Blinken? Nein danke!

publiziert: Montag, 25. Aug 2003 / 15:00 Uhr / aktualisiert: Montag, 25. Aug 2003 / 15:28 Uhr

Street-Rage heisst der Ausdruck und steht für den täglich mit immer krasseren Mitteln ausgetragenen Krieg zwischen den Verkehrsteilnehmern. Da wird auf der Strasse mit abdrängen, in Autotüren treten, ausbremsen, kratzen, hupen, schreien, zuschlagen und sogar mit Messerattacken das Recht auf das eigene Stückchen Asphalt zelebriert. Über die psychologischen Hintergründe lassen sich Spezialisten lang und breit aus, reden von der Vereinzelung des Automobilisten, Tribal-Tendencies (Stammbildung) von Verkehrsteilnehmern, von Aggressionsabbau im Auto und Ähnlichem mehr. Die Polizei unterdessen befasst sich vor allem mit dem Blitzen von Geschwindigkeitssündern - in Wohnzonen durchaus sinnvoll, auf Autostrassen ausserhalb ziemlich überflüssig - statt sich einer der virulentesten und symptomatisch bezeichnendsten Pest der momentanen Verkehrsrüpeleien anzunehmen, dem 'Ich blink nicht'-Syndrom. Immerhin kostet es 100 Franken, nicht zu blinken. Wenn es denn kontrolliert und geahndet würde. Aber scheinbar ist diese Grundverluderung des Strassenverkehrs nicht der Kontrolle und Verfolgung durch die Behörden wert. Stattdessen werden auf Autobahnen, den sichersten Verkehrswegen der Schweiz, Mega-Radaranlagen gebaut. An massenhaft Kreuzungen der Schweiz hingegen herrscht eine konstante und gefährliche Verunsicherung über die Absichten derer, die da heranfahren und abbiegen wollen - oder eben nicht. 'Wenn ich es will, steht jeder andre Fahrer still', scheint die Losung dieser Kommunikationsverweigerer zu sein. Auf die Frage, warum sie nicht geblinkt hatte, antwortete einmal eine Autofahrerin, dass es doch niemanden angehe, wo sie hinfahre. Diese Antwort legt das Problem ziemlich eindeutig offen. Der moderne Autofahrer scheint den Verkehrsraum mit seiner Stube zu verwechseln und er hat das Gefühl, dass er sich in einem privaten Gebiet und nicht in der Öffentlichkeit bewegt. Auch die Ausstattung der Autos mit immer besseren Unterhaltungssystemen und die schon fast perfekte Dämpfung von Aussengeräuschen scheint mit tödlicher Sicherheit das Gefühl zu wecken, eigentlich nicht auf der Strasse, sondern in einem Simulator mit besonders gutem Graphik-Engine zu stecken. Andere Verkehrsteilnehmer sind keine Menschen, sondern Vektoren in der ureigensten Verkehrssimulation. Wenn sich dann bei Konfrontationen mit anderen Autofahrern, Radlern oder Fussgängern die Welt plötzlich als Real herausstellt, ist die Irritation ungleich grösser. Es tönt vielleicht lächerlich, aber wenn das Blinken als Kommunikationsmittel durch Bussen erzwungen würde, könnte sich vielleicht in manchen Isolationsgehirnen die Realisation wieder durchsetzen, dass man sich im Verkehr und nicht in einer virtuellen Realität befindet. Denn - um auf die Autofahrerin von vorhin zurückzukommen - es geht wohl der ganzen Welt sehr viel an, ob sie im Strassenverkehr nun nach rechts oder nach links abbiegt.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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