Benebelt im Ständerat?

publiziert: Donnerstag, 13. Mrz 2008 / 11:38 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 13. Mrz 2008 / 13:20 Uhr

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Tja, Cannabis bleibt bis auf weiteres illegal. Der Ständerat besteht darauf, dass – aus ziemlich kuriosen Gründen – der Konsum von THC-haltigen Hanf-Produkten untersagt bleibt. Nun bestreitet niemand ernsthaft, dass von Cannabis nicht mindestens ein gewisses Risiko ausgeht.

Wie alle psychoaktiven Substanzen stellt auch Hanf eine gewisse Gefahr dar – besonders Gehirne von Jugendlichen können in ihrer Entwicklung während der Pubertät nachhaltig gestört werden. Doch das gilt genau so für Alkohol und sogar Nikotin, wobei das Suchtpotential von Hanf wesentlich geringer als bei den legalen Drogen ist.

Die grösste gesundheitliche Gefahr geht vermutlich von der häufigsten Art des Hanfkonsums aus: Dem Rauchen von Gras in meist mit Tabak gebauten Joints. Dabei ist für Konsumenten hier ganz klar das Risiko grösser, an Lungen-, Kreislauf- und Gefässbeschwerden als an einer Psychose zu erkranken. Wer die aktiven Substanzen hingegen anders zu sich nimmt, hat recht wenig zu befürchten – schon gar nichts, dass über die Risiken von Alkohol hinaus geht.

Die sachlichen Argumente gegen eine Legalisierung sind deshalb sehr dünn gesäht. Der Jugendschutz, der angeführt wird, kann auf einem unkontrollierten, illegalen Markt viel weniger gewährleistet werden als im legalen Handel. Es gibt keine Hanf-Verkäufer, die ein «wir verdealen kein Gras an Teenies!»-T-Shirt tragen. Wer argumentiert, die Legalisierung für Erwachsene verharmlose Hanf und mache das Kiffen für Teenager begehrenswerter, hat scheinbar keine Ahnung mehr, wie jugendliche Hirne funktionieren: Je weniger etwas von Erwachsenen gemacht wird, desto reizvoller wird es. Wenn die Handarbeitslehrerin Hanfguetsli knabbert und der Schulabwart am Feierabend einen Joint raucht, fiele für manche Teenies die Attraktivität von solchen Produkten ins bodenlose.

Auch den Nichtraucherschutz anzuführen ist albern. Die Illegalität von Drogenhanf verhindert, dass weniger schädliche, attraktive Konsumformen vermarktet werden. Wie wäre es mit «Green Cow», der Hanflimo ab 18? Oder Hanfpasta? Inhalations-Zerstäuber mit Hanf-Extrakten drin... der Möglichkeiten sind viele.

Das Argument, dass man sich international exponiere, stimmt zwar, ist aber keines, das sich auf die Sache bezieht. Das Verbot von Hanf wurde ursprünglich nicht von Gesundheitspolitikern betrieben, sondern von US-Verlagen, die mit Papierkonzernen verstrickt waren. Diese hatten riesige Wälder als Papierrohstoff gekauft und sahen plötzlich ein Problem, als eine Methode gefunden wurde, das dem Holzpapier überlegene Hanfpapier im industriellen Ausmass herzustellen. Die folgenden Hetzkampagne machte aus einer wunderbaren Nutzpflanze auf einmal ein Höllenkraut.

Mit der Hanflegalisierung könnte die Schweiz ein Zeichen setzen und vielleicht auch ein Comeback von anderen Hanfwaren initiieren: Hanftextilien wären jenen aus Baumwolle in jeder Hinsicht überlegen – von der Haltbarkeit her bis zur Tatsache hin, dass sie ökologisch bei weitem besser abschneiden.

Kommt zu schlechter Letzt noch dazu, dass durch das fortgesetzte Verbot auch wichtige medizinische Anwendungen verhindert, kranken Menschen die Wahl zwischen unnötigem Leiden, teilweise sogar dem Tod und der Kriminalisierung aufgezwungen wird.

Als der Ständerat sich weiter für ein Hanfverbot aussprach, musste die Mehrheit etwas konfus gewesen sein. Allerdings nicht durch THC sondern durch Vorurteile, die vor 65 Jahren von amerikanischen Zeitungsmagnaten verbreitet wurden und scheinbar immer noch manche Politikerköpfe benebeln.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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