Bruno Kernen blüht in Bormio auf

So gut war Kernen schon seit Jahren nicht mehr. Die Zeittrainings waren bisher nicht seine Sache, vor allem die ersten Fahrten nicht: «Irgendwie zog ich eine innere Handbremse, die ich nicht lösen konnte». So befand er sich stets von Beginn weg in der Defensive. Dazu kam, dass er sich in den Dezemberrennen oft blockiert fühlte, «nicht fit», wie er sagt: «Je näher die Saison rückte, desto mehr geriet ich in ein Loch». Mit den Rängen 22, 13 und 18 konnte er bisher die im Herbst gezeigten Trainingsleistungen noch nicht umsetzen. Beim Intensiv-Training in Wengen vor Weihnachten tankte er neue Moral: «Ich hatte ein gutes Gefühl in den Kurven». Auf der bisher schwierigsten Abfahrtspiste dieses Winters kann er solches Gefühl gut brauchen.

Obwohl Kernen den Eindruck hatte, «einen Besen» zusammengefahren zu haben, gehörte er auf allen Abschnitten zu den Besten. «Die Stelvio» ist -- weil zur Präparation kein Wasser, sondern nur Kunstschnee verwendet worden ist -- weniger vereist als sonst, aber gleichwohl sehr unruhig. «Ich bin froh, dass hier kein Eisfeld ist», sagt Didier Cuche, «sonst wären wir am Limit». Der Jurassier möchte seine gute Form auch auf die Abfahrt übertragen. Im Super-G (2.) und Riesenslalom (3.) stand er schon auf dem Podest, in der Abfahrt ist ein 6. Rang sein bisher bestes Ergebnis -- und in Bormio bedeutet ein 9. Rang sein bestes Resultat. Im Training war er bis zur verpatzten Passage nach dem San-Pietro-Sprung Vierter, am Schluss Achter.

Auch Franco Cavegn gehörte bis zu dieser Passage zu den besten, büsste dort aber fast zwei Sekunden ein und fiel auf den 29. Rang zurück. Dafür überraschte der «Gleiter» Markus Herrmann, der auf der technisch schwierigen Piste mit der Nummer 39 auf den 10. Platz fuhr. Noch mehr verblüffte der Deutsche Max Rauffer, der nach einer Verletzung erst in Val Gardena sein Comeback gegeben hatte. Der Zeitschnellste Fritz Strobl erwarb sich im letzten Winter dank fünf Bestzeiten der Ruf eines Trainingsweltmeisters, konnte aber nur ein Rennen (Garmisch) gewinnen. In Bormio war der 30-jährige Österreicher schon zweimal Zweiter.

(kil/sda)