Seit Anfang Woche haben Autofahrerinnen und Autofahrer wieder
mal Grund zum Klagen: die Benzinfirmen erhöhten den Literpreis auf
ein Niveau, dass seit 1981 nicht mehr erreicht worden war; Bleifrei
95 kostet jetzt vielerorts 1,32 Franken und mehr.
Auch das Vorgehen der Mineralölfirmen hat zu Stirnrunzeln
geführt. Grosse Anbieter wie Shell, Esso, BP und Avia haben zum
gleichen Zeitpunkt und in der gleichen Höhe die neu Preise
festgesetzt.
Diese augenfällige Gemeinsamkeit hat immer wieder Klagen und
Hinweise aus der Bevölkerung provoziert. Für Markus Saurer vom
Sekretariat der Weko ist deshalb der Zeitpunkt gekommen, um die
Mineralölfirmen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Noch nicht endgültig geklärt ist, ob es gleich eine Untersuchung
geben wird, oder vorerst nur eine Abklärung. Saurer will im
kommenden Frühjahr entscheiden. Klar ist aber, dass alle grossen
Mineralölfirmen in das kartellgesetzliche Verfahren miteinbezogen
werden.
Fragen zum Preisniveau
Im Vordergrund steht für Saurer nicht unbedingt das gemeinsame
Vorgehen der Firmen - sprich illegale Absprachen -, sondern
vielmehr die Frage: «Stimmt das Preisniveau?»
A propos Preisniveau. Der Liter Benzin liegt in Franken und
Rappen zwar wieder auf der gleichen Höhe wie vor 20 Jahren. Doch im
gleichen Zeitraum stieg auch die Teuerung - und zwar laut
Bundesamtes für Statistik um 54,9 Prozent.
Um vom gleichen Preisniveau sprechen zu können, müsste der
Säulenpreis heute bei 2,05 Franken liegen. Oder anders gesagt:
Gerechnet zu den Preisen von 1981 würde der Liter Benzin nur
85 Rappen kosten.
Die Erdölfirmen ihrerseits geben sich in Hinblick auf ein Weko-
Verfahren gelassen. Gemeinsamer Tenor: «Wir warten ab, welche
Vorwürfe erhoben werden». Stellvertretend für andere betonte Shell-
Sprecherin Heike Lau: «Wir sagen klar und deutlich, dass wir an
keinen Absprachen beteiligt sind.»
(ba/sda)