Koalition für Gegenvorschlag

Bürgerliche bekämpfen «Abzocker-Initiative»

publiziert: Montag, 3. Dez 2012 / 13:56 Uhr / aktualisiert: Montag, 3. Dez 2012 / 15:53 Uhr
Das Wort «Abzocker-Initiative» versuchen die Gegner möglichst zu vermeiden.
Das Wort «Abzocker-Initiative» versuchen die Gegner möglichst zu vermeiden.

Bern - Im Abstimmungskampf um die «Abzocker-Initiative» setzt das von FDP, CVP, GLP und BDP getragene Nein-Komitee voll auf den Gegenvorschlag auf Gesetzesstufe. Dieser wirkt aus Sicht der bürgerlichen Koalition besser und rascher gegen Lohnexzesse als die Initiative.

12 Meldungen im Zusammenhang
Ein Ja zur Volksinitiative «gegen die Abzockerei» wäre als ein Eigentor für die Schweiz, sagte BDP-Präsident Martin Landolt (GL). Fragen zu überbordenden Löhnen seien zwar berechtigt, räumte er ein. Doch starre Bestimmungen würden lediglich die Aktionäre bevormunden und zu einer weltweit beispiellosen Regulierung führen.

Heute zeichne sich die Schweiz durch ein liberales Aktienrecht aus, hielt Karin Keller-Sutter (FDP/SG) fest. «Nach Annahme der Initiative wäre es damit vorbei.» Der Gegenvorschlag, der zahlreiche Forderungen der Initiative erfüllt, überlasse dagegen den Aktionären die Wahl, Regeln zu erlassen, statt sie dazu zu zwingen.

Die Initiative schränke Unternehmen insgesamt ein, sagte Gerhard Pfister (CVP/ZG). Dagegen gehe der Gegenvorschlag dort weiter als die Initiative, wo es darum gehe, Lohnexzesse zu verhindern. Und dort wo die Initiative der Wirtschaft schade, gehe der Gegenvorschlag weniger weit.

Vergütungsreglement

Als vorteilhaft beim Gegenvorschlag sehen die Initiativgegner etwa das Vergütungsreglement, mit dem die Aktionäre im Voraus Leitplanken für die Entschädigungen setzen können. Dort gehe der Gegenvorschlag sogar weiter als die Initiative, hielten sie fest.

Schädlich bei der Initiative ist aus Sicht von Martin Bäumle (GLP/ZH) der Stimmzwang für Pensionskassen. Diese müssten an hunderten von Generalversammlungen zu zahlreichen Traktanden abstimmen. Dies sei nicht seriös. Bäumle kritisierte auch die strengen Strafbestimmungen - etwa Freiheitsstrafen - bei Zuwiderhandlungen. Beides lässt der Gegenvorschlag aus.

Weiteres wichtiges Argument für die Gegner ist die raschere Umsetzung von Regeln, die der Gegenvorschlag ermöglicht. Da zumindest Teile der Initiative in einem Gesetz umgesetzt werden müssten, drohten jahrelange Grabenkämpfe im Parlament, sagte Keller-Sutter. Sie erinnerte an die Ausschaffungsinitiative. Der Gegenvorschlag tritt dagegen automatisch bei einem Nein zur Initiative in Kraft.

Gegner aus SP und SVP

Obwohl sich die SP-Basis für die Initiative ausgesprochen hat und bei der SVP Sympathien dafür erkennbar sind, sind im Nein-Komitee auch einzelne Vertreter dieser Parteien mit von der Partie. SP-Ständerat Claude Janiak kritisierte vor allem, dass die Initiative zwar gegen hohe Löhne vorgehen wolle, diese aber mit keinem Wort erwähne.

SVP-Nationalrat und Gewerbeverbandspräsident Jean-François Rime (FR) sieht durch die Initiative auch die KMU als Verlierer. Diese profitierten als Zulieferer von den rund 300 betroffenen börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz. Er befürchtet zudem, dass die strengen Regeln auch auf KMU ausgedehnt werden könnten.

Das Wort «Abzocker-Initiative» versuchen die Gegner möglichst zu vermeiden. Sie bringen das Begehren stattdessen mit seinem Urheber in Verbindung: dem parteilosen Schaffhauser Ständerat Thomas Minder. Als Kampagnen-Slogan dient denn auch «Nein zur Minder-Initiative».

