Aufständische Iraker setzen auf Zermürbungstaktik

publiziert: Donnerstag, 4. Dez 2003 / 09:20 Uhr

Bagdad - Ein halbes Jahr, nachdem US-Präsident Bush die Kampfhandlungen in Irak für beendet erklärt hatte, vergeht kein Tag, ohne dass amerikanische Soldaten Angriffen aus dem Hinterhalt zum Opfer fallen. Ranghohe US-Militärs reden nicht mehr von Terror, sondern von Aufstand.

29 Angriffe pro Tag registrierte das US-Militär in der vergangenen Woche. "Wir sind in einen Aufstand verwickelt, und das ist ziemlich nahe an einem Krieg", räumte US-Vizeaussenminister Richard Armitage am Samstag in Bagdad ein.

Die Untergrundkämpfer wenden die klassischen "Hit-and-Run"-Taktik an: zuschlagen und das Weite suchen. Eine einzige Panzerfaustgranate kann eine hinreichend zerstörerische Wirkung entfalten, wenn sie ihr Ziel trifft. In den meisten Fällen geschieht das zwar nicht.

Doch wenn nur ein oder zwei Anschläge tödlich enden, reicht das den Aufständischen, um den nötigen psychologisch Effekt zu erzielen. Vor allem um den geht es.

Strategisch unbedeutend

General Ricardo Sanchez, Kommandant der US-Truppen im Irak, mag in rein militärisch Recht haben, wenn er sagt, der Widerstand auf dem derzeitigen Niveau sei "strategisch unbedeutend". Mit ihren Panzerfäusten und selbst gebauten Bomben können die Aufständischen der amerikanischen High-Tech-Armee keinen Zentimeter irakischen Bodens abringen.

Doch die täglichen Hiobsbotschaften aus dem Zweistromland, die Bilder von den überstellten Särgen zerrütten die Moral an der Heimatfront: Die Zustimmung für Bushs Irak-Politik geht in den USA merklich zurück.

Verschiedene Pläne

Man habe einen "handfesten Plan", um das "Sicherheitsproblem" - wie Armitage sich ausdrückt - in den Griff zu bekommen. Über einen derartigen "Plan" verfüge auch der US-gesponserte provisorische Regierungsrat, erklärte drei Tage zuvor auch dessen turnusmässiger Vorsitzender Dschalal Talabani.

Diese Pläne sind jedoch nicht deckungsgleich. Zwar wollen Amerikaner wie Iraker, dass der Kampf gegen den Aufstand in irakische Hand übergeht. Die USA wollen dies aber nur einer sorgfältig ausgewählten, gründlich ausgebildeten Spezialmiliz überlassen, was Zeit kostet.

Der Regierungsrat drängt dagegen zur Eile. Einige seiner Mitglieder, wie etwa der Kurden-Politiker Talabani, gebieten über eigene Milizen, die ihrer Ansicht nach "den Job übernehmen" könnten. Doch dafür können sich die Amerikaner nicht erwärmen.

Nationalistischer Aufstand

Kurdische Peschmergas oder Kämpfer der schiitischen Badr-Brigaden würden im sunnitischen Dreieck, dem Gebiet westlich und nördlich von Bagdad, wo sich der Widerstand konzentriert, das sichere Rezept für ein Abgleiten in einen Bürgerkrieg bedeuten. Bereits jetzt hat der Aufstand im Sunniten-Gebiet einen "nationalistischen" Anstrich.

Er wird nicht mehr nur von Anhängern des gestürzten Machthabers Saddam Hussein getragen, sondern auch von breiteren Bevölkerungsschichten, die aufgebracht sind über das oft unsensible Auftreten der Besatzer bei Razzien und Verhaftungen.

Das macht es den Amerikanern auch so schwer, den Aufstand zu niederzuschlagen. Zwar sind die von den Amerikanern ausgesetzten Prämien attraktiv.

Doch ein gefasster Untergrundkämpfer wird rasch durch einen neuen ersetzt. Und an Waffen mangelt es nach dem vom US-Einmarsch herbeigeführten Zerfall der irakischen Armee ebenfalls nicht.

(Gregor Mayer/dpa)

 
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