Berner Reitschule: Ein «Schandfleck» ist 20-jährig

publiziert: Samstag, 3. Nov 2007 / 17:01 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 4. Nov 2007 / 08:30 Uhr

Bern - Die Berner Reitschule feiert dieses Wochenende ihr 20-jähriges Bestehen. Sie gilt bei vielen Bernerinnen und Bernern immer noch als «Schandfleck», doch hat sie sich längst zum anerkannten, durchwegs legalisierten Kulturzentrum entwickelt.

Der revolutionäre Hauch der Gründerzeit sei endgültig verflogen, bilanziert eines der «Urgesteine» der Reitschule.
Der revolutionäre Hauch der Gründerzeit sei endgültig verflogen, bilanziert eines der «Urgesteine» der Reitschule.
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Zum Jubiläum stieg ab Donnerstag in der Reitschule ein dreitägiges Fest. Auf dem Programm stand unter anderem eine Diskussion «mit Urgesteinen der Reitschule» zu den Veränderungen dieser Stätte, eine Ausstellung zur Geschichte sowie Konzerte. Bereits erschienen ist ein Buch zum Jubiläum.

Stückelberger trainierte in der Reitschule

Die Reitschule war einmal tatsächlich eine Reitschule - 1887 erbaut und bis 1937 von einem Reitgarten umgeben. Bis 1981 diente das Gebäude dem ursprünglichen Zweck. Noch in den Siebzigerjahren trainierte die Dressurreiterin und Olympiasiegerin Christine Stückelberger dort ihr Pferd «Granat».

Die Reitschule wurde 1987 zu dem, was sie heute ist. Es waren die bewegten 80-er Jahre; schon 1981/82 war das Gebäude ein paar Monate lang zum Autonomen Jugendzentrum erklärt worden.

Die heutige Funktion der Berner Reitschule ist seit 1987 viermal vom Berner Stimmvolk direkt oder indirekt gutgeheissen worden: Dreimal schickten die Berner Initiativen rechtsbürgerlicher Kreise bachab, welche sich gegen die jetzige Nutzung richteten. Einmal genehmigten sie einen Kredit für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes.

Kritik nach Krawallen

Immer wieder titulierten etwa SVP-Vertreter die Reitschule als «Schandfleck» und klagten über eine rechtsfreie Zone. Dies, weil nach Demonstrationen oder Scharmützeln mit der Polizei Randalierer in der Reithalle verschwinden und in der Masse der Besucher untertauchen.

Nach solchen Vorfällen kam es wiederholt vor, dass der Polizei der Zutritt zur Reitschule verwehrt wurde und sie erst nach Aufbieten zusätzlicher Kräfte vordringen konnte. Auch nach den Krawallen vom vergangenen 6. Oktober in Bern griffen einzelne bürgerliche Politiker wieder die Reitschule an.

Hotline zur Polizei

Dabei ist die Zeit des Wirtens ohne Bewilligung und der Konfrontation mit den Behörden längst vorbei: Seit 2004 gibt es zwischen Stadt Bern und Reitschule eine Leistungsvereinbarung. Und gemäss einer Sicherheitsvereinbarung hat die Reitschule eine Telefon-Hotline zur Polizei eingerichtet.

Wegen der wiederholten Gewalt im und um das Gebäude und des Drogendeals auf dem Vorplatz ist die Reitschule, die sonst jegliche Ausgrenzung verurteilt, sogar dazu übergegangen, Hausverbote auszusprechen und eine Eingangskontrolle einzuführen.

Beitrag zur heutigen kulturellen Liberalität der Stadt Bern

Der revolutionäre Hauch der Gründerzeit sei endgültig verflogen, bilanziert eines der «Urgesteine» der Reitschule, der heutige Vizedirektor des Bundesamts für Energie, Michael Kaufmann. Die Reitschule habe aber die Veränderung Berns eingeläutet und mitgeprägt, schreibt er in seinem Beitrag im Jubiläumsbuch.

Angesichts der Etabliertheit der Reitschule und ihres Beitrags zur heutigen kulturellen Liberalität der Stadt könne sie sich schon lange nicht mehr als «Gegenpol» verstehen. Angriffe von Reitschul-Benutzern gegen die Polizei seien unter diesem Gesichtspunkt eine «Mythologisierung eines Zustands, der real schon lange nicht mehr existiert.»

(von Rainer Schneuwly/sda)

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