Arbeitnehmer profitieren nicht vom Aufschwung

publiziert: Freitag, 30. Dez 2005 / 11:54 Uhr / aktualisiert: Freitag, 30. Dez 2005 / 12:14 Uhr

Bern - Die Bedingungen für viele Arbeitnehmende auf dem Werkplatz Schweiz haben sich im 2005 verschlechtert - trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs. Zu Streiks und Protestaktionen kam es aber weniger oft als im Vorjahr.

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Zum ersten Mal in dieser Form machte Anfang Dezember das Bundespersonal seinem Ärger Luft: Rund 2500 Bundesangestellte versammelten sich, ausgerüstet mit Trillerpfeifen, Transparenten und Fahnen, vor dem Sitz von Finanzminister Hans-Rudolf Merz in Bern.

Die Kundgebungsteilnehmer forderten unter anderem eine höhere Wertschätzung durch ihren Arbeitgeber, keine Entlassungen und keine weiteren Sparübungen mehr. Von Erfolg gekrönt war der Protest der Bundesangestellten allerdings nicht.

An den gleichentags stattfindenden Lohnverhandlungen gestand Merz dem Bundespersonal für 2006 nämlich eine nicht versicherte Einmalzulage von 1,9 Prozent zu. In einer von Personalverbänden und Merz im August 2004 verabredeten personalpolitischen Marschrichtung war eigentlich vorgesehen gewesen, dass die Einmalzulage 2,4 Prozent betrage.

Neue Töne

An den Delegiertenversammlungen seien neue Töne angeschlagen worden, sagte Pierre-André Tschanz, Verbandssekretär beim Personalverband des Bundes (PVB). Zum ersten Mal seien Worte wie Streik und Kampfmassnahmen gefallen. Dies zeige, dass das Personal genug habe.

Auch in der Privatwirtschaft haben nach Ansicht der Gewerkschaften vielerorts die Bedingungen verschlechtert. Dies betreffe zwar nicht die Mehrheit der Firmen, aber dennoch jene, die sich in den Händen von Financiers befinden würden, sagte Fabienne Blanc-Kühn von der Unia und verwies auf die Buntmetallherstellerin Swissmetal, welche die Giesserei in Reconvilier im Berner Jura schliessen will.

Arbeitgeber mit anderer Optik

Zu einem anderen Schluss kommt die Arbeitgeberseite. So konstatiert Arbeitgeberdirektor Peter Hasler gar eine «angenehme Atmosphäre zwischen den Sozialpartnern», wie er gegenüber der Nachrichtenagentur SDA erklärte. Von den 700 regelmässig verhandelten Gesamtarbeitsverträgen komme es in eins bis drei Fällen zu Konflikten.

Hasler hat denn auch keine Angst vor einer Streikwelle im nächsten Jahr, währenddem die Unia eine massive Erhöhung der sozialen Bewegungen ankündigt.

Taxis stehen still

Neben der Aktion des Bundespersonals sorgte 2005 auch der Streik der Taxifahrer am Zürcher Flughafen für Aufsehen. Diese legten Mitte Juli ihre Arbeit für fünf Tage nieder.

Damit protestierten sie unter anderem gegen die Erhöhung der Konzessionsgebühren für Flughafentaxis durch die Flughafenbetreiberin Unique. Zugleich forderten die Taxifahrer einen Mindestlohn von 4000 Franken.

In Siders VS legten Ende Juni rund 400 Arbeiter des Aluminiumkonzerns Alcan ihre Arbeit nieder. Sie protestierten gegen den Abbau von 110 Stellen. Einen Warnstreik führten im Oktober rund 150 Angestellte des Verteilzentrums von Rewe/Usego in Egerkingen SO durch. Nach der Übernahme des Zentrums durch Denner forderten sie die Weiterführung des Gesamtarbeitsvertrags.

Arbeitskonflikte, die in einen Streik münden, sind dennoch selten in der Schweiz. Das Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) registrierte für 2004 - Zahlen für 2005 liegen noch nicht vor - acht Arbeitsniederlegungen, die mindestens einen ganzen Arbeitstag dauerten.

Die Anzahl dadurch verlorener Arbeitstage belief sich auf 38 915 Tage. Dies ist immerhin die höchste Zahl seit Beginn der Statistik im Jahr 1984.

(Anja Germond/sda)

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Der Kanton hofft, dass wenigstens die anderen Alcan-Bereiche weiterbetrieben werden.
 
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