Nationalrat will handeln

Bonus-Malus-System im Strommarkt

publiziert: Mittwoch, 3. Dez 2014 / 11:00 Uhr
Der Stromverbrauch soll gesenkt werden.
Der Stromverbrauch soll gesenkt werden.

Bern - Der Nationalrat will im Strommarkt ein Bonus-Malus-System einführen, um den Stromverbrauch zu senken. Dies hat er am Mittwoch im Rahmen der Beratungen zur Energiestrategie entschieden. Die eingesparte Energie sei die sauberste und günstigste Energie, hiess es im Rat.

4 Meldungen im Zusammenhang
Heute ist es für die Akteure im Strommarkt nicht interessant, das Stromsparen zu fördern, denn sie verdienen mit dem Verkauf von Strom Geld. Umstritten war im Rat, wie die Anreize geändert werden könnten.

Der Bundesrat wollte Stromlieferanten in die Pflicht nehmen. Die Unternehmen sollten Ziele zur stetigen Steigerung der Effizienz erfüllen müssen - mit anderen Worten: jedes Jahr weniger Strom verkaufen als im Vorjahr. Stromlieferanten, welche das Ziel nicht erfüllen, müssten eine Sanktion entrichten. Jene, die das Ziel übertreffen würden, könnten mit so genannten «weissen Zertifikaten» handeln.

Die Mehrheit der vorberatenden Nationalratskommission hielt nichts davon. Sie beantragte dem Rat, die Bestimmungen aus dem Gesetz zu streichen. Der Nationalrat war damit aber nicht einverstanden. Das Effizienzpotenzial sei gross, es brauche Anreize, befand die Mehrheit.

Bonus und Malus statt Sanktionen

Der Rat stimmte mit 117 zu 73 Stimmen bei 3 Enthaltungen dem Antrag einer Kommissionsminderheit für ein Bonus-Malus-System zu. Dafür votierten Grüne, SP, Grünliberale, BDP und CVP sowie einzelne Vertreter von FDP und SVP.

Das Modell setzt bei den Netzbetreibern an, den Endverteilern. Netzbetreiber, die ihren Zielwert unterschreiten, würden einen Bonus erhalten, der aus dem Netzzuschlagsfonds zu bezahlen wäre. Betreiber, die ihren Zielwert verfehlen, müssten einen Malus entrichten.

Im Ausland erprobt

Für das Bonus-Malus-Modell warb Hans Grunder (BDP/BE). Es müsste im Laufe der Beratungen noch verbessert werden, stellte er fest. Doch der Ansatz gehe in die richtige Richtung und sei in anderen Staaten erprobt. In Dänemark etwa habe die Effizienz damit stark gesteigert werden können.

Die Gegner aus den Reihen der SVP und FDP monierten, ein solches System wäre ein unzulässiger Eingriff in die unternehmerische Freiheit und ein «Bürokratiemonster». Die Befürworter wiesen darauf hin, dass die Energiewirtschaft selbst sich in den vergangenen Wochen und Tagen dafür stark gemacht habe.

Endkunde müsste Bonus bezahlen

Energieministerin Doris Leuthard stellte sich nicht gegen das Modell. Zwar habe es Schwächen, sagte sie. Es wäre nicht weniger bürokratisch als jenes des Bundesrates. Der Bund müsste nämlich 670 Netzbetreibern individuell Vorgaben machen und prüfen, ob diese eingehalten würden. Problematisch sei zudem, dass der Endkunde den Bonus bezahlen müsste.

Dennoch zeigte sich Leuthard bereit, dieses Modell statt jenes des Bundesrates weiterzuverfolgen. Vielleicht könnten im weiteren Verlauf der Beratungen die beiden Modelle kombiniert werden. Die Hauptsache sei, dass überhaupt ein Anreizsystem auf den Weg geschickt werde.

Vorschriften zur Energienutzung in Gebäuden

Für die Senkung des Energieverbrauchs sind auch Gebäudesanierungen wichtig. Vorschriften dazu erlassen vor allem die Kantone, doch gibt der Bund den Rahmen vor. Die Kantone müssen Vorschriften über die sparsame und rationelle Energienutzung in Gebäuden erlassen und der Nutzung erneuerbarer Energien nach Möglichkeit den Vorrang geben.

Abgelehnt hat der Nationalrat Vorschläge, den Kantonen genauere Vorschriften zu machen. Er will die Kantone auch nicht dazu verpflichten, mit stromintensiven Unternehmen Zielvereinbarungen zur Steigerung der Energieeffizienz abzuschliessen.

Zur Reduktion des Energieverbrauchs kann der Bundesrat ferner wie bisher Effizienz- und Deklarationsvorschriften für Anlagen, Fahrzeuge und Geräte erlassen. Der Nationalrat hat einen Antrag der SVP für eine Kann-Formulierung abgelehnt. Gibt es noch keine Vorschriften, kann das Bundesamt für Energie neu mit Herstellern und Importeuren auf freiwilliger Basis Vereinbarungen abschliessen.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die Energiestrategie umfasst alle Energiequellen und nicht nur den ... mehr lesen
Unter Strom: Doris Leuthard.
Energiewende: Eine Chance für die Wirtschaft.
Bern - Der Nationalrat ist bereit, sich mit den Einzelheiten der Energiestrategie zu befassen. Er hat es am Montag deutlich abgelehnt, das Massnahmenpaket zurückzuweisen oder gar nicht ... mehr lesen
Bern - Der Schweizer Strommarkt ... mehr lesen
Der Bundesrat hat am Mittwoch den notwendigen Bundesbeschluss für die volle Strommarktöffnung in die Vernehmlassung geschickt. (Symbolbild)
Die Erneuerung und Optimierung von Strassenbeleuchtungen gehört auch zu den Themen der Projekte.(Symbolbild)
Bern - Mit 22 Millionen Franken unterstützt der Bund im laufenden Jahr Projekte und Programme zum Stromsparen. Ziel der ausgewählten 61 Projekte und 21 Programme ist es, den ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die Techbranche verschleiert ihren CO2-Fussabdruck so gut es geht.
Die Techbranche verschleiert ihren CO2-Fussabdruck so ...
Studie zeigt fehlende Daten bei Scope-3-Treibhausgasen  Unternehmen der Digitaltechnologie-Branche geben die Treibhausgas-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette ihrer Produkte entstehen, deutlich zu niedrig an. 56 grosse Tech-Unternehmen haben 2019 insgesamt mehr als die Hälfte dieser Emissionen nicht veröffentlicht, zeigt eine Studie der Technischen Universität München (TUM). mehr lesen 
Ständerat schwenkt auf Linie des Nationalrats  Bern - Grosswasserkraftwerke sollen Subventionen erhalten, wenn sie den Strom zu tiefen Preisen verkaufen müssen. Darauf haben sich die eidgenössischen Räte geeinigt. Der ... mehr lesen
Finanzhilfen für bestehende Grosswasserkraftwerke waren im ersten Massnahmenpaket zur Energiestrategie ursprünglich nicht vorgesehen.
Im Mittelpunkt steht die Umsetzung des Klimaabkommens von Paris.
Treffen der deutschsprachigen Umweltminister  Melk - Die Umweltministerinnen und -minister der deutschsprachigen Länder haben sich nach einem Treffen in Österreich für die Forcierung ... mehr lesen  
ETH-Zukunftsblog Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Basel 3°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 0°C 8°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 11°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 3°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten