Boxen: Kubaner deklassierte US-Amerikaner im Schwergewicht

publiziert: Dienstag, 26. Sep 2000 / 14:47 Uhr

Felix Savon hat die alte Hierarchie im Sydney - Schwergwichts-Amateurboxen wieder hergestellt. Der zweifache Olympiasieger in der Klasse bis 91 kg besiegte in den Olympia- Viertelfinals den amerikanischen Weltmeister Michael Bennett durch Abbruch des Ringrichters drei Sekunden vor Ende der dritten und vorletzten Runde.

Der Ringrichter brach den Kampf auf Grund der Überlegenheit des Kubaners ab, der die dritte Runde mit einer harten Rechten ans Kinn von Bennett beendet hatte. Das detaillierte RSCO-Verdikt des Ringrichers bedeutet Abbruch wegen «Deklassierung» oder technischer Überlegenheit durch den 33-jährigen Box-Superstar von der Zuckerinsel. Zum Zeitpunkt des Abbruchs stand es nach Wertungstreffern 23:8 für für den sechsfachen Schwergewichts- Weltmeister. Und ab 15 Wertungstreffern Differenz bleibt dem Ringrichter laut Regeln des Amateur-Weltverbandes nur der Abbruch. Bei den Profi wäre der Kampf über die volle Distanz gegangen.

Der 29-jährige Bennett schlug zwar fast ohne Unterbruch, doch die Präzision befand sich in den Schlägen von Savon, der seine Reichweiten-Vorteile ausspielte. Der 1,98 Meter grosse Savon traf den nur 1,83 m grossen Bennett fast nach Belieben. Aufwärtshaken und Kontertreffer mit der rechten Schlaghand von Savon sassen mehrfach. Möglich, dass der Kampf im Profilager und über eine grössere Distanz bis zum Ende offen geblieben wäre.

Denn Bennett imponierte immerhin mit Draufgängertum. Deshalb steht einer viel versprechenden Karriere im Profilager wohl nichts im Weg. Eine eigene Web-Page hat der Noch-Amateur aus Chicago bereits (www.bennettboxing.com). Der im Gefängnis zum Faustkampf gekommene Bennett war im Vorjahr in seinem Heimatland zum Amateur- WM-Titel gekommen, weil Savon nicht zum Final angetreten war. Savon hatte sich damals dem Boykott des kubanischen Teams wegen fragwürdigen Punkte-Urteilen gegen Kubaner in vorangegangenen Kämpfen angeschlossen.

Bennett konnte unter dem Strich aber auch die Präsenz von Profi- Rekord-Schwergewichts-Weltmeister Evander Holyfield nicht helfen. Der «heilige Krieger» hatte Bennetts Siegchancen vor dem Kampf noch auf über 50 Prozent beziffert, «weil Savon träger geworden ist. Er kann nicht mehr so schnell schlagen wie er gerne möchte», behauptete der 38-jährige Holyfield nach Savons Erstrunden-Sieg, wobei sich Holyfield mit dieser These näher bei einer Selbstanalyse befand.

«Savon war besser», gab Bennett zu. Er hätte im Siegesfall fünf Millionen Dollar für den Start einer Profikarriere bekommen. Das wären einige Nullen mehr gewesen als vor neun Jahren, als er einen bewaffneten Raubüberfall verübte und ertappt wurde. Bennett wurde dann nach sieben Jahren wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen.

Seit ziemlich genau zwei Jahren ist der mittlerweile gottesfürchtige Puncher wieder ein freier Mann. Erst 1995 im Gefängnis war er durch Mitinsassen zum Boxen gekommen. Der Mann mit der schnellen Auffassungsgabe hat mittlerweile 59 Kämpfe bestritten und dabei 56 Siege errungen. Die Niederlage gegen Savon war erst die dritte seiner Karriere.

Felix Savon bleibt damit gegen US-amerikanische Gegner weiter ungeschlagen. Weder an Pan-amerikanischen Spielen, noch an Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen oder sonstigen internationalen Wettkämpfen zog Savon jemals gegen einen Faustkämpfer aus dem Lande des Erzfeindes den kürzeren. 377 Siegen stehen 17 Niederlagen im Kampfrekord gegenüber. Die grösste Konkurrenz droht Savon jeweils aus dem eigenen Land, wo er auch schon wiederholt k.o. gegangen war, letztmals im Januar.

Nur ein Ausländer schien Savon davon abhalten zu können, zum dritten Mal in Folge Olympiasieger zu werden und somit mit seinem Idol und ebenso Castro-stolzen Teofilio Stevenson gleichzuzuiehen; der 22-jährige Usbeken Ruslan Schagajew, der zwei von bislang drei Vergleichen gegen Savon zu seinen Gunsten entschied.

Schagajew hatte im WM-Final von 1997 Savon bezwingen können, wurde aber nachträglich disqualifiziert, weil er schon zwei Profikämpfe in den USA bestritten hatte. Schagajew bereute und kehrte nach zweijähriger Sperre zurück. «Nicht auf den überbewerteten Bennett, sondern auf Schagajew achten wir hier», meinte der legendäre kubanische Box-Cheftrainer Alcides Sagarra schon vor Turnierbeginn.

Doch das war nicht notwendig. Denn Schagajew scheiterte am Dienstag abend in den Viertelfinals überraschend mit 13:18 am Georgier Wladimir Tschanturja. Damit scheint der Weg für Savon frei. Vor dem erneuten Griff nach Gold muss der Kubaner den 21- jährigen Deutschen Sabastian Köber aus der Konkurrenz werfen, der mit seinem Halbfinal-Vorstoss und gleichzeitigem Medaillengewinn eine erstmalige Olympia-Edelmetall-Pleite der Deutschen verhinderte. Tschanturja und der Russe Sultanahmed Ibzagimow ermitteln den anderen Finalisten.

(sda)

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