Bundesrat: Libyen weigert sich «systematisch»

publiziert: Donnerstag, 22. Okt 2009 / 16:55 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 22. Okt 2009 / 18:09 Uhr

Bern - Der Bundesrat übt in der Affäre Gaddafi scharfe Kritik an Libyen. Die libysche Seite «verweigere systematisch», getroffene Abmachungen einzuhalten. Dennoch will die Landesregierung weiterhin versuchen, die zwei Geiseln auf dem Verhandlungsweg freizukriegen.

10 Meldungen im Zusammenhang
«Es gibt für die Schweiz keinen anderen Weg als den des Rechtsstaats», erklärte Bundespräsident Hans-Rudolf Merz vor den Medien in Bern. Die Schweiz habe sich seit August 2008 an die rechtsstaatlichen Prinzipien gehalten. Das werde sie auch in Zukunft tun.

Die Schweiz habe zu den Umständen der Verhaftung von Hannibal Gaddafi eine Untersuchung durchführen lassen; die Schweiz habe sich in Tripolis entschuldigt und einen völkerrechtlich bindenden Vertrag unterzeichnet, um die Beziehungen zu Libyen wieder zu normalisieren, zählte Merz auf.

Enttäuschung im Bundeshaus

«In einer verfahrenen Situation habe ich den Libyern die Hand gereicht», sagte Merz zu seinem Besuch in Tripolis im August. Trotz all dieser Bemühungen seien keine Fortschritte erzielt worden. «Der Bundesrat ist enttäuscht, dass sich Libyen nicht an die Abmachungen hält.»

Und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey erklärte: «Das Problem liegt nicht in der Schweiz, sondern in Libyen.» Sie qualifizierte die Festnahme der beiden Schweizer Geschäftsleute mehrfach als «Geiselnahme» und als eklatante Verletzung internationalen Rechts. Seit die beiden vor einem Monat von den libyschen Behörden verschleppt worden seien, haben man kein Lebenszeichen mehr von ihnen.

Keine Einzelheiten zur Strategie

Die Landesregierung habe in der Klausur vom Mittwoch eine detaillierte Lagebeurteilung vorgenommen, sagte Merz. Das EDA sei beauftragt worden, das Dossier weiterhin eng zu begleiten und das «diplomatische follow-up» vorzunehmen.

Was das genau heisst, wollten weder Merz noch Calmy-Rey kommentieren. Unter den gegebenen Umständen könnten keine Einzelheiten zur weiteren Strategie bekanntgegeben werden, sagten sie. Ob und welche Massnahmen der Bundesrat gegen Libyen treffen will, blieb unbeantwortet.

Einzige Waffe: Einreiseverbot

Der Präsident der APK des Nationalrats, Geri Müller (Grüne/AG), äusserte Verständnis dafür, dass der Bundesrat die weiteren Massnahmen geheim halten will. Mehrere Mitglieder der ständerätlichen APK forderten die Regierung jedoch explizit zu einer härteren Gangart gegenüber Libyen auf.

«Die Zeit der friedlichen Gespräche ist vorbei. Jetzt ist die Zeit der Massnahmen gekommen», sagte Maximilian Reimann (SVP/AG) vor Beginn der Sitzung.

Als mögliche Sanktion wurde von verschiedener Seite erneut ein Einreisestopp für libysche Bürger genannt. Ein generelles Visa-Verbot für Libyer im Schengenraum ist gemäss EU-Diplomaten jedoch nicht möglich.

(fest/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 2 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Nachdem Libyen für die Freilassung ... mehr lesen 2
Christoph Blocher: ABB soll etwas unternehmen. (Archivbild)
Revolutionsführer Gaddafi hält die beiden Schweizer in «Schutzhaft», damit ihnen nichts passieren kann.
Erstmals seit über einem Monat äusserten sich Vertreter der libyschen Regierung über den Aufenthaltsort der beiden Schweizer Geiseln. Sie seien nicht in einem Gefängnis, «sondern in einem ... mehr lesen
Lugano - Die Schweiz kann in der ... mehr lesen
Spanien wird jegliche Unterstützung leisten, so der spanische Aussenminister Miguel Angel Moratinos.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die Internetseite hannibal.ly hetzte gegen die Schweiz.
Bern - Die Schweiz hat nach Einschätzung des Islamwissenschafters Reinhard Schulze in ihrer Libyen-Politik keine Fehler gemacht. In Libyen seien die Verhältnisse kompliziert. Für die ... mehr lesen 2
Bern - Die 60-tägige Frist zur ... mehr lesen 1
Einmal mehr ohne greifbare Ergebnisse zurückgekehrt: der Bundesratsjet.
EDA-Spitzendiplomat Michael Ambühl.
Bern - Eine mehrköpfige Delegation der Schweiz ist von Tripolis zurückgekehrt. Die Reise in Libyens Hauptstadt wurde vom Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ... mehr lesen 1
Bern - Zwei Tage vor Ablauf der Frist zur Normalisierung der Beziehungen mit ... mehr lesen
Calmy Rey spricht über die Libyen-Affäre.
Bundesrat Hans-Rudolf Merz glaubt, dass Muammar Gaddafi die Schweiz demütigen will. (Archivbild)
Bern - Bundespräsident Hans-Rudolf ... mehr lesen 8
Dies dachte ich mir auch schon!
Dies wird wohl ein Geheimnis bleiben (müssen), bis diese verbrecherische Geiselnahme (hoffentlich) zu einem doch noch guten Ende geführt worden ist .....!
Ali Baba.. - Simsalabim ?
Auch in einem Rechtsstaat ist es erlaubt, nicht naiv zu sein. Weshalb wurde z.B. der angebliche Gesundheitscheck nicht in der Botschaft durchgeführt?
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten