Wissen reicht nicht aus

Bedrohter Boden

publiziert: Freitag, 29. Aug 2014 / 08:53 Uhr

Fruchtbarer Boden ist ein wertvolles Gut, dessen Verlust sowohl für uns als auch für zukünftige Generationen weitreichende Folgen hat. Doch das Wissen um die Empfindlichkeit dieser Ressource allein reicht nicht aus, um Boden zu schützen. Warum fällt es so schwer, den umfassenden Bodenschutz auf die (inter)nationale Agenda zu setzen?

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Boden ist eine Grundlage für Leben. Das leuchtet ein, weil Boden uns Nahrung liefert. Doch Boden erfüllt viele weitere, wichtige Funktionen, die für den Erhalt unserer Gesellschaft von grosser Bedeutung sind: Er filtert Wasser von Verunreinigungen, bildet das Habitat für unzählige Lebewesen und ist einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher - rund ein Fünftel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen werden direkt im Boden gebunden.

Boden in Gefahr

Doch viele unserer Aktivitäten wirken sich direkt oder indirekt schädigend auf Boden aus. Entsprechend kann er seine Funktionen immer schlechter erfüllen. Wird Boden beispielsweise durch schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichtet, kann er weniger Wasser aufnehmen, da die Bodenporen verengt oder verstopft sind. Die Folgen reichen von verminderten Erträgen, weil Ackerkulturen nicht mehr «Wurzel fassen» können, bis zu einem erhöhten Hochwasserrisiko, weil die schwammartig vernetzten Bodenporen Regenwasserspitzen nicht mehr aufnehmen können. Auch die Versieglung bedroht den Boden: Immer mehr Flächen werden für Strassen und Gebäude beansprucht, was sie für anderweitige Nutzungen oft unbrauchbar macht. Dies ist besonders tragisch, da Städte historisch meist in der Umgebung von besonders fruchtbaren Böden entstanden. Heute fallen diese ertragreichen Flächen oft den wachsenden Agglomerationen zum Opfer.

Boden nicht gleich Land

Warum erkennen wir diese Bodendegradation so selten als Problem? Oft nehmen wir den Verlust von Boden gar nicht wahr, weil viele Boden und Land als Synonym betrachten. Damit erscheint Boden als «natürlich gegeben» und Bodenverluste etwa durch Erosion werden höchstens als Randproblem wahrgenommen. Doch Land(schaft) ist ein Sammelbegriff für Berge, Wälder, Gewässer, Städte und Wüsten - Land ist per se vorhanden. Boden hingegen entsteht erst durch ein komplexes Wechselspiel aus Gestein, Klima und Lebewesen und benötigt vor allem viel Zeit: Die Neubildung von einem Zentimeter Oberboden kann mehrere hundert Jahre dauern.

Bodenschutz per Gesetz

In vielen Ländern endet Bodenschutz mit gesetzlich festgelegten Grenzwerten für Verunreinigungen, auch in der Schweiz (wobei einige Kantone bereits viel weitreichendere Konzepte haben). Die gesetzliche Kontrolle von Bodenverschmutzung ist wichtig, reicht jedoch allein nicht aus, um Bodenschutz vollumfänglich voranzutreiben. Im Jahr 2006 startete die Europäische Kommission zwar den Versuch, eine EU-weite Bodenrahmenrichtlinie zu erlassen, um den Verlust von Boden zu minimieren. Diese Bemühungen erlitten aber im Mai dieses Jahres einen herben Rückschlag, als der Richtlinienvorschlag wegen des Widerstands mehrerer Mitgliedsstaaten zurückgezogen wurde.

Handlungsbedarf

Während eine verminderte Luft- oder Wasserqualität meist relativ rasch zu (politischen) Verhaltensänderungen führt, erhält Boden solche Aufmerksamkeit bisher nicht. Um das Bewusstsein zu fördern, haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 als das «Jahr des Bodens» ausgerufen. Viele andere Initiativen (siehe Kasten) verfolgen ein ähnliches Ziel. Weil unser Umgang mit Boden verschiedene Bereiche wie etwa Landwirtschaft, Raumplanung und Klimaschutz betrifft, ist ein intensiver Diskurs über den Wert von Boden von höchster Dringlichkeit.

(Doktorand Klaus Jarosch/ETH-Zukunftsblog)

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