 / 16:45 Uhr
Ramallah - Die Nachricht von der Entlassung Dschibril Radschubs durch Palästinenserpräsident Jassir Arafat schlug in Ramallah ein wie eine Bombe. Der Sicherheitschef, der oft als mächtigster Mann im Westjordanland beschrieben wurde, galt bei Beobachtern als unantastbar.
Wie lange kann sich Palästinenser-Präsident Arafat noch an der Macht halten?
Radschubs verfügt als Herr über tausende bewaffnete Polizisten und unzählige Anhänger innerhalb der Fatah-Organisation Arafats über eine starke Hausmacht. Arafat, der von den USA und Israel zur Un-Person erklärt worden ist, will mit der Entlassung offenbar seinen Willen zur Reform der Sicherheitsdienste demonstrieren.
Auch die Entlassung von Ghasi Dschabalis, dem Polizeichef im Gazastreifen, gilt als geschickter Schachzug des höchst bedrängten PLO-Chefs. Denn Arafats Glaubwürdigkeit ist ausserhalb der Palästinensergebiete auf den Nullpunkt gesunken.
Grosses Fragezeichen
Dschabali ist bei der Bevölkerung des Gazastreifens wegen seiner Willkür als Tyrann verhasst. Die Entlassung dürfte also Arafats Popularität im Gazastreifen sechs Monate vor der geplanten Präsidentschaftswahl nützen.
Ein grosses Fragezeichen steht dagegen hinter der Entlassung des 48-jährigen Radschub. Diese ist nicht unbedingt als Teil der international geforderten Reformen anzusehen
Schliesslich gehört Radschub trotz seiner als skrupellos beschriebenen Amtsführung zu den von den USA und Israel geschätzten Gesprächs- und Verhandlungspartnern. Radschub selbst bestätigte gemäss Berichten, dass ihm seine Entlassung mitgeteilt worden sei.
Im Exil
Radschub galt, wie sein ehemaliger Gegenspieler im Gazastreifen, Mohammed Dachlan, lange Zeit als möglicher Nachfolger Arafats. In den 80er Jahren wurde er mehrfach von Israel inhaftiert und schliesslich ins Exil gezwungen.
Er ist trotz seiner nationalistischen Grundhaltung ein Verfechter der Zwei-Staaten-Theorie und des friedlichen Zusammenlebens von Juden und Palästinensern in gesicherten Grenzen.
Doch Radschub befand sich schon häufiger auf Kollisionskurs zu dem 73-jährigen Arafat. Schon 1997 liess Arafat Radschub kurzfristig festnehmen, musste ihn dann aber nach kurzer Zeit wieder freilassen.
Vor wenigen Monaten kam es dann zum schweren Zerwürfnis zwischen Arafat und Radschub, der dem Palästinenserführer vermutlich als Einziger durch seine militärische Macht gefährlich werden könnte.
Ohrfeige
Arafat ging nach übereinstimmenden Berichten sogar so weit, Radschub während einer Kabinettssitzung zu Ohrfeigen. Zwar sollen sich beide später wieder «versöhnt» haben, doch kann sich Arafat der Solidarität seines gedemütigten Sicherheitschefs wohl nicht mehr sicher sein, meinen palästinensische Beobachter.
Im Gegensatz zu dem glatten Dachlan, der inzwischen von seinem Amt zurücktrat, hat sich Radschub in den vergangenen Wochen auch öffentlich nicht zu Gunsten Arafats geäussert.
Dass Arafat als Nachfolger Radschubs einen alten Kampfgefährten aus Zeiten des Exils in Tunis ernannt haben soll, galt Beobachtern als Beweis, dass die Radschub-Entlassung in erster Linie dem Machterhalt dienen soll.
Auch die Entlassung von Ghasi Dschabalis, dem Polizeichef im Gazastreifen, gilt als geschickter Schachzug des höchst bedrängten PLO-Chefs. Denn Arafats Glaubwürdigkeit ist ausserhalb der Palästinensergebiete auf den Nullpunkt gesunken.
Grosses Fragezeichen
Dschabali ist bei der Bevölkerung des Gazastreifens wegen seiner Willkür als Tyrann verhasst. Die Entlassung dürfte also Arafats Popularität im Gazastreifen sechs Monate vor der geplanten Präsidentschaftswahl nützen.
Ein grosses Fragezeichen steht dagegen hinter der Entlassung des 48-jährigen Radschub. Diese ist nicht unbedingt als Teil der international geforderten Reformen anzusehen
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Im Exil
Radschub galt, wie sein ehemaliger Gegenspieler im Gazastreifen, Mohammed Dachlan, lange Zeit als möglicher Nachfolger Arafats. In den 80er Jahren wurde er mehrfach von Israel inhaftiert und schliesslich ins Exil gezwungen.
Er ist trotz seiner nationalistischen Grundhaltung ein Verfechter der Zwei-Staaten-Theorie und des friedlichen Zusammenlebens von Juden und Palästinensern in gesicherten Grenzen.
Doch Radschub befand sich schon häufiger auf Kollisionskurs zu dem 73-jährigen Arafat. Schon 1997 liess Arafat Radschub kurzfristig festnehmen, musste ihn dann aber nach kurzer Zeit wieder freilassen.
Vor wenigen Monaten kam es dann zum schweren Zerwürfnis zwischen Arafat und Radschub, der dem Palästinenserführer vermutlich als Einziger durch seine militärische Macht gefährlich werden könnte.
Ohrfeige
Arafat ging nach übereinstimmenden Berichten sogar so weit, Radschub während einer Kabinettssitzung zu Ohrfeigen. Zwar sollen sich beide später wieder «versöhnt» haben, doch kann sich Arafat der Solidarität seines gedemütigten Sicherheitschefs wohl nicht mehr sicher sein, meinen palästinensische Beobachter.
Im Gegensatz zu dem glatten Dachlan, der inzwischen von seinem Amt zurücktrat, hat sich Radschub in den vergangenen Wochen auch öffentlich nicht zu Gunsten Arafats geäussert.
Dass Arafat als Nachfolger Radschubs einen alten Kampfgefährten aus Zeiten des Exils in Tunis ernannt haben soll, galt Beobachtern als Beweis, dass die Radschub-Entlassung in erster Linie dem Machterhalt dienen soll.
(Christian Fürst, dpa /sda)
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