Ausgangssperre in Hebron: Manchmal dürfen die Kinder zur Schule

publiziert: Mittwoch, 12. Mrz 2003 / 11:00 Uhr

Hebron - Die Altstadt von Hebron ist eine Oase inmitten der von Israel besetzten Gebiete. 400 Siedler wohnen in dieser malerischen Umgebung. Sie haben die Gegend für sich allein und werden von den 25 000 anderen Bewohnern nicht gestört. Denn die Palästinenser dürfen ihre Häuser nicht verlassen.

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"Alle paar Tage lassen sie uns für zwei oder drei Stunden raus zum Einkaufen", sagt die Frau weiter, "dann müssen wir wieder ins Haus". Sie wohnt an der Strasse, die die Siedlung Kiryat Arba am Ostrand Hebrons mit dessen Altstadt verbindet.

Die Palästinenser dürfen sie nicht befahren. Ob denn ihre Kinder zur Schule gehen können? "Ja", sagt sie. "Aber die nächste Schule ist vom Militär geschlossen worden, und in die andere traut sich meine Tochter nicht. Sie hat Angst vor den Soldaten auf dem Weg."

Saliha Muhtaseb weiss das und bietet eine Alternative. Die Nachbarskinder betreten das Haus der 40-Jährigen durch den Hintereingang, klettern erst über Treppen, dann über eine Leiter und Mauervorsprünge aufs Dach.

Über andere Dächer klettern sie wieder nach unten. Ein Achtjähriger kommt gerade vom Unterricht, weiss aber nicht, durch wie viele Häuser er gehen musste. Sein Freund lacht schüchtern. "Für die Kinder ist das wahrscheinlich ganz normal mittlerweile", sagt Frau Muhtaseb. "Probleme gibt es nur, wenn sie auf Soldaten treffen."

Es gebe ein "mündliches Abkommen" mit der Armee, nachdem Kinder auch während der Ausgangssperre ihre Schulen besuchen dürften, so Muhtaseb weiter. "Aber viele neue Soldaten wissen das entweder nicht, oder es ist ihnen egal." Sie hört es dann nur knallen und sieht Tränengaswolken aus einer der Strassen um sie herum aufsteigen. Die Kinder kommen dann wieder zurück.

Spielplatz verwaist

Der Platz hinter Muhtasebs Haus ist neu angelegt und mit einem Spielplatz versehen. Wegen der Ausgangssperre sind die Klettergerüste aber verwaist. Die historischen Gebäude rundherum wurden ebenfalls generalüberholt.

"So könnte hier vieles aussehen", klagt Imad Hamdan vom Sanierungskomitee für die Hebroner Altstadt. "Aber wir dürfen nicht, wie wir wollen." Hamdan spricht davon, dass die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist, von uralten Gebäuden aus der Zeit der Mameluken und Osmanen.

Aber das interessiert niemanden. Eine Friedhofsruhe liegt über dem ehemaligen Geschäftszentrum mit dem alten Markt und den verwinkelten Gassen. Im letzten Jahr wurden die Grenzen der israelisch kontrollierten Altstadt zwei Mal erweitert.

Immer werden "Sicherheitsgründe" dafür genannt. Aus "Sicherheitsgründen" wurden auch schon die Palästinenser enteignet, auf deren Land vor dreissig Jahren Kiriat Arba errichtet wurde.

Die Frau schliesst ihr Fenster

"Was befürchten Sie bei einem Krieg im Irak?" Die unsichtbare Frau am vergitterten Fenster zögert mit der Antwort und erzählt wieder davon, wie lange sie ihr Haus schon nicht mehr verlassen durfte.

Wie viele Nachbarn schon weg sind. Wie die Vertreibung seit Jahren ungebremst vor sich geht. Was die Siedler und Soldaten im Schatten eines Krieges anstellen, will sie sich nicht vorstellen. Und als ein Militärjeep vor ihrem Haus anhält, schliesst sie ihr Fenster.

(Peter Schäfer/dpa)

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