Argentinien (ver-)zweifelt mit «Dieguito»

publiziert: Mittwoch, 9. Sep 2009 / 15:30 Uhr

In der Nacht zum Donnerstag hält die Fussball-Nation Argentinien den Atem an. Der zweifache Weltmeister darf in Paraguay unter keinen Umständen verlieren. Im negativen Fall wird selbst der Landesheilige Diego Armando Maradona (48) in einen akuten Argumentationsnotstand geraten.

Diego Maradona: Strahlkraft reicht alleine nicht.
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1986, im legendären WM-Viertelfinal gegen England, verwandelte sich Dieguito zunächst zum göttlichen Handballer. Über das irreguläre 1:0 ärgern sich die Engländer noch heute. Im selben Spiel verzauberte Maradona das mexikanische Publikum mit seinem Jahrhundert-Sololauf zum entscheidenden 2:0. An jene magischen Momente erinnern sich derzeit nur noch Nostalgiker. Dem «Pibe de Oro» steht kein goldener Herbst bevor, ihm droht der Fall vom Heldensockel.

Die ehemals beste Nummer 10 aller globaler Fussball-Plätze hat in den vergangenen elf Monaten nicht nachweisen können, auch neben dem Rasen ein brillanter Stratege zu sein. Im Gegenteil: Unter der Leitung von Diego Armando Maradona ist «La Albiceleste» in eine Sinnkrise geraten.

Ob ein Mann, der nach dem Ende seiner gloriosen Karriere privat mehrfach den Boden unter den Füssen verloren hatte, die fundamentalen Probleme der Gauchos lösen kann, wird mittlerweile zumindest hinter den Kulissen in Frage gestellt.

Maradonas Kredit bald verspielt

Drei der letzten vier Spiele hat die hochkarätig besetzte Mannschaft verloren. Das 1:6 in Bolivien wird als Schandfleck in die Geschichte der stolzen Föderation «AFA» eingehen. Nur einer mit dem Renommee Maradonas konnte ein derartiges Debakel überstehen.

Nun aber hat sich die Situation durch ein 1:3 im Heimspiel gegen den Erzrivalen Brasilien erheblich verschärft - auch für Maradona. Für einen ranghohen AFA-Funktionär wäre Diego gemäss der Zeitung «Critica» bei einer weiteren Pleite in Paraguay nicht mehr tragbar.

In Asuncion freut sich das drittklassierte Paraguay auf den Besuch des wankenden zweifachen Weltmeisters. Dass die Auswahl, die sich mit einem Erfolg vorzeitig und zum vierten Mal in Serie für die WM qualifizieren könnte, vom Argentinier Gerardo Martino (46) betreut wird, würzt die Ausgangslage speziell.

Am Ende seiner Aktivzeit war «Tata» Martino im Vergleich mit Maradona ein unbeschriebenes Blatt; als Selektionär hat der «Nobody» indes mehr vorzuweisen als der glorifizierte (Trainer-)Quereinsteiger aus Buenos Aires.

Anhänger glauben nicht mehr an direkte Qualifikation

Die auflagenstarke und entsprechend einflussreiche Tageszeitung «Clarin» druckte das Ergebnis einer Umfrage ab: Zwei Drittel der Anhänger glauben bereits nicht mehr an eine direkte Qualifikation. Sollte das Tief nicht enden, droht den Gauchos tatsächlich der Absturz auf Platz 6 und das erstmalige Verpassen der WM seit 1970. Die populistische Titelzeile von «Clarin» - «Maradona und das Volk - eine unzerbrechliche Liebe?» - kommt selbstredend nicht mehr überraschend.

Ein Konzept war speziell gegen Brasilien nicht erkennbar. Obschon die Argentinier (vor allem offensiv) über ein einzigartig grosses Reservoir an Top-Spielern verfügen, sind die Ergebnisse in Ernstkämpfen mangelhaft. Nur im Rahmen wertloser Kürveranstaltungen brillierten sie gegen Frankreich (2:0) und Russland (3:2). Barcelonas Star Lionel Messi kommt kaum zur Geltung -- Liverpools Mascherano ebenso wenig.

Keine Ideen im Mittelfeld

Trotz klingender Namen überquoll das Mittelfeld nicht vor Ideen. Und nun fehlt in der kursweisenden Partie zum allem Überfluss auch noch Carlos Tevez wegen einer Knieverletzung. Reichlich unkoordiniert verhielt sich auch das Abwehrzentrum. Insider «befürchten» gar, dass Dieguito in seiner taktischen Verzweiflung dem bald 37-jährigen Estudiantes-Verteidiger Rolando Schiavi zum Debüt (!) verhilft.

Ausgeschlossen scheint derzeit nichts mehr. Klar ist nur das heikle Programm der kriselnden Argentinier: Dem Trip nach Paraguay folgt die Pflichtaufgabe gegen den Letzten Peru, ehe am 13. Oktober in Uruguay womöglich ein (weiteres) Schicksalspiel ansteht. Davon, dass Gott Maradona die Hand ein zweites Mal reichen wird, ist eher nicht auszugehen. Und gedribbelt hat «El Diez» letztmals vor Jahren im Dress einer italienischen Sänger-Auswahl.

(fest/Si)

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