Durrer-Rücktritt und seine Folgen

Aufs neue CVP-Präsidium wartet der Spagat auf dem Hochseil

publiziert: Donnerstag, 15. Mrz 2001 / 12:14 Uhr

Bern - Das Präsidium der CVP dürfte für den Nachfolger oder die Nachfolgerin Adalbert Durrers ein schwieriger Job werden. Zum Profil gehört der Spagat auf dem Hochseil, ist die CVP doch nach Ansicht von Politologen die heterogenste Partei der Schweiz.

Adrian Vatter, Politologe an der Universität Bern, stellte fest, dass Durrer in einer schwierigen Position steckte. Die CVP, einst konfessionell klar ausgerichtet, sei mit einer Wählerrealität konfrontiert, die sich nicht mehr nach den traditionellen Konfliktlinien richtet. Innerhalb der Partei stünden sich urbane, sozial eingestellte und ländliche, konservative Kreise gegenüber.

1997 als Hoffnungsträger aus den Bergen angetreten, sei Durrers Glanz verblasst. Es sei ihm nicht gelungen, frischen Wind in die Partei zu bringen. Auf kommunikativer Ebene habe der Obwaldner Schwierigkeiten gehabt, gegen Gegner wie Christoph Blocher zu bestehen. Immer, wenn Durrer versucht habe, prononcierte Positionen zu vertreten, sei in der Partei der Elite-Basis-Konflikt ausgebrochen. Taktisch ungeschickte Manöver hätten Durrers Glaubwürdigkeit angekratzt. Mit seiner Bundesrats-Kandidatur habe sich Durrer ins Abseits manövriert, konstatierte Vatter. Wichtige Kräfte seien nicht mehr hinter ihm gestanden.

Auch die Initiative «Ja zu Europa!» habe sich für die CVP als Crux erwiesen. Das Ja der Delegiertenversammlung und die Nein- Parolen zahlreicher Kantonalparteien hätten klar den Graben zwischen urban-aufgeschlossener Elite und der ländlichen Basis aufgezeigt. Bei der Fristenlösung sei dann Durrer und seiner Partei der Spagat nicht mehr gelungen. Die Familienpolitik, immer ein Trumpf der Partei, sei angesichts des innerparteilichen Konflikts nicht mehr auszuspielen.

Die CVP brauche nun einen Supermann oder eine Superfrau. Die Aufgabe der neuen Parteiführung werde kein Zuckerlecken. Die CVP habe strukturelle Probleme, die nur in einer parteipolitischen Flurbereinigung zu beheben seien, sagte Vatter. Dabei stelle sich die Frage, ob die CVP ins rechte, bürgerliche Lager eingeht oder eher ihrem linken CSP-Flügel folgt. Auch Vatters Fachkollege Andreas Ladner betonte die Heterogenität der CVP. Sie stecke in der Zwickmühle und verliere seit gut 20 Jahren Wähleranteile. Das Steuer herumzuwerfen, werde schwierig. Die Partei habe sich in der Mitte positioniert und damit wenig erreicht.

Unter Druck des SVP, die in ihre Stammlande einbricht, sucht sie neue Positionen. Besinne sie sich auf ihre katholisch-konservativen Wurzeln, behalte die CVP ihre Hochburgen auf dem Land. Andererseits gerate sie dadurch in den Städten unter Beschuss, in denen sie seit Jahren mit recht wenig Erfolg Fuss zu fassen versucht. Die CVP verliert auf nationaler Ebene seit 20 Jahren Wähleranteile - bei den Nationalratswahlen 1979 wählten 21,3 Prozent CVP, bei den 1995 noch 16,8 und 1999 15,9 Prozent. Durrer konnte diesen Abwärtstrend nicht bremsen. Sitzmässig rutschte sie in der Grossen Kammer von 44 (1979) auf 34 (1995). 1999 konnte sie trotz Wähleranteilverlusten dank Proporzglück einen Sitz hinzugewinnen.

Auch in den Kantonen ist die CVP im Krebsgang. Ihre Sitzzahl in den Kantonalen Parlamenten sank von 1991 bis 2001 von 768 auf 637.

(sda)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Import Migration und Artenschutz im Fokus  Das Schweizerische Zollmuseum hat seine Pforten wieder für Besucher geöffnet. In dieser Saison können Gäste zwei spannende Neuerungen entdecken. mehr lesen  
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren ... mehr lesen  
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 unverändert zu belassen. Für Kredite bis 500'000 Franken sind weiterhin 1,5 Prozent und für Kredite über 500'000 Franken 2 Prozent zu entrichten. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten