Und zum Abschied küsst er die Kinder
Bundesrat Deiss besucht Elendsviertel in Kairo
publiziert: Sonntag, 27. Feb 2000 / 18:42 Uhr
Kairo - Für die Einwohner von Gom Khorab war es ein einziges Spektakel, für die Sicherheitsleute schien es der blanke Horror zu sein: Bundesrat Joseph Deiss und eine vielköpfige Schweizer Delegation besuchten am Sonntag ein Elendsviertel über der Altstadt von Kairo.
Der Stadtteil, in dem 20 000 Menschen leben, liegt in der Nähe
des Nil. Viele Einwohner sind in Lumpen gehüllt, die Füsse in
zerrissenen Sandalen. Zerfallende Häuser, überall ist Staub. Hier
führt der schweizerisch-ägyptische Entwicklungsfonds gemeinsam mit
der koptischen (christlichen) Sozialhilfe-Organisation
Entwicklungsprojekte durch.
Auf einer Häuserfassade eine Kindermalerei: Rauchende Öfen bringen die Bäume um, und die Sonne weint. In Zusammenarbeit mit Künstlern drücken Kinder des Quartiers so ihre Alltagssorgen aus.
Die Öfen der rund 70 Kleinfabriken in Kom Ghorab - zum Beispiel Töpfereien - verpesteten früher die Luft derart mit Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid, dass die Betriebe vom Umweltministerium beinahe verboten wurden. Mit der Installation von neuen Öfen unter Mithilfe der Entwicklungszusammenarbeit konnten wertvolle Arbeitsplätze gesichert werden.
Wunsch nach Gleichberchtigung
Eine andere Kindermalerei zeigt den Wunsch nach Gleichberechtigung: Ein Knabe und ein Mädchen berühren die zwei Schalen einer Waage, die sich im Gleichgewicht hält. Bundesrat Deiss zeigt sich noch interessierter als sonst, nimmt sich Zeit, fragt nach den kleinen Künstlern. Die Kinder beantworten die Fragen des Magistraten stolz und folgsam.
Übervorsichtige Sicherheitsleute
Überall rennen Kinder umher, lachen, begrüssen neugierig die Fremden in den feinen Anzügen. Sicherheitsleute und die Quartierältesten stossen sie weg und schimpfen. Wenn ein ausländischer Minister kommt, hat Ordnung zu herrschen.
Auf der Fussgängerbrücke über die Autobahn, die Kom Ghorab in zwei Hälften teilt, kommt es zu Rangeleien. Mit untereinander verschränkten Armen schotten die Leibwächter die Delegation ab.
Dank eines Entwicklungskredits für Behinderte konnte sich ein Quartierbewohner ein Motorrad kaufen, um seiner Arbeit nachgehen zu können. Natürlich muss er in Gegenwart der hohen Gäste den Motor starten.
Ein Tropfen auf den heissen Stein
Die Delegation ist von den Projekten beeindruckt. «Das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein», meint ein Delegationsmitglied. «Irgendwo muss die Entwicklung ja beginnen», widerspricht ein anderes.
Fünf Projekte begutachtet der Schweizer Aussenminister innerhalb von gerade zwei Stunden. Dann ist der Ausflug in die Armut zu Ende. Zum Abschied küsst er die Kinder, der Konvoi braust ab. Den Staub kann man ja im Luxushotel abklopfen, in einer «künstlichen Welt», sagt ein Delegationsmitglied nüchtern.
Auf einer Häuserfassade eine Kindermalerei: Rauchende Öfen bringen die Bäume um, und die Sonne weint. In Zusammenarbeit mit Künstlern drücken Kinder des Quartiers so ihre Alltagssorgen aus.
Die Öfen der rund 70 Kleinfabriken in Kom Ghorab - zum Beispiel Töpfereien - verpesteten früher die Luft derart mit Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid, dass die Betriebe vom Umweltministerium beinahe verboten wurden. Mit der Installation von neuen Öfen unter Mithilfe der Entwicklungszusammenarbeit konnten wertvolle Arbeitsplätze gesichert werden.
Wunsch nach Gleichberchtigung
Eine andere Kindermalerei zeigt den Wunsch nach Gleichberechtigung: Ein Knabe und ein Mädchen berühren die zwei Schalen einer Waage, die sich im Gleichgewicht hält. Bundesrat Deiss zeigt sich noch interessierter als sonst, nimmt sich Zeit, fragt nach den kleinen Künstlern. Die Kinder beantworten die Fragen des Magistraten stolz und folgsam.
Übervorsichtige Sicherheitsleute
Überall rennen Kinder umher, lachen, begrüssen neugierig die Fremden in den feinen Anzügen. Sicherheitsleute und die Quartierältesten stossen sie weg und schimpfen. Wenn ein ausländischer Minister kommt, hat Ordnung zu herrschen.
Auf der Fussgängerbrücke über die Autobahn, die Kom Ghorab in zwei Hälften teilt, kommt es zu Rangeleien. Mit untereinander verschränkten Armen schotten die Leibwächter die Delegation ab.
Dank eines Entwicklungskredits für Behinderte konnte sich ein Quartierbewohner ein Motorrad kaufen, um seiner Arbeit nachgehen zu können. Natürlich muss er in Gegenwart der hohen Gäste den Motor starten.
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(klei/sda)
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