Vorwürfe zurückgewiesen

Auch Mediziner der USA haben gefoltert

publiziert: Montag, 4. Nov 2013 / 11:40 Uhr / aktualisiert: Montag, 4. Nov 2013 / 13:47 Uhr
Misshandlungen mit «Legitimation» der Medizin. (Symbolbild)
Misshandlungen mit «Legitimation» der Medizin. (Symbolbild)

Washington - Pentagon und CIA haben Ärzte und Pfleger bei der Misshandlung von Terrorverdächtigen offenbar in zahlreichen Fällen zu ihren Handlangern gemacht. Diesen Vorwurf erheben 20 Medizin- und Justizexperten in einer am Montag veröffentlichten Studie.

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Unter dem Druck von Militär und Geheimdienst hätten die Mediziner bei «Folter und grausamer, unmenschlicher und entwürdigender Behandlung» Gefangener «mitgewirkt», heisst es in der Studie. Zwei Jahre lang recherchierten die Fachleute aus Medizin, Ethik, Recht und Militär für das Projekt des Institute of Medicine und der Open-Society-Stiftung.
Sie kamen zu harten Befunden: In Guantánamo, Afghanistan und anderen CIA-Geheimgefängnissen hätten Ärzte und Pfleger an Methoden mitwirken müssen, die den Opfern «schwere Schmerzen zufügten».

«Es ist klar, dass das Militär im Namen der nationalen Sicherheit den Hippokrates-Eid verbog. Ärzte wurden zu Militäragenten umfunktioniert und haben im Widerspruch zu ihrer medizinischen Ethik gehandelt», sagte Co-Autor Gerald Thomson von der Columbia-Universität in New York.

Der Medizinrechtler Leonard Rubinstein von der Johns-Hopkins-Universität sagte, Ärzte und Sanitäter hätten durch ihre Präsenz Praktiken wie etwa das Waterboarding oder die Zwangsernährung von hungerstreikenden Guantanamo-Häftlingen «legitimiert», indem sie das Vorgehen als medizinisch hinnehmbar bezeichnet hätten.

US-Kongress zu Untersuchung aufgefordert

In der Studie wird der Geheimdienstausschuss des US-Senats aufgerufen, die medizinischen Praktiken in den Gefangenenlagern vollständig zu untersuchen. Die Autoren appellieren an Pentagon und CIA, medizinisches Personal nicht länger zu drängen, ihre ethischen Prinzipien zu verletzen.

Schon 2009 hatte die Gruppe Ärzte für Menschenrechte ähnliche Vorwürfe erhoben. Demnach mussten Ärzte die Verhörtechniken der CIA mit dem Ziel beaufsichtigen, sie effizienter zu gestalten.

Vorwürfe zurückgewiesen

Sprecher von CIA und Pentagon warfen den Experten am Montag «schwere Ungenauigkeiten» und «falsche Schlussfolgerungen» vor, ohne ihre Feststellungen vollständig zu dementieren.

CIA-Kommunikationschef Dean Boyd erinnerte daran, dass US-Präsident Barack Obama die CIA-Verhöre und -Inhaftierungen bereits 2009 beendet habe. Obama gab damals einen Bericht über die Verhörmethoden und die Verlegung von Terrorverdächtigen in Auftrag. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe blieben aber bislang unter Verschluss.

Pentagon-Sprecher Todd Breasseale erklärte, die Autoren der neuen Studie hätten weder Zugang zu den Gefangenen von Guantánamo noch zu ihren Gesundheitsdossiers gehabt.

Er lobte die «grosse Professionalität» des medizinischen Personals. Ärzte und Pfleger hätten den Gefangenen «eine bessere medizinische Versorgung» zukommen lassen, als jeder von ihnen in seiner Heimat «jemals kennengelernt» habe.

(ig/sda)

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