Starkes Engagement von Economiesuisse

Unterstützung erhalten die Gegner vor allem aus der Wirtschaft. Landolt wollte zwar keine Zahlen zum Kampagnenbudget nennen. Zu Medienberichten, wonach der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse zwischen fünf und acht Millionen Franken zur Verfügung stellen könnte, sagte er jedoch, dass dies der Realität entsprechen dürfte.

Geführt wird die Nein-Kampagne erstmals von der BDP, da keine andere Partei die Führung übernehmen wollte. Die Volksinitiative kommt am 3. März zur Abstimmung - sechseinhalb Jahre nach ihrer Einreichung. Die Räte verbrachten eine lange Zeit damit, sich auf einen Gegenvorschlag zu einigen.

Für die Initiative ausgesprochen haben sich bisher die SP und die Grünen. Die SVP legt ihre Parole am 26. Januar an einer Delegiertenversammlung fest, bei der der Initiant Minder und SVP-Vizepräsident Christoph Blocher aufeinander treffen.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Thomas Minder wirft der Landesregierung vor, gegen einen Artikel im Gesetz über die politischen Rechte zu verstossen.
Bern - Bei der Abstimmung über die Abzockerinitiative ist der Bundesrat zu wenig neutral, zeigt sich Initiant und Ständerat Thomas Minder (SH) überzeugt. Darum will er kommende Woche in seinem ... mehr lesen
Bern - Der Abstimmungskampf um ... mehr lesen 13
Die Inhalte seien zum Teil schlicht und einfach kopiert worden.
Nationalrat Christoph Blocher. (Archivbild)
Männedorf ZH - Ein gutes Dutzend Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Reihen der SVP haben ein Komitee gegen die Abzockerei gegründet. Sie lehnen die Initiative ab und unterstützen den ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Bern - Mit einer interaktiven Plattform im Internet will das Ja-Komitee der «Abzocker-Initiative» das Stimmvolk im Abstimmungskampf zu seinen Gunsten mobilisieren. In den Augen des Komitees könnte die neue Regelung gegen Lohnexzesse zu einem Exportschlager werden. mehr lesen  1
Pascal Gentinetta
Bern - Mit einem neuen juristischen ... mehr lesen
Solothurn - Die EVP spricht sich für die Abzocker-Initiative aus. An ihrer Versammlung in Solothurn haben die Delegierten am Samstag mit 91 zu 18 Stimmen die Ja-Parole beschlossen. Ebenfalls Ja sagten sie zum revidierten Raumplanungsgesetz (RPG) sowie zum Bundesbeschluss zur Familienpolitik. mehr lesen 
Thun - Die Delegierten der FDP ... mehr lesen 10
Laut Philipp Müller vertreibt eine Annahme der Initiative Grossunternehmen aus der Schweiz. (Archivbild)
Abzocker, Familienpolitik und Raumplanung an der Urne.
Bern - Der Bundesrat hat für den ... mehr lesen
Zürich - Vor der voraussichtlich im März stattfindenden Abstimmung über die ... mehr lesen
76 Prozent wollen eine Lohnobergrenze.
Minder zieht Abzocker-Initiative nicht zurück.
Bern - Thomas Minder zieht die ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
9.2.2023 - 16.4.2023 im Landesmuseum Zürich  Der lange Weg der Schweizer Frauen zur Teilhabe an zivilen und politischen Rechten wurde in einer multimedialen Projektion aufgearbeitet. Die Show ist nun im Landesmuseum Zürich zu sehen. mehr lesen  
Fotografie 50 Fotograf*innen, 50 Frauen*, 50 Jahre Frauenstimmrecht  Wie geht es ihnen in diesem Land, das sich seine liebe Zeit gelassen hat mit der definitiven Einführung der Demokratie? Was ... mehr lesen  
Frauen können das genauso wie Männer!
Zwischen Bodensee und Säntis ist eine Landesausstellung geplant.
Abstimmung am 5. Juni  Bern - Neben den fünf eidgenössischen Abstimmungsfragen entscheiden am 5. Juni die Stimmberechtigten ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 3°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 1°C 5°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen immer wieder Schnee
Bern -1°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 2°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Genf 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten