Britisches Irak-Dossier: Erinnerungen an Watergate-Affäre

publiziert: Dienstag, 22. Jul 2003 / 07:59 Uhr

Washington - Der Streit zwischen der britischen Regierung und dem Sender BBC über die Geheimdienstinformationen vor dem Irak-Krieg erinnert in vielerlei Hinsicht an den berühmtesten Politskandal aller Zeiten: an die Watergate-Affäre.

Auch während der Watergate-Affäre der frühen siebziger Jahre in den USA versuchte die Regierung von Richard Nixon, sich als Opfer einer Medienkampagne hinzustellen.

Die Zeitung "Washington Post" wurde damals vom Weissen Haus massiv unter Druck gesetzt, ihre Recherchen zu dem Abhörskandal einzustellen.

Watergate mündete schliesslich in den Rücktritt des Präsidenten. Der Ausgang der Machtprobe zwischen Premier Tony Blair und der BBC ist indessen derzeit noch völlig offen.

Die hartnäckigen Recherchen der beiden jungen Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward im Watergate-Skandal wurden weltweit zu Vorbildern des investigativen Journalismus, der seither immer wieder zu Konflikten zwischen Regierungen und Medien geführt hat.

Verteidigung: Spiess umdrehen

Eine beliebte Verteidigungsstrategie der Regierungen ist es dabei, den Spiess umzudrehen und ihrerseits den Medien unsaubere Methoden vorzuwerfen.

So hat Blairs Kommunikationschef Alastair Campbell von der BBC eine Entschuldigung für die Berichte über angeblich aufgebauschte Geheimdienstinformationen gefordert.

Dies nimmt sich freilich im Vergleich mit den damaligen Einschüchterungsversuchen der Nixon-Mannschaft noch harmlos aus.

Druckversuche

Denn die "Washington Post" wurde seinerzeit von Regierungsmitgliedern nicht nur wüst beschimpft, sondern auch mit ökonomischen Repressalien bedroht und in ihrer journalistischen Arbeit behindert.

Berühmt wurde der Wutausbruch des damaligen US-Justizministers John Mitchell, die "Post"-Herausgeberin Katharine Graham werde "sich mit ihrer Titte in einer grossen fetten Wäschemangel verfangen, wenn das veröffentlicht wird".

Nixon wiederum drohte der Zeitung mit dem Entzug von Kabellizenzen für von der Zeitung betriebene Fernsehsehsender.

Und nach seiner Wiederwahl im November 1972 liess der Präsident dann das Blatt boykottieren: Anfragen der "Post" wurden nicht beantwortet, der Kontakt mit ihren Journalisten so weit wie möglich gemieden.

All diese Angriffe auf eine freie Berichterstattung nutzten Nixon aber nichts: Im August 1974 trat er zurück.

Für die "Post" und den investigativen Journalismus wurde Watergate damit zum Triumph.

Und als Dank für ihre Rückendeckung bekam Graham von Bernstein, Woodward und anderen Mitarbeitern eine alte Wäschemangel aus Holz geschenkt, die fortan ihr Büro zierte.

(Daniel Jahn/afp)

 
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